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Smartphone beherrschen den MWC

Andrej Sokolow (dpa) 2. März 2015

Noch vor wenigen Jahren waren Nokia und Blackberry die Platzhirsche im Geschäft mit Smartphones. Jetzt spielen Apple, Google und Samsung die erste Geige. Beim MWC in Barcelona bringen sich die Rivalen in Position.

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Spanien Galaxy S6 edge bei der Mobilfunkmesse in Barcelona
Bild: Reuters/A. Gea

Bei der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress dreht sich alles um die neuesten Smartphones: Schneller, dünner, schöner. Doch im Hintergrund geht es um mehr. Die Handys werden für Milliarden Menschen zum bevorzugten Computer. Der Vormarsch der Smartphones verändert den Alltag und öffnet dem Silicon Valley die Tür zu anderen Branchen wie Uhren oder Autoindustrie. Rund zwei Milliarden Menschen nutzen heute Smartphones. Schon in fünf Jahren dürfte es doppelt so viele Nutzer von Computer-Handys geben, schätzt Branchenexperte Benedikt Evans vom Internet-Investor Andreessen Horowitz.

Das heißt, mehr als die Hälfte der Erdbewohner werden über die kleinen Geräte kommunizieren, einkaufen, bezahlen, spielen, lernen, Musik hören oder sich über Nachrichten informieren. Zahllose Anbieter wollen sie mit Geräten und Diensten versorgen. Schon ein kleiner Marktanteil kann bei diesen Dimensionen ausreichen, um über die Runden zu kommen. Zudem kann jeder hoffen: Umbrüche wie der steile Aufstieg des Quereinsteigers Apple und der tiefe Fall des einstigen Handy-Marktführers Nokia zeigen, wie wechselhaft das Geschäft sein kann. Heute schwimmen vor allem drei Unternehmen auf der Welle des Erfolgs: Apple, Google und Samsung.

Alles gut bei Google?

Google hält mit seinem Betriebssystem Android, eine Schlüsselposition im Smartphone-Geschäft. Im vergangenen Jahr liefen fast 82 Prozent der verkauften Smartphones mit Android. Rechnet man Apples Marktanteil dazu, teilen alle restlichen Plattformen wie Microsofts Windows Phone oder Blackberry schmale knapp vier Prozent des Marktes unter sich auf. Doch auch für Google läuft nicht alles rosig. Android ist grundsätzlich kostenlos. Gebühren an den Internet-Konzern werden erst fällig, wenn ein Hersteller die Google-Dienste wie GMail oder Maps in seine Geräte einbindet.

Aber gerade im riesigen chinesischen Markt werden die Android-Geräte fast ausschließlich Google-frei verkauft - weil die Dienste des Konzerns in dem von rigider Internet-Zensur getriebenen Markt ohnehin nicht verfügbar sind. Das Modell schwappt auch in andere Märkte über. So verkündet der Betriebssystem-Entwickler Cyanogen groß, man wolle «Android Google wegnehmen», indem mehr Handy-Hersteller schlüsselfertig Android-Versionen mit alternativen App Stores und Diensten bekommen.

Apple kommt mit seinen iPhones zwar nur auf etwa 15 Prozent Marktanteil im Smartphone-Markt - aber da der Konzern grundsätzlich keine Billig-Smartphones baut, landen bei ihm nach Berechnungen von Experten fast 90 Prozent der Gewinne in der Branche. Apple-Chef Tim Cook musste sich lange Warnungen von Analysten anhören, der Konzern verliere an Bedeutung, weil vor allem in den schnell wachsenden Märkten der Entwicklungsländer günstige Smartphones gefragt seien.

Spätestens seit Apple im vergangenen Quartal - auch dank einem Absatzsprung in China - seinen Rekordgewinn von 18 Milliarden Dollar präsentierte, spricht keiner mehr davon. Cooks Strategie, zu warten, bis Märkte reif für teurere Geräte werden, scheint sich auszuzahlen. So ist es kein Zufall, dass auch der mit Absatzproblemen kämpfende taiwanische Hersteller HTC in Barcelona den Ausweg nicht in neuen Billig-Smartphones sucht, sondern in dem neuen Top-Modell One M9. Es solle das beste Smartphone auf dem Markt werden, verspricht HTC-Chef Peter Chou.

Jede Menge Herausforderer

Doch es ist ein harter Markt. Samsung - der Smartphone-Weltmarktführer und nahezu der einzige Android-Hersteller, der gutes Geld verdient - erlebte jüngst, wie Apple sich an seinen Marktanteil heranpirschte und muss nun mit dem nächsten Spitzenmodell seiner Galaxy-Reihe dem iPhone 6 Paroli bieten. In Barcelona präsentierten sich am Sonntag der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG, der chinesische Konzern Huawei und HTC aus Taiwan als Herausforderer für die heutigen Champions. Sie setzten unterschiedliche Schwerpunkte.

Während es Huawei mit einer Smartwatch und Fitness-Zubehör auf das Handgelenk abgesehen hat, war die Überraschung bei HTC eine 3D-Brille. Sie solle ein Erlebnis in der virtuellen Realität bieten, "wie man es noch nie gesehen hat", versprach Konzernchef Peter Chou. Es ist keine einfache Aufgabe: Der Branchenpionier Oculus VR, den Facebook im vergangenen Jahr für zwei Milliarden Dollar kaufte, hat immer noch kein Verbraucherprodukt auf dem Markt. HTC will seine 3D-Brille bis Jahresende in den Handel bringen.