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Don Quijote im Aufwind

Cornelia Derichsweiler 28. September 2008

Im Land des Don Quijote drehen sich immer mehr Windräder - Spanien gehört weltweit zu den größten Nutzern von Windenergie. Die Rahmenbedingungen sind günstig: viel Wind und Unterstützung durch die Politik.

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Zwei Arbeiter richten ein Windrad auf (Gamesa Corporación Tecnológica)
Gamesa besitzt allein in Spanien 25 FabrikenBild: Gamesa

In der nagelneuen Montagehalle des Unternehmens Gamesa in der Nähe von Saragossa werden pro Tag sechs Gondeln für Windräder zusammengebaut. Die Gondel sitzt später ganz oben auf dem Windrad, sie ist das Maschinenhaus und damit das Herzstück eines jeden Windrads: 40 Quadratmeter Fläche, vollgestopft mit High-Tech.

Ökoenergie statt Flugzeugbau

Über eine Hebebühne wird das wuchtige Getriebe herantransportiert. Später werden die gesamte Regeltechnik und der Generator eingesetzt. Wenn das Maschinenhaus fertig ist, wiegt es 70 Tonnen, erzählt Werksleiter Ignacio Grijalbo. Eine echte Herausforderung für jeden Transport: "Das Gewicht ist dabei gar nicht mal nicht das einzige Problem. Schwierig wird der Transport vor allem durch die Dimensionen. Die Tieflader für die Gondeln sind fast 35 Meter lang und die 40 Meter langen Rotorblätter müssen mit Spezialfahrzeugen transportiert werden. Sowas ist dann wirklich ein Spektakel auf den Strassen."

Fertigungshalle der spanischen Firma Gamesa Corporación Tecnológica
In Saragossa wird das Herzstück der Anlage gebaut: die GondelBild: Gamesa

Ein LKW wird gerade startklar gemacht. So ein Transport kann Wochen dauern. Erst geht es über die Straße und später über das Meer: Gamesa transportiert Gondeln nach Spanien, Europa und in den Rest der Welt. Schon seit über zehn Jahren entwickelt, baut und installiert die Firma erfolgreich Windräder. Ursprünglich war Gamesa in der Flugzeugindustrie tätig. Dann aber kam der Boom in der Windenergie. Der Konzern erkannte schnell den Zukunftsmarkt und sattelte um. Mittlerweile hat sich Gamesa zur Nummer drei weltweit aufgeschwungen.

Viel Wind und wenig Widerstand

Heute macht die Windenergie hundert Prozent des Geschäfts aus, erzählt Marketing-Chef Juan Diego Díaz. Spanien bringe ideale Voraussetzungen mit, denn dort wo es viel Wind gibt, gebe es kaum Menschen. "Das sind in der Regel sehr abgelegene Gebiete, auf Hochplateaus gelegen, wo so gut wie nichts wächst und wo auch der optische Anblick eines Windparks kaum jemanden stört. Deshalb haben sich natürlich auch die betroffenen Regionen sehr dafür eingesetzt, dass auf ihrem Boden Windparks errichtet werden." Viele dieser Gegenden seien strukturell extrem unterentwickelt, weshalb ein Windpark für sie wirtschafltich sehr interessant sei.

Der Wind hat inzwischen schon so manches verschlafene Dorf in Spanien reich gemacht. Rückendeckung bekommt die Branche auch von der Politik. Spaniens Regierung fördert den jungen Industriezweig mit rund 46000 Beschäftigten auch weiterhin. Den Windparkbetreibern wird je nach Marktpreis zukünftig ein Zuschuss von bis zu vier Cent pro erzeugter Kilowattstunde bezahlt. Bereits in zwei Jahren werden auch deshalb rund 13 Prozent des spanischen Stroms aus Windenergie sein, sagt Juan Diego Díaz: "Die einzige Frage ist jetzt noch, ob die Kapazität des Stromnetzes da mithalten kann. Deshalb wird zur Zeit geprüft, wo die maximale Netzleistung liegt, um den Ausbau der Windenergie entsprechend optimieren zu können."

Windpark
Mehr als 670 Windparks wurden in Spanien bereits in Betrieb genommenBild: Johannes Beck

Expansion in die USA und nach China

Gamesa ist der spanische Markt längst zu klein geworden. Von 3,2 Milliarden Euro Jahresumsatz entfallen inzwischen schon 60 Prozent auf das Auslandsgeschäft. Die Zukunft liegt vor allem in den USA und in China, erklärt Juan Diego Díaz. Die USA hätten ein ungeheures Windpotenzial und dazu ein gut ausgebautes Stromnetz. Außerdem gebe es dort viele abgelegene Gebiete, also jede Menge Platz, was die USA zu einem perfekten Standort für Windenergie mache. "Das Gleiche gilt im Grunde auch für China. China hat zwar noch einen gewissen Nachholbedarf was die Infrastruktur des Netzes angeht. Aber die chinesische Regierung setzt sich sehr entschieden für die Windenergie ein", sagt Díaz.