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Leipzig: Wohlfühlmesse für den Nachwuchs

Nadine Wojcik18. März 2012

Die Leipziger Buchmesse versprüht Optimismus: hohe Besucherzahlen, zufriedene Autoren und viel Liebe zum gedruckten Buch. Aber auch digitale Lesegeräte gewinnen immer mehr an Selbstverständlichkeit.

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Bild: DW/N. Wojcik

Die „Lesebude“ ist einer der schönsten Orte der Leipziger Buchmesse. Bis auf den letzten Platz sind die Kinder- und Jugendlesungen besetzt, anschließend stehen die kleinen Leser Schlange für ein Autogramm ihres Lieblingsautors.

Die Leipziger Buchmesse bleibt ihrem Ruf als junge Messe treu: Auf einem Viertel der 69.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche präsentieren sich Kinder- und Jugendbuchverlage, neu hinzugekommen sind zu den rund 450 Veranstaltungen für junge Leser in diesem Jahr der "Schulbuchpreis" und diverse Fachveranstaltungen zur Leseförderung. "Rund ein Drittel unserer Besucher ist jünger als 21 Jahre“, sagt Direktor Oliver Zille. "Darunter sind rund 25.000 Schüler, die mit ihren Schulklassen unsere Messe besuchen."

Wie im vergangenen Jahr kamen auch 2012 rund 163.000 Besucher zur Leipziger Buchmesse. Während bei dem weltweit größten Branchentreffen in Frankfurt am Main nur Fachbesucher eingelassen werden, sind in Leipzig die Messehallen für jeden geöffnet. Gerade das schätzen die Verlage, die zwar ihre Lizenzgeschäfte hauptsächlich in Frankfurt abschließen, sich in Leipzig aber direkt mit den Lesern und Buchhändlern austauschen können - unverzichtbar, wenn ein Verlag wissen möchte, welche Titel besonders gut ankommen und welche Themen besonders gefragt sind.


Treffpunkt der Autoren

Der ungehinderte Zugang zur Buchmesse ist auch für junge, unbekannte Autoren wichtig. "Leipzig ist eine Wohlfühlmesse: Hier kommt man leicht mit Verlegern und Lektoren ins Gespräch - in Frankfurt ist das undenkbar", sagt  Michael Stavarič, Träger des diesjährigen Adelbert-von-Chamisso-Preises und zum siebten Mal auf der Messe  Besonders schätze er das parallel stattfindende Festival "Leipzig liest", das größte Lesefest Europas. "Es gibt wohl kaum einen Ort in der Stadt, an dem keine Lesung stattfindet", sagt Stavaric. Die Statistik gibt ihm Recht: 2780 Autoren lasen an 350 Orten aus ihren Büchern vor.

163.000 Besucher kamen zur Leipziger Buchmesse. Foto: dpa
163.000 Besucher kamen zur Leipziger BuchmesseBild: picture-alliance/dpa

Um junge Autoren kümmerte sich in diesem Jahr auch die neuaufgelegte Programmreihe "autoren@leipzig". Wie vermarkte ich mich richtig? Wie finde ich einen Verlag? Auf zahlreichen Veranstaltungen konnten angehende Schriftsteller Antworten auf diese Fragen finden. Wolfgang Tischer, Betreiber der Internetseite "literaturcafe.de", begrüßt die Initiative: "Ich finde es wichtig, dass die Buchbranche dem Nachwuchs die Möglichkeit gibt, sich richtig zu informieren. Auch wenn sich dann manchmal eine Hoffnung als falsch erweist." Das sei aber wichtig, um unerfahrene Autoren vor zwielichtigen Verlagen zu schützen: "Leider fallen manche Neulinge noch immer auf Pseudo-Verlage rein, die Geld verlangen, anstatt zu bezahlen."

Innovativ und unabhängig

Die Perlen der Verlage fanden sich auch in diesem Jahr in der abwechslungsreichen Halle Fünf. Hier versammelten sich die sogenannten "Jungen Verlage", ein etwas irreleitender Titel, denn manche von ihnen sind schon seit vielen Jahren auf dem Buchmarkt. Mit dem  Attribut "jung" ist hier eher innovativ, unkonventionell und vor allem unabhängig gemeint.

Über 2071 Verlage aus 44 Ländern werben auf der Messe. Foto: Jan Woit Bild: DW/Nadine Wojcik, 17.03.2012
Über 2071 Verlage aus 44 Ländern werben auf der Messe.Bild: DW/Wojcik

Einer dieser Verlage stellte in diesem Jahr nicht aus: Zum Auftakt der Buchmesse wurde bekannt, dass der kleine, feine Blumenbar-Verlag vom Aufbau-Verlag übernommen wird. Daraus ließe sich aber keineswegs ein Trend ablesen, sagt Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag. "Es gibt immer wieder Verlage, die uns verlassen, letztlich ist der Buchmarkt eine Branche wie jede andere auch." Gleichzeitig sind in diesem Jahr aber neue Verlage im A usstellungsbereich der "Jungen Verlage" hinzugekommen. "Eine tolle Messe, wir haben verstärkt gute Presse bekommen", bilanziert Sundermeier. Ein wichtiger Trend für den Verleger: "Buchhändler und Literaturjournalisten waren in den vergangenen Jahren häufig skeptisch, wenn ein bekannter Autor in einem eher unbekannten und kleinen Verlag veröffentlichte. Aber die Anerkennung und das Vertrauen in unsere Arbeit ist definitiv gewachsen."

Mit größerer Selbstverständlichkeit präsentierte sich in Leipzig auch das "Digitale Lesen". Viele Verlage zeigten neben ihren gedruckten Bücher auch das dazugehörige EBook, unter der Wortmarke "Leipzig.liest.digital" versammelte die Buchmesse zahlreiche Veranstaltungen zu neuen Entwicklungen auf dem Buchmarkt. Trotz so mancher Innovation ist Direktor Oliver Zille überzeugt: "Leipzig ist und bleibt eine Papiermesse. Die Liebe zum gedruckten Buch ist ungebrochen."