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Asien stabilisiert Weltwirtschaft

Phyllis Kuhn23. März 2012

"Wachstum ohne Grenzen? Chinas Aufstieg in der Weltwirtschaft“ hieß eine Podiumsveranstaltung im Rahmen der Dialogreihe "Magnet China" in Hamburg. Großen Herausforderungen stehen große Chancen gegenüber.

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Blick in die Veranstaltungssaal von "Manet China" in Hamburg (Foto: Körber-Stiftung / Marc Darchinger)
Bild: Körber-Stiftung/Marc Darchinger

Bereits vor einiger Zeit hat China Deutschland als Exportweltmeister überholt. China hält die weltweit größten Devisenreserven und ist nach den USA zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt avanciert. Mit enormen Wachstumsraten ist China zur führenden Wirtschaftsmacht der Welt geworden. Der Aufschwung hat Millionen von Chinesen aus der Armut geholt und das Land zu einem attraktiven Standort für ausländische Investoren gemacht. Doch der Aufstieg birgt auch Schattenseiten: Soziale Ungleichheit, Umweltprobleme, Korruption, Inflationsrisiken und das Stadt-Land-Gefälle haben zugenommen.

Im Rahmen der Dialogreihe "Magnet China!“ wurde Mitte März (12.03.2012) in Hamburg über Chancen und Risiken von Chinas Aufstieg in der Weltwirtschaft diskutiert. Das Podium war hochkarätig besetzt: Mit dem Journalisten Wang Shuo, Chefredakteur von Chinas führendem Wirtschaftsmagazin "Caixin“, sowie mit Jörg Wuttke, China-Repräsentant des Chemie-Konzerns BASF und Präsident der Europäischen Handelskammer in China. Die Moderation hatte die Juristin Sabine Stricker-Kellerer übernommen.

China und das "Unternehmer-Gen“

Einig waren sich die Experten bei den Ursachen für Chinas rasantes Wirtschaftswachstum in der Vergangenheit: Zum Einen die Landreform in den 1980er Jahren unter Deng Xiaoping mit der Befreiung der Bauern, zum anderen Chinas WTO-Beitritt im Jahr 2001. "Caixin“-Redakteur Wang Shuo hob außerdem das besondere "Unternehmer-Gen“ der Chinesen hervor: Das werde China ermöglichen, sich in Kürze von der "Werkbank der Welt“ zu einer innovativen Gesellschaft zu entwickeln. Wang sah zugleich drei große Herausforderungen in diesem Prozess: Chinas unzulängliches Sozialversicherungssystem, die Notwendigkeit einer erneuten Landreform und die Abschaffung der staatlichen Preiskontrolle für Güter wie Strom oder Öl.

Jörg Wuttke, China-Repräsentant von BASF (Foto: Körber-Stiftung/ Claudia Höhne)
Jörg Wuttke ist China-Repräsentant von BASFBild: Körber-Stiftung/ Claudia Höhne

Zwar verfüge China schon über gute Voraussetzungen wie Unternehmertum, billige Arbeitskräfte und vor allem billiges Kapital. Das Geld solle jedoch von den Provinzregierungen weniger in den Bau von noch mehr Infrastruktur als vielmehr in die Geldbeutel der Bevölkerung gesteckt werden. Nur, wenn die chinesische Bevölkerung private Rücklagen bilden könne, ließe sich die Wirtschaft langfristig ankurbeln, so Wang Shuo.

Um die unternehmerische Kreativität zu steigern, müsse zudem die in der Volksrepublik allgegenwärtige Kopierkultur überwunden werden. China hat auch im eigenen Land Probleme mit dem Schutz geistigen Eigentums. Wirtschaftliches Innovationspotential dürfe sich nicht im gelungenen Kopieren erschöpfen. "Caixin“-Redakteur Wang Shuo fordert in dem Zusammenhang mehr Unabhängigkeit von staatlicher Förderung und Finanzierung. Diese Protektion sei unzuverlässig und verzerre den Wettbewerb.

"Going global starts at home“

Jörg Wuttke betonte Chinas neue Rolle als Investor im Ausland. Unter dem Stichwort "going global starts at home“ betonte er, dass viele chinesische Unternehmen schlecht vorbereitet ins Ausland gingen. Gerade in Deutschland könne man beobachten, dass vielen Chinesen grundlegende Kenntnisse in Bezug auf Sprache und Kultur fehlten. Auch rechtliche Vorgaben, zum Beispiel in Bezug auf Umweltschutz, seien vielen chinesischen Unternehmern fremd.

Wuttke rief deutsche Institutionen auf, chinesischen Firmen Starthilfe zu geben. Das könnten zum Beispiel die Handelskammern leisten. Immerhin profitierten beide Seiten: die Deutschen durch Arbeitsplätze und Investitionen, die Chinesen durch gute Geschäfte in Deutschland. Die europäische und die chinesische Wirtschaft seien stark miteinander verbunden. Wenn China Europa hilft, helfe es also auch sich selbst. Die nächste Veranstaltung der Reihe Magnet-China findet am 03.04.2012 in Düsseldorf statt. Da geht es um das Thema: Chinas Rolle in der Euro-Krise.