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Doch Sturm auf Mariupol?

1. März 2015

Der Abzug schwerer Waffen in der Ostukraine kommt voran. Das ukrainische Militär warnt aber, dies könne alles nur ein Trick sein. Denn hinter den Kulissen bereiteten die Separatisten die Schlacht um Mariupol vor.

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Prorussische Separatisten auf Panzer in der Ukraine (foto: Getty Images)
Bild: D. Faget/AFP/Getty Images

"Um die Vertreter der OSZE hinters Licht zu führen, ziehen die Rebellen ihre militärische Ausrüstung von den Frontlinien ab, bringen sie aber in der Nacht wieder zurück": Der ukrainische Militärsprecher Andrej Lysenko wirft den prorussischen Rebellen vor, die Waffenruhe nur nutzen zu wollen, um neue Angriffe auf die Regierungsstellungen im Osten des Landes vorzubreiten.

Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass "der Feind neue Offensiven vorbereitet". Lysenko nannte als wichtigste potentielle Ziele der Aufständischen die Hafenstadt Mariupol und Artemiwsk, nördlich der Rebellenhochburg Donezk. Der Westen hatte schon mehrfach die Vermutung geäußert, die moskautreuen Separatisten gruppierten ihre Einheiten nur um, zum endgültigen Sturm auf das strategisch wichtige Mariupol. Mit der Einnahme der Hafenstadt würde gewissermaßen auch ein Korridor zur annektierten Halbinsel Krim freigeschossen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier beschrieb die aktuelle Lage als "Atempause". Nach Gesprächen mit der Leitung der Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) glaube er im Moment nicht an einen Schlag der Separatisten gegen Mariupol, sagte Steinmeier im 1. Deutschen Fernsehen.

Die Aufständischen im Donbass wollen nach eigenen Angaben bereits alle schweren Waffen zurückgezogen und damit einen zentralen Punkt des Friedensabkommens erfüllt haben. "Im Raum Donezk wurde das Kriegsgerät in Anwesenheit von Beobachtern der OSZE abgezogen", sagte Separatistenführer Eduard Bassurin am Sonntag. Auch die militanten Gruppen in der benachbarten Separatistenhochburg Luhansk sprachen von einem Rückzug ihrer Panzer und Artillerie. Die OSZE bestätigte diesen wichtigen Schritt zur Entspannung zunächst nicht.

Laut ukrainischen Medien waren am Samstag durch Mörserfeuer ein Fotograf sowie ein Kämpfer der Regierungstruppen umgekommen. Beide Konfliktparteien wiesen die Verantwortung für den Beschuss von sich. Der Fotograf ist der siebte Journalist, der seit April bei den Gefechten in der Ostukraine getötet wurde.

Die Zentralregierung in Kiew teilte mit, dass die vor zwei Wochen in Kraft getretene Feuerpause im Kriegsgebiet weitgehend eingehalten werde. In der Nacht zum Sonntag seien keine Schüsse gefallen, so das Militär. Lediglich am Vorabend hätten die prorussischen Separatisten mehrfach Stellungen der Regierungstruppen beschossen. Die Aufständischen wiesen dies zurück und meinten, sie hätten nur auf "Provokationen" der Armee reagiert...

SC/wl (rtre, APE, dpa, afpe, ARD)