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Liberia Rohstoffe

20. Mai 2011

Früher flossen die Gelder aus Liberias Rohstoffsektor in die Taschen von Warlords. Inzwischen kommen immer mehr Einnahmen der Bevölkerung zugute. Für Entwicklungsminister Dirk Niebel auch ein Erfolg deutscher Politik.

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Bundesentwicklungsminister Niebel und Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf bei einem Besuch Niebels in Monrovia, Liberia am 19.05.2011 (Foto: Dirke Köpp)
Dirk Niebel und Liberias Präsidentin Ellen Johnson-SirleafBild: DW
Eine Karte mit dem geografischen Ort von Liberia - (DW-Grafik: Simone Hüls)

In Liberias Hauptstadt Monrovia wird an allen Ecken und Enden gebaut. Hier ein Einfamilienhaus, da ein Hochhaus. Straßenlaternen werden mit Solarzellen betrieben, und viele Hauptverkehrsstraßen sind gut in Schuss. Sicher, man findet auch noch Gebäude, die im Bürgerkrieg von 1989 bis 2003 zerstört worden. Insgesamt aber drängt sich der Eindruck auf: Hier ist eine Stadt mit Potenzial, ja, hier ist ein ganzes Land mit Potenzial. Ein Land, das große Fortschritte gemacht hat. Darauf ist Sayon Henry Yaidoo besonders stolz. Er ist der Koordinator von "Leiti", einer liberianischen Transparenz-Initiative für Rohstoffe: "Jeder, der vor sechs Jahren in Liberia war und jetzt wiederkommt, wird fast erschrocken sein über die Verwandlung, die Liberia mitgemacht hat." Nicht nur die Infrastruktur, auch die Sicherheit und das Justizwesen haben sich laut Yaidoo in den letzten Jahren deutlich verbessert. "Das hat viele Liberianer angezogen, zurück in ihre Heimat zu kommen – und auch viele neue Investoren", so der Koordinator.

Deutsche Hilfe beim Wiederaufbau

Deutschland hat den Wiederaufbau des 2003 fast völlig zerstörten Landes in den vergangenen sechs Jahren mit rund 140 Millionen Euro unterstützt und liegt damit an fünfter Stelle unter den Geberländern. Für Entwicklungsminister Dirk Niebel ist dabei vor allem das Thema Infrastruktur wichtig. Sie ist während des 14jährigen Bürgerkriegs fast komplett zerstört worden. "Aber der zweite und mindestens genau so wichtige Bereich ist das Übertragen von Know-how, Kapazitätsaufbau insbesondere bei Verwaltung", so der Minister. Das Auswärtige Amt helfe zum Beispiel bei der Richterausbildung.

Liberias Hauptstadt Monrovia (Foto: Beatrix Beutner)
Alltag in der Hauptstadt MonroviaBild: DW

Auch "Leiti“, die "Initiative für mehr Transparenz im Rohstoffsektor", zählt zu den Projekten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. „Leiti“ ist der liberianische Ableger von "Eiti" – der internationalen Initiative für mehr Transparenz bei Rohstoffen. Damit soll die Korruption bekämpft und die Einnahmen der Unternehmen und des Staates aus dem Rohstoffverkauf offen gelegt werden. 35 Staaten weltweit haben sich bislang verpflichtet, die Eiti-Vorgaben einzuhalten. Liberia war der erste afrikanische Staat, dem dies gelang. Die meisten Berichte über Rohstoffeinnahmen werden im Internet veröffentlicht. So kann jeder nachvollziehen, wie viel Geld der Abbau und Verkauf von Diamanten und anderen Ressourcen eingebracht hat.

Bekämpfung der Korruption

Eine Frau mit einem Kopftuch vor einem Mikro - (AP Photo/Richard Drew)
Präsidentin Johnson Sirleaf vor der UN-GeneralversammlungBild: AP

Die Transparenz im Rohstoffsektor soll dem Land helfen, seine Ressourcen zum Wohl der Bevölkerung einzusetzen. Im Bürgerkrieg zwischen 1989 und 2003 war das Gegenteil der Fall. Damals ging es den Warlords vor allem um die Kontrolle über die Rohstoffvorkommen. In Liberia sind das neben Gold und Diamanten auch wertvolle Tropenhölzer. Kürzlich wurden vor der Küste auch Erdölvorkommen entdeckt. Für "Leiti"-Koordinator Sayon Henry Yaidoo genug Gründe, die Transparenz beim Verkauf dieser Schätze weiter zu fördern. „Man hat festgestellt, dass ein Bereich, in dem es während und vor dem Krieg besonders viel Korruption gab, der der natürlichen Ressourcen war." Deshalb komme es bei der Entwicklung des Landes nun vor allem auf Transparenz und gute Regierungsführung an, so der Koordinator. "Wir wollen sichergehen, dass Korruption reduziert, wenn möglich sogar völlig ausgerottet wird!“

Und selbst wenn im Moment noch der eine oder andere Bericht fehlt, Liberia scheint auf einem guten Weg zu sein. Das findet auch Deutschlands Entwicklungsminister Dirk Niebel. Er sieht in dem Prozess große Chancen für Liberia, weitere Fortschritte beim sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau zu machen. „Rohstoff-Abbau, Rohstoffweiterverarbeitung und Rohstoffhandel können die zentralen wirtschaftlichen Standbeine dieses Landes werden in der Zukunft! Das geht aber nur, wenn Transparenz herrscht.“

Denn wenn das Geld aus dem Rohstoffsektor in die Staatskasse fließt statt in dunkle Kanäle – dann, ja, dann kann es auch den Menschen zugute kommen. Und dann wird demnächst bestimmt noch das eine oder andere weitere Haus in Monrovia und im Hinterland von Liberia gebaut.

Autor: Dirke Köpp
Redaktion: Daniel Pelz / Jan-Philipp Scholz