Die Dokumentation "Istanbul United"
Wie aus Feinden Freunde werden: Der Dokumentarfilm "Istanbul United" zeigt den Zusammenschluss früher verfeindeter türkischer Fußballfans. Sie alle eint ein Ziel: der Protest gegen die Regierung Recep Tayyip Erdoğan.
Protest in Istanbul
Als im Mai vergangenen Jahres die Demonstrationen gegen den Bau eines Einkaufszentrums im Gezi-Park begannen, waren auch viele Fans der großen Fußballclubs Istanbuls dabei. Das Besondere damals: Die eigentlich tief verfeindeten Fans schlossen sich im Laufe der Proteste zusammen. Diese überraschende Entwicklung haben zwei Regisseure festgehalten. Der Film "Istanbul United" läuft jetzt in den Kinos.
Schiere Emotionen
"Istanbul United" ist ein packender Dokumentarfilm, der zeigt, wie sich bis aufs Blut bekämpfende Fußballfans plötzlich zusammentun und an einem Strang ziehen. Die deutsch-türkische Produktion wurde von den Regisseuren Olli Waldhauer und Farid Eslam realisiert. Die beiden drehten dabei nicht nur im Zentrum Istanbuls, wo die Proteste 2013 stattfanden, sondern auch in den Stadien der Vereine.
Aus Feinden werden Freunde
Die oft als Ultras bezeichneten Fans der drei Istanbuler Großvereine Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş haben sich in der Vergangenheit oft blutige Schlachten geliefert. Dabei gab es Verletzte, auch Tote. Doch die Wut der Clubs auf die Regierungspolitik, hier ein Fan von Fenerbahçe, einte die jungen Männer. Plötzlich hatte man einen gemeinsamen Gegner: den damaligen Ministerpräsidenten Erdoğan.
Phantasievoll und überraschend
Dass die Demonstration rund um den Gezi-Park, die sich im Laufe der Zeit auf den nahegelegenen Taksim-Platz verlagerte, immer größer wurde, hatte mehrere Ursachen: Sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen schlossen sich zusammen, sehr verschiedene Protestformen wurden ausprobiert. Dass sich die Fans der drei Clubs zusammentaten, war auch für viele Hauptstadtbewohner sehr überraschend.
Die gemeinsame Sache eint die Fans
"Als wir zum ersten Mal von der Allianz mit dem Namen Istanbul United hörten, wussten wir, dass wir diesen einzigartigen Moment einfangen mussten", so die beiden Regisseure Olli Waldhauer und Fraid Eslam über den Beginn des Projekts. Der Film vermittle einen Einblick, wie extreme Fußballfans ihre tief verwurzelte Abneigung gegeneinander überwinden, um für eine gemeinsame Sache zu kämpfen.
Ein Blick hinter die Kulissen
Der Film erlaubt den Zuschauern nicht nur den Protest gegen die Regierung mitzuerleben. Er blickt auch ins Innerste der Fankultur: "Ultras sind eine Welt für sich, ein Kosmos, der nach eigenen Regeln funktioniert, ein Ehrenkodex, der jeden Club eint", so die Regisseure. In den Stadien der Vereine, hier ein Fan von Beşiktaş, herrscht eine Ausnahmesituation. Der Zuschauer des Films ist mittendrin.
Sport & Politik
Die Dokumentation "Istanbul United" zeigt eindrucksvoll, wie sich aus einer aggressiven Jugendkultur eine breite gesellschaftlich engagierte Protestbewegung entwickeln kann. Sport und Politik finden hier zusammen. Die deutsch-türkische Co-Produktion lief mit Erfolg bei den Filmfestivals in München und Karlovy Vary - und ist jetzt bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.