1984: Interview mit Gustl Bayrhammer | Schauspieler im Gespräch | DW | 21.11.2011
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Schauspieler im Gespräch

1984: Interview mit Gustl Bayrhammer

"Man muss sich daran gewöhnen, mit einem nicht vorhandenem Kobold, mit niemandem zu spielen" - Gustl Bayrhammer über die Arbeit bei "Meister Eder und sein Pumuckl".

Gustl Bayrhammer in dem Film Besuchszeit (1991)

Gustl Bayrhammer in dem Film "Besuchszeit " (1991)

Mit zwei Fernsehfiguren wird sein Name sofort assoziiert: Oberkommissar Veigl und Meister Eder. Denn diese Rollen haben Gustl Bayrhammer dem Publikum am stärksten eingeprägt. Dabei vergisst man schnell, dass dieser Schauspieler über Jahre auch an Theaterbühnen glänzte – als Charakterdarsteller, als Volksschauspieler oder auch Charakterkomiker. Die umfangreiche Rollenpalette, die der bayerische Staatschauspieler im Repertoire hatte, machte Gustl Bayrhammer zu einem der populärsten Schauspieler Deutschlands.

Schauspielunterricht im Krieg

Zur Welt kam Gustl Bayrhammer am 12.02.22 in München. Die Schauspielerei wurde ihm mit in die Wiege gelegt, denn sein Vater war ebenfalls ein nicht unbekannter Schauspieler, der auf zahlreichen Bühnen brillierte. Und recht früh stand auch der Entschluss von Gustl Bayrhammer fest, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch auf Wunsch seiner Eltern, sollte der Familiensprössling zunächst einen "handfesten" Beruf erlernen. So besuchte Gustl Bayrhammer zunächst die Münchner Kaufmannsschule. Während des Zweiten Weltkrieges diente er sodann bei der Luftwaffe als Funker, nahm aber zugleich schon Schauspielunterricht am Berliner Schillertheater bei Heinrich George und noch im Jahr 1944 legte er dann die Abschlussprüfung ab. Ein Jahr darauf, nach dem Ende des Krieges, sollte nun der Startschuss zu seiner schauspielerischen Karriere fallen.

Eine „glückliche Fügung“

Gustl Bayrhammer in der TV-Show: Showgeschichten (1994)

Gustl Bayrhammer in der TV-Show: "Showgeschichten" (1994)

Ab 1945 begann für Gustl Bayrhammer eine lange Wanderschaft durch die Theaterbühnen – und diese waren überwiegend in der Provinz angesiedelt. Sein Debüt gab der junge Schauspieler am Hohenzollernschem Landestheater in Sigmaringen und er sollte dort drei Jahre bleiben. Sein weiterer Weg führte ihn dann nach Tübingen, Augsburg, Karlsruhe und schließlich an das Landestheater Salzburg. Im Jahr 1966 erwies sich ein Gastspiel der Salzburger im Münchner Volkstheater als eine "glückliche Fügung" im Verlauf der Karriere von Gustl Bayrhammer: als Glücksfee fungierte Therese Giehse, die die schauspielerischen Qualitäten von Gustl Bayrhammer 1966 entdeckte. Ein Vertrag an den Münchner Kammerspielen folgte nun als Ergebnis dieser "glücklichen Fügung". Für den inzwischen schon gereiften Schauspieler begann eine völlig "neue Zeit".

Gustl Bayrhammer in dem Komödienstadel Die drei Dorfheiligen (1972)

Gustl Bayrhammer in dem Komödienstadel "Die drei Dorfheiligen" (1972)

Veigl, Eder und andre

Gustl Bayrhammer spielte von nun an in jenen Theaterstücken, die sein schauspielerisches Können vielfach unter Beweis stellten. So übernahm er Rollen bei Aufführungen von solchen Autoren wie William Shakespeare, George Bernard Shaw, Ödön von Horváth oder auch Martin Sperr, um nur einige zu nennen. Doch insbesondere das Fernsehen sollte zu der steigenden Popularität des Schauspielers nicht unwesentlich beitragen. Durch das vom Bayerischen Rundfunk produzierten "Komödienstadl“, das seit 1959 über die deutschen Fernsehbildschirme flimmerte, wurde Gustl Bayrhammer dem breiten Publikum bekannt. Doch vor allem die Gestalt der Kommissars Veigl im "Tatort" wurde zu einem "Markenzeichen" des Schauspielers. 15 Mal verkörperte Gustl Bayrhammer den "Kenner der Münchner Seele", bis er schließlich aus dieser Reihe ausstieg. Der "Kölner Stadt Anzeiger" vom 11.02.87 zitiert Gustl Bayrhammer in diesem Zusammenhang, dass "die Drehbuch-Konstruktionen zunehmend ’schwachsinnig’ seien." Doch neben zahlreichen anderen Produktionen spielte Gustl Bayrhammer eine Rolle, mit der er vor allem die Herzen junger Zuschauer eroberte. 1982 startete die erste Staffel der Serie "Meister Eder und sein Pumuckl", die zunächst im Bayerischen Rundfunk und bald auch in der ARD ausgestrahlt wurde. Den Erfolg dieser Serie garantierte nicht nur Gustl Bayrhammer als Schreinermeister Franz Eder, sondern auch zahlreiche bekannte deutsche Schauspieler, die es sich nicht nehmen ließen, in den 26 Folgen mitzuwirken. Überliefert ist eine Anekdote, die davon berichtet, dass eines Tages eine Gruppe von Kindern an den gerade am häuslichen Zaun werkelnden Gustl Bayrhammer herantrat, um mit ihm gemeinsam den Pumuckl zu suchen. Für die Rolle des Franz Eder wurde der Schauspieler mit dem "Bayerischen Filmpreis 1983" als bester Schauspieler ausgezeichnet. Doch es war nicht die einzige Ehrung, die Gustl Bayrhammer zuteil wurde. So ist er unter anderem auch mit einem Bambi und dem Bayerischen Verdienstorden geehrt worden. Gustl Bayrhammer, der "Bilderbuch-Bayer", wie ihn "Die Welt" vom 12.02.87 nannte, starb am 24.04.93 in Krailling bei München.

Im Februar 1984 sprach DW-Mitarbeiterin Elisabeth Bachtler mit Gustl Bayrhammer über einige von seinen Rollen.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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