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Gauck macht sich stark für mehr Europa

17. April 2012

Bei Besuchen in Brüssel und Straßburg hat Bundespräsident Gauck für eine Stärkung Europas geworben. Als Lehre aus der Euro-Schuldenkrise müssten die Staaten der Europäischen Union ihre Kooperation ausbauen, sagte Gauck.

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Bundespräsident Gauck und EU-Parlamentspräsident Schulz treffen sich in Straßburg (Foto: dpa)
Bundespräsident Joachim Gauck Europäisches Parlament Martin SchulzBild: picture-alliance/dpa

Im Europaparlament in Straßburg versicherte der Bundespräsident und ehemalige DDR-Bürger Joachim Gauck, er habe noch immer die "Sehnsucht eines Ostmenschen, der nach Westen blickt". Dies sei die "Sehnsucht nach Freiheit und Menschenrechten". Daher sei es für ihn "selbstverständlich", dass er nach seiner ersten Auslandsreise nach Polen die EU-Institutionen in Brüssel und Straßburg besucht habe. Gauck war im März zum Nachfolger des zurückgetretenen Christian Wulff gewählt worden.

Zudem vertrete er ein Land, dessen "Regierungschefin ganz deutlich gesagt hat: 'Wir wollen in der Krise nicht weniger, sondern mehr Europa wagen'", sagte Gauck. Diese Äußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel entspreche seiner persönlichen Überzeugung. Und auch die Mehrheit der Deutschen bleibe Europa treu, versicherte Gauck.

Gauck will sich einmischen

In Straßburg kam der Bundespräsident auch mit dem Präsidenten des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), zusammen. Schulz sagte, Gauck habe sich "sehr interessiert und wissbegierig" gezeigt. Bei einem anschließenden Treffen mit deutschen Abgeordneten sicherte Gauck zu, er wolle sich aktiv in die Europa-Debatte einmischen.

Auch in Brüssel hatte sich Gauck zuvor als überzeugter Europäer präsentiert. Nach einer Unterredung mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte er: "Als Europa sind wir stark, als Nationalstaaten nicht mehr stark genug." Zwar seien in den Mitgliedsländern "die nationalen Identitäten noch sehr dominant in den Bevölkerungen", aus rationalen Gründen müssten die Staaten aber weitere Kompetenzen abtreten, auch in der Außenpolitik.

Die Deutschen sollten sich wegen der Euro-Schuldenkrise nicht von Ängsten leiten lassen, mahnte Gauck. "Angst macht kleine Augen und ein enges Herz." Vielmehr sollten sich die Menschen von der Herausforderung der Wirtschafts- und Finanzkrise neu anstacheln lassen: "Wir müssen Gestaltungskräfte entwickeln."

Bundespräsident Gauck und EU-Komissionspräsident Barroso sprechen vor der Presse (Foto: Reuters)
Beide wollen mehr Europa: Bundespräsident Gauck und EU-Komissionspräsident BarrosoBild: Reuters

Zu früh für "Vereinigte Staaten von Europa"

Ein Zusammenwachsen der Mitgliedsländer der Europäischen Union zu Vereinigten Staaten von Europa nannte das deutsche Staatsoberhaupt allerdings eine "Zukunftsvision". Eine solche Vision wage er noch nicht zu teilen. Aber "mehr Kooperation, mehr Abstimmung und mehr Instanzenklarheit, das können wir schon erwarten", sagte Gauck.

Barroso dankte dem deutschen Staatsoberhaupt für "seinen mutigen Aufruf, mehr Europa zu wagen". Das europäische Projekt sei nicht selbstverständlich, sondern müsse gelebt werden. Gauck sei hier Vorbild.

kle/hp (afp, dpa, epd, kna)