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In die Welt mit "kulturweit"

Gaby Reucher17. September 2014

Neugier, Offenheit, Motivation: das sind die besten Voraussetzungen für ein Auslandsjahr mit dem Freiwilligendienst "kulturweit". Nach fünf Jahren haben die Macher neue Ideen für das Programm.

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Ü-Wagen von NBC Namibia, davor steht Marina Kunert
Bild: Marina Kunert

Seit drei Wochen ist Marina Kunert wieder zurück in Deutschland. Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter ihr. "Ich habe in Namibia in einer internationalen Wohngemeinschaft gewohnt, hatte eine aufregende Arbeit und konnte viel reisen", schwärmt sie. Als Medienwissenschaftlerin wollte Marina nach ihrem Master-Studium erst einmal ein freiwilliges soziales Jahr machen und stieß dabei auf "kulturweit". Seit fünf Jahren bietet der Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes und der UNESCO jungen Leuten die Möglichkeit, sechs bis zwölf Monate im Ausland zu verbringen und bei einer der Partnerorganisationen zu arbeiten.

Marina Kunert kam über die Deutsche Welle ins deutsche Programm des namibischen Senders NBC. Von Anfang an war sie begeistert: "Ich war nicht nur Aushilfe, sondern vollwertige Arbeitskraft und wurde auch so wahrgenommen." Nach kurzer Einarbeitungszeit durfte sie schon Sendungen moderieren. "Für mich war das eine gute Möglichkeit meine Fachkenntnisse mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden."

Botschafter eines modernen Deutschlands

Genau das ist einer der Ansätze von "kulturweit". "Wir wollen 18 bis 26 Jährigen eine Lernerfahrung ermöglichen: Zum einen, im Ausland zu leben und zum anderen, erste berufliche Erfahrungen zu sammeln", sagt Anna Veigel, Leiterin von "kulturweit" bei der deutschen UNESCO-Kommission. Die jungen Bewerber sollen sich aber auch als Botschafter ihres Landes verstehen und ein aktuelles, modernes Deutschlandbild vermitteln. "Die Freiwilligen machen sich im Ausland bewusst, was für eine Rolle sie dort als Deutsche haben."

Ein Raum mit jungen Leuten, die mit den Händen ihre Haare in die Luft schmeißen
Bei den Seminaren muss man auch schon mal aus sich heraus gehen.Bild: Deutsche UNESCO-Kommission/Christoph Löffler

Lea Ludwig hat diese Erfahrung in Argentinien gemacht. Gleich nach dem Abitur kam sie über "kulturweit" für ein halbes Jahr an eine Schule, die Deutsch unterrichtet. Organisiert vom Pädagogischen Austausch Dienst, der auch im Netzwerk für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist. "Wenn man anderen berichtet, wie man lebt, denkt man über Dinge nach, die zu Hause selbstverständlich sind", bestätigt Lea Ludwig. Mit einer Schulklasse hatte sie im Unterricht über Weihnachten gesprochen. "Weihnachten ist in Deutschland ein großes kommerzielles Spektakel. In Argentinien ist es nur eine kleine, aber herzliche Feier wo man sich gegenseitig ein Geschenk macht." Das hat Lea nachdenklich gemacht und sie hat ihr Schenkverhalten geändert: "Letztes Jahr habe ich nur Zeit und kein Zeug verschenkt".

Freiwillige lernen eigenverantwortlich zu handeln

Rund 300 bis 400 Jugendliche schickt "kulturweit" jährlich ins Ausland. Insgesamt haben schon 1900 Freiwillige in Kultur- und Bildungseinrichtungen der Partner des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Zu den Partnerorganisationen gehören unter anderem das Goethe Institut, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Welle und auch die UNESCO-Nationalkommissionen.

Durch diese Verbindung hatte Jennifer Riebe nach ihrem Bachelor die Möglichkeit, bei der UNESCO-Kommission im Bildungs- und Kulturministerium von Uruguay zu arbeiten. Sie nahm dort Anrufe entgegen, betreute die Webseite und organisierte Veranstaltungen. "Ich war zum Beispiel mit Schülern von UNESCO-Schulen im Parlament von Uruguay, um dort mit ihnen eine Generalversammlung zu simulieren. Das war für mich sehr spannend."

Jennifer Riebe an ihrem Schreibtisch bei der UNESCO in Uruguay
Jennifer Riebes Arbeitsplatz in UruguayBild: privat

Dass die Freiwilligen eigenverantwortlich Dinge in die Hand nehmen, sich öffentlich präsentieren und darstellen können, ist den Verantwortlichen von "kultuweit" wichtig. "Wir wollen den jungen Leuten vermitteln, wie man Projekte entwickelt von der Idee bis hin zur Präsentation", betont Anna Veigel. Geübt wird das in einem 10-tägigen Einführungsseminar, bevor es ins Ausland geht. Dort wird auch über die Einsatzorte gesprochen und über Probleme, die auftreten können.

Junge Leute sitzen an einem Tisch und basteln
Die Ideen der Freiwilligen sind bei kulturweit gefragt.Bild: Deutsche UNESCO-Kommission/Christoph Löffler

Kulturweit in die Zukunft blicken

Wer für "kulturweit" unterwegs war, bleibt der Organisation oft verbunden: "Uns ist nicht nur der internationale Austausch wichtig, sondern auch der Austausch zwischen unseren Freiwilligen und den jeweiligen Institutionen. Die Freiwilligen machen ihre Arbeit, aber sie bringen auch eigene Ideen und frischen Wind in die Einrichtungen", meint Anna Veigel. Für die gegenseitige Befruchtung ist Lea Ludwig das beste Beispiel. Sie hat sich mit Bildung für nachhaltige Entwicklung beschäftigt, was Thema in einem der Grundlagenseminare von "kulturweit" war. Aus dieser Arbeitsgruppe heraus entstand die Idee einen Alumni-Verein zu gründen, den Lea Ludwig zurzeit mit aufbaut. Auch Jennifer Riebe hat die Arbeit bei der UNESCO so viel Spaß gemacht, dass sie nach ihrem Masterstudium gerne bei einer internationalen Organisation im Ausland arbeiten würde. Sie ist weiterhin bei "kulturweit" aktiv, wenn es darum geht, neue Freiwillige auszuwählen.

Anna Veigel, Leiterin von "kulturweit", freut sich, dass sie nach fünf Jahren eine so positive Bilanz ziehen kann. Die Kooperationen mit den Partnern, die Arbeit mit den Freiwilligen und auch die Formalitäten laufen zu ihrer vollen Zufriedenheit. Den Austausch würde sie gerne ausbauen: "Es wäre schön, wenn auch Freiwillige aus dem Ausland zu uns in die Institutionen kommen könnten." Leider kann "kulturweit" schon jetzt nur ein Zehntel aller deutschen Bewerber unter Vertrag nehmen. Da wünscht sich Anna Veigel natürlich mehr Geld von Seiten der Politik. Und noch einen Wunsch hat sie für die Zukunft: "Ich würde gerne auch älteren Menschen ermöglichen, ein freiwilliges Jahr im Kultur- und Bildungsbereich im Ausland zu machen. Mit 50 blickt man anders auf Dinge als mit 20. Da könnte man sich gegenseitig befruchten und noch ganz andere Sachen einbringen."