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Anonyme Bewerbungen erhöhen Chancengleichheit

17. April 2012

Ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren erhöht die Chance für Frauen, Migranten und ältere Arbeitnehmer auf einen Job. Das ist das Ergebnis eines bundesweiten Pilotprojektes.

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Der Vordruck für eine anonyme Bewerbung ohne Foto, Name und Alter der Person (Foto: dpa)
Symbolbild BewerbungBild: picture-alliance/dpa

Menschen, die bei Bewerbungen Nachteile hätten, Migranten etwa oder Frauen, bekämen im anonymisierten Bewerbungsverfahren gleiche Chancen, "und das ist gut so", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, im ZDF-"Morgenmagazin". In den Unternehmen habe das Pilotprojekt eine "Riesendiskussion" ausgelöst, ob Klischees das Bewerbungsverfahren beeinflussten. Nach der Anonymisierung der Merkmale herrsche Chancengleichheit, fasste der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus Zimmermann, die Ergebnisse zusammen.

Bei dem Projekt verzichteten die Arbeitgeber auf Fotos sowie Angaben wie den Namen, das Alter, das Geschlecht, die Herkunft oder den Familienstand - eine Praxis, die in den USA zum Beispiel längst üblich ist. Einige setzten dabei auf Onlinebewerbungen, andere auf Formulare per E-Mail oder Post und wiederum andere ließen Bewerbungen erst nachträglich anonymisieren. Erst bei einer Entscheidung für einen Bewerber wurden die persönlichen Details bekannt gemacht.

Nicht repräsentativ

An der Initiative beteiligten sich die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, L'Oréal, der Geschenke-Vermittler Mydays, Procter & Gamble, das Bundesfamilienministerium, die Arbeitsagentur Nordrhein-Westfalen und die Stadtverwaltung von Celle. Diese Unternehmen sind laut Zimmermann aber nicht repräsentativ für die Gesamtheit der deutschen Unternehmen, da sie sich zum Großteil schon vorher um eine größere Vielfalt bei Bewerbungsverfahren bemüht hatten.

Befürchtungen, dass das anonymisierte Bewerbungsverfahren zu teuer oder zu aufwendig sei, erwiesen sich laut Lüders und Zimmermann größtenteils als unbegründet. Stattdessen werde die Sensibilität in Bewerbungsverfahren gefördert. Wünschenswert sei daher, die Anforderungsprofile und Bewertungskriterien noch klarer und nachvollziehbarer zu gestalten. Allerdings könne eine Chancengleichheit im Bewerbungsprozess nicht die Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen im Bildungsbereich ausgleichen. Dazu seien andere Strategien erforderlich.

wen/kle (afp, dapd)