Interview mit Willy Millowitsch - Oktober 1996 | Schauspieler im Gespräch | DW | 25.07.2011
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Schauspieler im Gespräch

Interview mit Willy Millowitsch - Oktober 1996

"Ich brauche die Bühne, ich brauche das Theater" - Williy Millowitsch über seine schauspielerische Arbeit

Willy Millowitsch in der Rolle des Tatort-Kommissars Klefisch

Willy Millowitsch in der Rolle des Tatort-Kommissars Klefisch

Er war in über sechzig Fernseh- und Kinofilmen zu sehen, spielte Theater schon als Kind und tat dies bis ins hohe Alter. Er gehörte zu Köln wie der Dom und der Karneval – Willy Millowitsch spielte sich in die Riege der beliebtesten Schauspieler Deutschlands.

Vater und Sohn

Die Schauspielerei hatte Willy Millowitsch von seinem Vater geerbt, als er am 08.01.1909 in Köln als Sohn des Volksschauspielers Peter Millowitsch zur Welt kam. Die Familie war bereits seit dem 18. Jahrhundert dem Theater verbunden. Noch während des Schulbesuchs lernte Willy Millowitsch die Bühnenbretter des elterlichen Theaters kennen. Seine Schulzeit beschrieb er unter anderem mit folgenden Worten: „Wo und wann immer es ging, haben wir uns vorm Unterricht gedrückt… Und meine Eltern taten sich schwer mit dem erhobenen Zeigefinger: Ich musste ja abends auf die Bühne. Schon mit zwölf….“ Und diese Bühne sollte lebenslang sein Zuhause bleiben. 1939 übernahm Willy Millowitsch die Leitung der Tournee-Truppe des Theaters und fing an, auch Theaterstücke in der Provinz aufzuführen. Auch in der Zeit der Nazis kam das Haus gut zu recht, wenn auch – wie Willy Millowitsch in seiner Autobiographie schreibt – „zähneknirschend“. Da das Theater den Zweiten Weltkrieg zwar mit Schäden aber dennoch überstand, nahm es den Betrieb noch 1945 auf. Willy Millowitsch sollte diesen Betrieb bis 1996 prägen.

„Die Leute sollen wieder wat zu lachen haben!“

Willy Millowitsch in einer Szene des Theaterstücks Der Etappenhase

Willy Millowitsch in einer Szene des Theaterstücks "Der Etappenhase"

Der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer war es vor allem, der die möglichst rasche Wiederaufnahme des Spielbetriebs am Millowitsch-Theater förderte. Denn, wie der Schauspieler selbst in der Autobiographie berichtet, sagte der spätere Bundeskanzler zu ihm: „Die Leute sollen wieder wat zu lachen haben!“ Und sie haben was zu Lachen bekommen – über 50 Jahre leitete Willy Millowitsch sein Theater und spielte es zu den populärsten Volksbühnen in Deutschland hoch. Nicht zuletzt das Fernsehen steigerte die Popularität des Schauspielers. Bereits 1953 übertrug der WDR zum ersten Mal ein Stück aus dem Theater und es war zugleich die erste Theater-Live-Sendung in Deutschland. Der Militärschwank trug den Titel "Der Etappenhas" und hatte zur damaligen Zeit bereits einen Kult-Status. Schnell war ein breites Publikum erreicht – der WDR übertrug nun regelmäßig Inszenierungen aus dem Familienbetrieb. Willy Millowitsch schreibt in seinen Memoiren über diese Zeit: „… Horrende Gagen zahlten die TV-Leute zwar nicht gerade, aber sie reichten zumindest, das Millowitsch-Theater zu erhalten.“ Und in der Tat: das Theater arbeitet in der nächsten Generation bis heute.

Willy Millowitsch (re) mit Franz Schneider in dem UFA-Film Der wahre Jakob

Willy Millowitsch (re.) mit Franz Schneider in dem UFA-Film "Der wahre Jakob"

Film- und Sängerkarriere

Auch der Film hatte sehr schnell eine Verwendung für den Schauspieler. Bereits 1949 spielte Willy Millowitsch seine erste Filmrolle: der Streifen trug den Titel „Gesucht wird Majora“ und war ein simpel gestrickter Krimi, der sich nur dadurch auszeichnete, dass es die erste Filmproduktion in NRW nach dem Zweiten Weltkrieg war. Doch zugleich war er auch der Startschuss zu weiteren Filmrollen, von denen sich im Laufe der Zeit über sechzig anhäuften. Neben den Auftritten in zahlreichen Komödien, hat Willy Millowitsch auch ernstere Rollen übernommen. Doch es sollte eine Krimi-Reihe werden, die sich der Altmeister am meisten gewünscht hat: als Kommissar Klefisch spielte er so manchen anderen Filmkommissar an die Wand. „Der Spiegel“ vom 21.01.93 schrieb unter anderem: “Willy kommt gewaltig, und weil er schon so oft über die Bühnenbretter geschwankt ist, kann ihn im Fernsehen nichts erschüttern, selbst der Drehort französische Kanalküste nicht. Hier hatte Millowitsch 1942 Fronttheater gespielt und entdeckte jetzt unterm Dünengras alte Bunker und unverwüstliche Kanonen wieder: ‚Da hat sich eijentlisch nit viel jeändert’." Und als Urkölner besaß der Schauspieler ein weiteres Talent: über Jahre gehörte Willy Millowitsch zu den beliebtesten Interpreten von Karnevalsliedern. Insbesondere mit dem Lied „Ich bin ene kölsche Jung“ setzte er sich selbst ein Denkmal im Rheinland. Bei so viel Popularität blieb es auch nicht ohne Auszeichnungen und Ehrungen: Otto, Bundesverdienstkreuz I. Klasse und Großes Bundesverdienstkreuz, Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln sind nur einige von ihnen. Willy Millowitsch starb am 20.09.99 in Köln.

Im Oktober 1996 sprach DW-Redakteur Karl-Heinz Lummerich mit Willy Millowitsch über seine schauspielerische Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich

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