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Die Welt in 36 Jahren

Sascha Quaiser3. Juli 2014

Das Schwierige an der Zukunft ist, dass sie nicht leicht vorhersehbar ist. Dennoch versuchen sich an dieser Aufgabe immer wieder Institutionen und Unternehmen - vor allem um sich fit für kommende Märkte zu machen.

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Jahrestagung Berliner Managerschule ESTM 2014 (Foto: ESTM)
Bild: Peter Himsel/ESTM

Die European School of Management and Technology (ESMT) hat hochkarätige Teilnehmer zum jährlichen Treffen nach Berlin geladen. Dabei geht es um die Vision für das Jahr 2050. "Es wird kein endgültiges Rezept für das Jahr geben", dämpfte ESMT-Präsident Jörg Rocholl gleich die Erwartungen. Zumindest eine Annäherung an die Mitte des Jahrhunderts gab es dann aber doch.

Flüchtlingsströme und Naturkatastrophen

Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender des Finanzkonzerns Allianz, hält zwei Szenarien für möglich: eine Welt, in der jeder Zugang zu Bildung, Energie, Nahrungsmitteln und Gesundheitsversorgung hat - das wäre eine bessere als die heutige. Das zweite, pessimistischere Bild, das Diekmann zeichnet, ist eine Welt mit Naturkatastrophen, Flüchtlingsströmen und Armut. Aus beruflichen Gründen neige er zur negativen Perspektive, sagte der Versicherungs-Chef. "Privat sehe ich das positiver."

BASF-Chef Bock wirbt für Plastik

Der schon fast aus der Mode gekommene Schlüsselbegriff Nachhaltigkeit blühte auf dem Visionskongress wieder auf und zog sich durch die Reden. Nachhaltigkeit bedeutet "nicht nur Umweltverträglichkeit, sondern umfasst auch soziale und ökonomische Aspekte", sagte Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF. Er hält das Unternehmen schon jetzt für klimafreundlich. Zugleich wirbt er für Plastikverpackungen. Auch wenn die Öffentlichkeit Kunststoff, gerade im Bereich Lebensmittel, kritisch gegenüber stehe, sei Plastik umweltfreundlich und habe oft eine bessere Öko-Bilanz als beispielsweise Glas.

Bock kritisierte die deutsche Angst vor genveränderten Lebensmitteln. Mais und Getreide würden durch genetische Manipulationen robuster und brächten mehr Ertrag. Mehr Nahrungsmittel könnten dafür sorgen, dass nicht "alle sechs Sekunden auf der Welt ein Kind stirbt", wie es Peter Bakker dem Auditorium mit deutlichen Worten beschrieb. Bakker ist Chef des Weltwirtschaftsrats für Nachhaltige Entwicklung (WBCSC). "Es wird zu viel Essen weggeworfen, auch hier auf dem Büffet, weil es mehr ist, als wir essen können." Der WBCSC entwickelt Nachhaltigkeitskonzepte für Unternehmen.

Bakker forderte dazu auf, "Kapitalismus neu zu denken". Studenten - wie an der ESMT - sollten nicht nur gelehrt bekommen, wie der Unternehmenswert gesteigert werden könne, sondern auch auf die Dinge achten, die die Umwelt bedrohen. "Die Welt ist nicht nachhaltig", so Bakker.

Landwirtschaft ist Zukunftsbranche

Für Firmen ist Umweltfreundlichkeit allerdings kein Selbstzweck, sondern gehört zum Geschäftsmodell. Auch für den deutschen Landmaschinenhersteller Claas ist es selbstverständlich, den Blick in die Zukunft werfen. "Der Landwirt von heute ist ein Manager, der auch für Controlling, Vermarktung und neue Technologien zuständig ist", sagte Geschäftsführer Theo Freye. Immerhin rund neun Milliarden Menschen müssen 2050 ernährt werden, deshalb ist Landwirtschaft für Freye eine "Zukunftsindustrie". Die Maschinen auf dem Acker kommunizieren mit dem Smartphone, Satelliten und auch untereinander - so wird die Produktivität gesteigert und die Branche auf Effizienz getrimmt.

Die vielen Chinesen im Publikum, die derzeit an der ESMT an Managerkursen teilnehmen, werden das mit Interesse verfolgt haben. Denn allein in China sind schon jetzt weit über eine Milliarde Menschen zu versorgen.