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IKEA-Konzern will mit DDR-Zwangsarbeitern sprechen

2. Mai 2012

IKEA will mit Ex-DDR-Häftlingen über Entschädigungen für Zwangsarbeit sprechen. In einer schwedischen TV-Dokumentation werden unter Bezug auf Stasi-Unterlagen massive Vorwürfe gegen die populäre Möbelkette erhoben.

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Werbeturm eines Ikea-Einrichtungshauses (foto:dapd)
ikea, werbeturm, zwangsarbeiterBild: dapd

Die Beschuldigungen wiegen schwer: Das schwedische Einrichtungshaus ließ in der früheren DDR seit den 60er Jahren Möbel herstellen, nach jüngsten Recherchen aber auch von politischen Gefangenen. IKEA-Möbel sind laut diesen Vorwürfen bis in die 80er Jahre in Zwangsarbeit produziert worden.  

Bereits vor Monaten hatte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtet, die schwedischen Möbel seien auch im ehemaligen VEB Sitzmöbelwerk Waldheim zusammengeschraubt worden, und in dem seien auch zahlreiche Strafgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt worden. Ein Ex-Häftling hatte geschildet, wie er Scharniere und Beschläge für IKEA herstellte. Laut einer jetzt gezeigten Recherche des schwedischen TV-Sender SVT gibt es bei der Stasi-Unterlagenbehörde mehr als 800 Dokumente "mit Bezug auf IKEA" bis in die Zeit des Mauerfalls 1989.    

"Erst eigene Untersuchungen" über Kooperation in DDR-Ära

Der Möbelriese will von der Zwangsarbeit nicht gewusst haben. Es sei klar, dass der Einsatz von politischen Gefangenen für IKEA "total inakzeptabel" sei, hieß es in Stockholm. Die schwedische Konzernsprecherin Ylva Magnusson sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wir wollen darüber gerne einen Dialog mit Betroffenen und auch mit Organisationen führen." Vorher müssten aber eigenen Untersuchungen zum möglichen Einsatz von Zwangsarbeitern für IKEA-Auftragsarbeiten in der DDR abgeschlossen werden. Die Stasi-Unterlagenbehörde erklärte in Berlin, Unterlagen seien aufgrund eines Forschungsauftrags bereits an IKEA gegangen.

In Berlin hatte am Vortag der Direktor der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, den Weltkonzern aufgefordert, ehemalige politische Gefangene in der DDR im Falle einer Zwangsarbeit zu entschädigen.

Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sollten auch in kubanischen Gefängnissen Häftlinge für IKEA arbeiten. Entsprechende Vereinbarungen seien unter Vermittlung von DDR-Unternehmen ausgehandelt worden. Die Lieferung sei aber an Qualitätsmängeln in Kuba gescheitert. 

SC/gmf (dpa,afp,epd,ap)