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Kritische Umweltbilanz bei Fernreisen

Rachel Baig19. August 2013

Auto- und Flugreisen sind zum großen Teil für den Klimawandel verantwortlich. Hauptverursacher sind laut einer norwegischen Studie die viel-reisenden Deutschen. Doch auch für sie könnte es einen Ausweg geben.

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Reisen mit dem Zug (Foto: Michael Schütze - Fotolia.com)
Symbolbild Reisen ZugBild: Michael Schütze/Fotolia

In Zeiten der Globalisierung ist jeder Ort der Welt ein mögliches Reiseziel geworden. Immer mehr Reisen mit schnellen Verkehrsmitteln, in weit entfernte Regionen, sind zu einem bezahlbaren Preis möglich. Als Wirtschaftszweig ist der Tourismus nicht mehr wegzudenken, doch er schafft nicht nur neue Arbeitsplätze und sorgt für Unterhaltung im Urlaub. Das ernorme Verkehrsaufkommen trägt auch in erheblichem Maß zum Klimawandel bei.

Vor allem Reisen mit dem Auto und per Flugzeug fallen nach Einschätzung des Zentrums für Internationale Klima- und Umweltforschung in Oslo (CICERO) ins Gewicht. "Diese sind für 90 Prozent des durch Reisen verursachten Klimawandels verantwortlich", heißt es in einer neuen Studie des Zentrums. Demnach belastet jeder Fluggast die Umwelt auf einem Langstreckenflug genauso stark wie ein durchschnittlicher Autofahrer in zwei Monaten.

Deutsche Umweltsünder

Laut der Studie gehören die Deutschen zu den Hauptverantwortlichen für die wachsende Umweltbelastung durch Fernreisen. Sie sind nach Angaben von CICERO noch immer etwa fünfmal mehr als der globale Durchschnitt unterwegs - auch wenn sie offiziell von den Chinesen als Reiseweltmeister abgelöst wurden. Besonders die Reisen der wohlhabenden Schicht schlügen zu Buche: "Die reichsten zehn Prozent der Deutschen sind für 20 Prozent der weltweiten reisebedingten Klimaschäden verantwortlich", schreiben die Forscher.

"Das beliebteste Transportmittel der Deutschen ist seit Jahren mit großem Abstand das Auto", sagt Dörte Beyer, Dozentin für Landschaftsnutzung und Umweltschutz an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung, im Interview mit der Deutschen Welle. "Es wird dicht vom Flugzeug gefolgt", fügt sie hinzu. Mit großem Abstand kämen dann schließlich Bus und Bahn. Dabei seien vor allem moderne Reisebusse die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel.


Kreuzfahrtschiffe in der Kritik

Auch die bei Deutschen immer beliebteren Kreuzfahrten sind nach Einschätzung von Naturschützern alles andere als umweltfreundlich. Der deutsche Naturschutzbund NABU hat sich in einer aktuellen Studie mit der Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe beschäftigt. "Wir haben Schiffe untersucht, die bis zum Jahr 2016 auf den Markt kommen sollen, oder bereits fahren", sagt Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte von NABU, gegenüber der DW. "Die Erkenntnis ist, dass es nur wenige Anbieter gibt, die in angemessene Abgastechnik investieren", so Oeliger.

Im Vergleich zur Automobilindustrie gäbe es hier noch einen großen Nachholbedarf an umweltfreundlicher Filtertechnik. Dörte Beyer teilt die Bedenken des NABU: Kreuzschifffahrt sei unökologisch und bedenklich, auch wenn sie nur 0,5 Prozent der gesamten Schifffahrt ausmache.

Reisebus auf der Landstraße (Foto: B. Wylezich - Fotolia.com)
Moderne Reisebusse sind am umweltfreundlichstenBild: Fotolia/B. Wylezich


Sanfter und nachhaltiger Tourismus als Gegenmodell

Viele Reiseveranstalter setzen mittlerweile auf "nachhaltigen", also umweltverträglichen, Tourismus, auch die Deutsche Bahn wirbt damit. "Damit ist aber nicht langweiliger Öko-Tourismus gemeint", betont Dörthe Beyer. Inzwischen gäbe es attraktive Angebote auch für Auslandsreisen. Zum Beispiel könne man auch Luxustouren buchen, die allerdings ökologisch nachhaltig konzipiert seien. Zwar sei das Interesse in den vergangenen 20 Jahren gestiegen, doch noch immer friste die Branche ein Nischendasein.

"Das umweltfreundlichste Reisen ist wahrscheinlich zu wandern oder Fahrrad zu fahren", meint Dietmar Oeliger von NABU. "Fliegen ist so ziemlich die klimaschädlichste Art zu reisen", fügt er hinzu. Deshalb sollte man vor allem Langstreckenflüge für kurze Aufenthalte vermeiden, wie ein verlängertes Wochenende in New York. Wenn es sich gar nicht vermeiden ließe, könne man immerhin einen Beitrag an Organisationen wie "Atmosfair" überweisen. Auf deren Internetseite können Flugpassagiere ihre Reiseziele eingeben und die CO2-Bilanz errechnen. Entsprechend den geflogenen Kilometern ergibt sich eine bestimmte Summe, die die Organisation dann in Klimaschutzprojekte investiert - damit die Reisenden ein ruhigeres Gewissen haben.