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Drehkreuz des Flüchtlingsstroms

Andy Budiman | Hendra Pasuhuk16. August 2013

Jedes Jahr versuchen Zehntausende Menschen aus Asien über Indonesien nach Australien zu flüchten. Ihre Flucht endet oft tödlich oder in einem Gefängnis in Indonesien oder Papua-Neuguinea.

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Ein indonesischer Polizist bringt einen erschöpften Jungen an Land (Foto: STR/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Der riesige indonesische Inselstaat bildet mit seinen Tausenden Inseln eine Brücke zwischen Südasien, Südostasien und Australien. Flüchtlinge versuchen seit Jahren mit Booten von Insel zu Insel bis nach Australien zu gelangen. Nicht selten endet ihre Flucht tödlich. Erst Ende Juli 2013 sank vor der Küste der indonesischen Insel Java ein Boot. Dreizehn Menschen ertranken, eine unbestimmte Zahl gilt nach wie vor als vermisst, 189 konnten gerettet werden.

Aber selbst, wenn die Flüchtlinge mit dem Leben davonkommen, droht ihnen in Indonesien Gefängnis. Indonesien hat die UN-Flüchtlingskonvention nämlich nicht ratifiziert. "Daher werden die Flüchtlinge oft wie Kriminelle behandelt", sagt der indonesische Menschenrechtler Ridha Saleh im Interview mit der Deutschen Welle.

Human Rights Watch berichtete 2012, dass unter den Flüchtlingen auch viele Kinder ohne Eltern seien. Die Kinder würden wie die Erwachsenen oft monatelang festgehalten - ohne rechtlichen Beistand und ohne Zugang zu Informationen. Offiziellen Angaben zufolge sind zurzeit mehr als 150 Kinder in Indonesien inhaftiert. Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass es tatsächlich noch mehr sind. "Die nationale Menschenrechtskommission hat diesen Umstand schon oft kritisiert", sagte Ridha Saleh. Allerdings ohne nennenswerte Wirkung.

Geschäft für Menschenhändler

"Die Menschen flüchten wegen Konflikten oder aufgrund von Armut aus ihren Ländern", sagt der Menschenrechtler Saleh. Die meisten stammten aus Afghanistan, dem Iran, aus Pakistan und Sri Lanka. "Die Flüchtlinge sind meistens Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Es gibt Leute, die von ihren Regierungen verfolgt werden, weil sie angeblich einer separatistischen Bewegung angehören. Andere werden wegen ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt. Viele sind Opfer von Menschenhändlern", so Ridha Saleh.

Das indonesische Magazin "Tempo" berichtete 2012, wie die Flüchtlinge von internationalen Schleuserbanden nach Südostasien gebracht werden. Das Netzwerk der Menschenschmuggler reicht von Pakistan, Afghanistan, Iran bis nach Ostindonesien und Papua-Neuguinea, von wo aus es nur noch wenige hundert Kilometer bis nach Australien sind. "Die Menschenhändler verlangen Tausende von Dollar. Sie versprechen den Transport bis nach Australien", erklärt Renny Wijaya, Australien-Expertin der Universität von Indonesien in Jakarta.

Im Gespräch mit der Deutschen Welle weist sie darauf hin, dass das Problem immer drängender werde. Über 15.000 Flüchtlinge sind allein in diesem Jahr in Australien angekommen. In indonesischen Haftanstalten werden mittlerweile über 4.000 aufgegriffene Flüchtlinge festgehalten.

Indonesien ist überfordert

Australien hat Indonesien immer wieder vorgeworfen, nicht genug gegen den Flüchtlingstrom zu unternehmen. Das hängt auch damit zusammen, dass Indonesien der größte Inselstaat der Welt ist und es mit seinen mehr als 17.000 Inseln einfach zu viele Routen gibt, deren Überwachung kaum zu leisten ist. Abgesehen davon wollen die meisten Flüchtlinge nach Australien und Indonesien fühlt sich nicht alleine zuständig. "Indonesien dient nur als Sprungbrett für die Flüchtlinge, die nach Australien wollen", meint Renny Winata. Das Problem müsse also in einem größeren Kontext gesehen werden. Ohne internationale Hilfe, so Winata, könne das Problem nicht gelöst werden.

2012 haben Indonesien und Australien eine verstärkte Zusammenarbeit vereinbart. Ansonsten setzt Australiens konservative Regierung um Premierminister Kevin Rudd auf Abschreckung. Die australische Regierung zahlt hohe Belohnungen für die Ergreifung von Menschenschmugglern. Außerdem wurde mit dem Nachbarstaat Papua-Neuguinea ein Abkommen geschlossen, das es Australien erlaubt, Flüchtlingsboote abzuweisen. Die so zurückgewiesenen Flüchtlinge werden vorerst für ein Jahr in Papua-Neuguinea in Flüchtlingslagern festgesetzt. Das Abkommen stößt auf scharfe Kritik der UN-Flüchtlingshilfswerks und verschiedener Menschenrechtsorganisationen.

Australiens Premierminister Kevin Rudd (Foto: REUTERS/Daniel Munoz)
Australiens Premierminister Kevin RuddBild: Reuters
EinTanker aus Singapur hat afghanische Flüchtlinge aus Seenot gerettet (Foto: EPA/TUBAGUS dpa)
Ein Tanker aus Singapur hat afghanische Flüchtlinge aus Seenot gerettetBild: picture-alliance/dpa