Einen Tag lang diskutierten im Bonner DW-Funkhaus Wissenschaftler über die Entwicklung der Medien nach dem Arabischen Frühling. Eingeladen dazu hatte die DW Akademie.
Ist die Facebook-Revolution ein Mythos? Welche Rolle spielten Online-Kampagnen, wie die um Khaled Said, während des Arabischen Frühlings? Und: Waren die Sozialen Medien während der Revolution identitätsstiftend? Gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Fachhochschule Köln hatte die DW Akademie 14 Wissenschaftler aus acht Ländern zum 3. Mediendialog nach Bonn eingeladen. Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema "Arabische Welt - Die Rolle der Medien in Zeiten des Umbruchs".
Zur Transformation der Medienlandschaften sprach unter anderem Dr. Asiem El Difraoui, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin. Er hat sich wissenschaftlich mit dem Verhältnis von alten und neuen Medien in der so genannten Arabischen Revolution beschäftigt. Nicht die Sozialen Medien hätten die Revolution gemacht, sondern die Gesellschaft, sagte er. "Die neuen Netzwerke haben aber durch den Austausch von Informationen und die Möglichkeit der schnellen, massenhaften Mobilisierung einen entscheidenden Beitrag geleistet."
"Ist Facebook eine Alternative zum Offline-Aktivismus?"
Zu diesem Schluss kam auch Omair Anas, Universität Neu-Delhi, Indien. In seinem Vortrag über die Rolle der Kalluna Khaled Said Facebook-Kampagne stellte er die Frage: "Ist Facebook eine Alternative zum Offline-Aktivismus?" Seine Antwort: Es ist eine Ausweitung dessen. Er belegte diese These anhand der Kampagne um die Revolutionsikone Khaled Said. Die Kampagne, so Anas, hätte im Januar 2011, zu Beginn der Revolution, mehr Facebook-Freunde gehabt, als der Sender Al Jazeera.
Einen besonderen Aspekt der Sozialen Medien im Arabischen Frühling beleuchtete der Mexikaner Moisés Garduño García, PhD Kandidat von der University of Mexico. Seine These: "Der Arabische Frühling hat seine eigenen Botschaften, Symbole und Slogans, um das Entstehen einer neuen arabischen Ära auszudrücken." Dementsprechend hätte die Revolution nicht nur die politischen Rahmenbedingungen verändert, sondern auch die Sprache.
Als letzter Redner des Tages zog Prof. Dr. Michael Krzeminski, Dekan der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, ein positives Fazit des Mediendialoges und fasste zusammen: "Es war keine Facebook-Revolution." Die Sozialen Netzwerke könnten im Kontext der Revolution nicht alleine betrachtet werden, "sondern nur im Zusammenhang mit anderen Medien und vor allem mit anderen kulturellen und politischen Aspekten".
Die Vorträge werden voraussichtlich im September in Buchform erscheinen.