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Die Bedeutung der "Merkel-Raute"

Krannich, Doris2. Mai 2013

Ein Stück der besonderen Art im Maxim Gorki Theater: Die Kanzlerin tritt auf. Das Publikum erfährt, wie viel Schlaf Angela Merkel braucht und wann sie mit sich im Reinen ist. Geladen hatte die Zeitschrift "Brigitte".

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Gott oder Steinbrück? Männer oder Frauen? Kristina Schröder oder Ursula von der Leyen? In einem Gespräch mit der Frauenzeitschrift "Brigitte" im Berliner Maxim Gorki Theater kann Bundeskanzlerin Angela Merkel jeweils zwischen zwei Themenkomplexen wählen. Sie entscheidet sich für Gott und die Männer und drückt sich um die Wahl zwischen den beiden Bundesministerinnen herum.

Mehrere Hundert Zuhörer - darunter überwiegend Frauen - erleben eine schlagfertige, amüsante und auch amüsierte Kanzlerin. Merkel, die ansonsten wenig über ihr Privatleben preisgibt, zeigt sich offen und spricht auch über ihren Mann Joachim Sauer. So erlebt man sie selten.

Merkel bezieht in der Frage der Frauenquote, die wegen eines Vorstoßes von der Leyens zu einer gesetzlichen Vorgabe vorübergehend zum Sprengpotenzial für die Koalition geworden war, klar Position für ihre Familienministerin Kristina Schröder. Diese ist gegen die feste Quote. Und sagt: "Frauen sind zu Frauen auch nicht immer nett in der Politik."

Merkel und der Feminismus

Nur wenige Male kommt Merkel in dem knapp 90-minutigem Auftritt in Verdrückung. Etwa als Brigitte-Chefredakteurin Brigitte Huber fragt, ob die Arbeitsministerin und Quoten-Befürworterin Ursula von der Leyen in der übernächsten Wahlperiode Kanzlerin werden könnte? "Ich traue das vielen zu", behauptet Merkel . "Trotzdem glaube ich, ist die Frage in dem Kontext so gestellt, dass ich jetzt nicht darüber befinden will."

Ist Merkel eine Feministin? "Nein. Das würde die Feministinnen traurig machen, wenn ich mich dazu zählen würde." Aber möglicherweise sei sie für Frauen als Kanzlerin ein interessanter Fall. Haben Sie genug Zeit für Ihre Familie? "Nein." Fragt sie ihren Mann um Rat? "Manchmal sagt er auch von selbst etwas. Die Tatsache, dass er etwas sagt, zeigt, dass es ein Problem gibt."

Die Eigenschaften des Kamels

Sie bekennt, dass sie sich lange Zeit nimmt für Entscheidungen - politische Gegner sagen, sie verspiele dadurch wichtige Zeit, tue sich generell schwer mit Entschlüssen, und richte sich quasi oft nach dem Wind. Die Kanzlerin sagt, politische Entscheidungen, die mit 100 zu null Prozent gefällt würden, seien selten. Einmal entschieden, müsse sie dann aber auch nicht mehr hadern. "Dann wird der Weg gegangen." Die Finanzhilfen für Griechenland seien ein solcher Entscheidungsprozess gewesen.

Alltag oder Ausnahmezustand? Merkel wählt den Alltag und schildert, dass sie immer erreichbar ist, keine festen Verabredungen machen kann und jederzeit mit einer Krise rechnen muss. Braucht sie wirklich nur vier Stunden Schlaf? Nein, antwortet sie. Aber: "Ich habe gewisse kamelartige Fähigkeiten. Ich habe eine gewisse Speicherfähigkeit. Aber dann muss ich mal wieder auftanken."

Und dann erklärt sie noch die Sache mit der "Merkel-Raute", jener Handhaltung, die zu ihrer Visitenkarte geworden ist. Es gehe um die Frage, wohin mit den Armen, sagt Merkel, um hinzuzufügen: "Es zeigt auch eine gewisse Liebe zur Symmetrie".