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Duisburgs Bürger wählen Sauerland aus dem Rathaus

12. Februar 2012

130.000 Einwohner haben für das politische Aus des CDU-Mannes gestimmt. Damit war der Bürgerentscheid erfolgreich: Für die Duisburger ist Sauerland einer der Hauptverantwortlichen für die Loveparade-Katastrophe.

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Adolf Sauerland (CDU), Oberbuergermeister von Duisburg, gibt am Montag (11.07.11) am Rand einer Ratssitzung im Rathaus in Duisburg Pressevertretern ein Interview. Sauerland hat die moralische Verantwortung fuer die Tragoedie bei der Duisburger Loveparade vor einem Jahr uebernommen. Es sei ihm ein persoenliches Beduerfnis, sich bei den Betroffenen und Hinterbliebenen der Todesopfer zu entschuldigen, sagte er am Montag vor Beginn der Ratssitzung. (zu dapd-Text) Foto: Sascha Schuermann/dapd.
Bild: dapd

Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland verliert wegen der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010 sein Amt. Bei einem Bürgerentscheid stimmten genau 129.833 der rund 365.000 wahlberechtigten Duisburger für die Abwahl des CDU-Politikers, wie Wahlleiter Peter Greulich mitteilte. Das waren 35,5 Prozent. Die gesetzliche Hürde für eine gültige Abwahl lag bei gut 91.000 Stimmen oder 25 Prozent der Wahlberechtigten. Für einen Verbleib Sauerlands im Amt sprachen sich nur rund 21.500 Bewohner aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,6 Prozent. Laut der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung hat Sauerland nun bis Mittwoch Zeit sein Amt zu räumen, Neuwahlen müssen innerhalb von sechs Monaten folgen.

Eine Bürgerinitiative hatte mit Unterstützung von SPD, Grünen, Linkspartei und Gewerkschaften Sauerlands Abwahl beantragt, weil sie dem Oberbürgermeister Fehler bei der Genehmigung der Großveranstaltung und Versagen im Umgang mit den Angehörigen der 21 Todesopfer vorwirft. Tatsächlich entschuldigte sich der Lokalpolitiker erst nach gut einem Jahr für die Katastrophe. Sauerland selbst hat jede Schuld an der Massenpanik stets von sich gewiesen. Die Bürgerinitiative hatte den Entscheid in Duisburg mit der Sammlung von knapp 80.000 Unterschriften erzwungen.

"Abstimmung ein demokratischer Schlusspunkt"

Der 56 Jahre alte Sauerland hatte sich bis zuletzt optimistisch gezeigt. Er gehe davon aus, dass er auch nach Abschluss des Verfahrens Stadtoberhaupt sein werde, sagte er der "Bild"-Zeitung. Im Zusammenhang mit dem Abwahlverfahren sprach Sauerland von einer "Kampagne" und einer "parteipolitischen Abrechnung". "Gut ist, dass mit der Abstimmung ein demokratischer Schlusspunkt gesetzt wird, den danach jeder akzeptieren muss." Der CDU-Politiker hatte 2004 die jahrzehntelange Herrschaft der Sozialdemokraten in Duisburg gebrochen und war 2009 für sechs Jahre wiedergewählt worden.

Massenpanik - auf der Love-Parade in Duisburg sterben mindestens 19 Menschen

Schuldfrage bis heute nicht geklärt

Wer Schuld an der Katastrophe vom 24. Juli 2010 hat, ist bis auf den heutigen Tag nicht geklärt. Bei dem Unglück und in den Tagen danach starben 21 Menschen, 541 Menschen erlitten Verletzungen. Zu dem Loveparade-Festgelände an einem stillgelegten Duisburger Güterbahnhof gab es nur einen einzigen Zugang, der durch einen Straßentunnel unter den Bahngleisen von zwei Seiten aus zu erreichen war. Er diente gleichzeitig als Ausgang. Dort trafen am späten Nachmittag Massen von Techno-Fans aufeinander; es entstand eine so unerträgliche Enge, dass Menschen zerquetscht und totgetreten wurden.

Tausende Raver drängen sich am Samstag (24.07.2010) in und vor dem Tunnel in Duisburg, in dem sich eine Massenpanik ereignet hat. Bei der Loveparade in Duisburg sind nach Angaben der Polizei mindestens fünfzehn Menschen ums Leben gekommen. Vor dem Loveparade-Gelände am ehemaligen Güterbahnhof ist es in einem Tunnel zu einer Massenpanik unter den Besuchern gekommen. Foto: Erik Wiffers dpa
Minuten der Todesangst: in Panik flüchtende Loveparade-TeilnehmerBild: picture-alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 17 Beschuldigte, darunter elf Mitarbeiter der Duisburger Stadtverwaltung, fünf Mitarbeiter des Loveparade-Veranstalters Lopavent sowie ein Polizeibeamter. Sauerland und Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller gehören nicht zu den Beschuldigten. Ein Ende der Ermittlungen ist bislang nicht in Sicht. Die Staatsanwaltschaft wertete bisher 3370 Zeugenaussagen aus.

sti/se (dpa, dapd, epd)