Die Benachteiligung von Afroamerikanern
Die von Ferguson ausgelösten Unruhen haben es wieder ins Bewusstsein gerückt: Noch immer sind Afroamerikaner massiv benachteiligt. In vielen Bereichen hat sich ihre Situation seit Martin Luther King kaum verbessert.
Die Gleichheits-Illusion
Als mit Barack Obama (hier mit Pop-Sängerin Beyoncé) der erste schwarze Präsident der USA gewählt wurde, war vielfach von einem "post-racial America" die Rede, von einem Land ohne Rassengegensätze. Nicht nur Ferguson, sondern auch ein Blick in die Statistiken zeigt: Das bleibt eine Illusion.
Arm bleibt arm
Schwarze sind noch immer sehr viel stärker von Armut betroffen als Weiße. Vor 30 Jahren war das Missverhältnis nur unwesentlich größer: 1974 waren 8 Prozent der Weißen (heute: 10 Prozent) und 30 Prozent (heute: 28 Prozent) der Schwarzen arm.
Halbe Chance
Die Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt ist wie in Stein gemeißelt: Die Arbeitslosenquote von Schwarzen ist seit 50 Jahren immer doppelt so hoch wie die von Weißen – ganz egal, wie sich die Konjunktur entwickelt, ganz egal, ob die Arbeitslosigkeit bei unter fünf oder bei knapp zehn Prozent liegt.
Halber Anteil
Beim durchschnittlichen Einkommen schwarzer Familien gibt es keine wirkliche Verbesserung: 1964 lag es bei 55,1 Prozent von dem weißer Familien, fünfzig Jahre später, nach leichten Ausschlägen nach oben und unten, nur unwesentlich darüber.
Kleine Notgroschen
Angesichts der Einkommensunterschiede verwundert es nicht, dass Schwarze deutlich weniger sparen. Der Rückstand bei der Vermögensbildung ist in den vergangenen 30 Jahren weiter gewachsen.
Risiko Knast
Dass ein schwarzer Amerikaner ins Gefängnis muss, ist sechsmal wahrscheinlicher, als dass dies einem Weißen passiert – ein deutlich größeres Ungleichgewicht als 1960, als dies erst fünfmal wahrscheinlicher war. Damals wurden zudem deutlich weniger Menschen inhaftiert: 262 Weiße (2013: 466) und 1313 Schwarze (2013: 2805) pro 100.000 Vertreter ihrer jeweiligen Gruppe.
Nur Grundbildung
Einen Schulabschluss haben heute fast neun von zehn Afroamerikanern – eine deutliche Verbesserung gegenüber 1964, als es nur drei (bei Weißen: fünf) von zehn waren. Dagegen liegen Schwarze bei den College-Abschlüssen noch deutlich zurück, auch wenn sie aufgeholt haben.
Getrennte Bildung
Noch immer ist das Schulsystem segregiert. Fast 40 Prozent der schwarzen Kinder besuchen Schulen, in denen nahezu alle Mitschüler ebenfalls nicht weiß sind. Das mögen weniger als die 64 Prozent von 1968 sein. Aber: Damals wie heute besuchen drei Viertel der schwarzen Kinder Schulen mit mindestens 50 Prozent nicht-weißen Schülern.
Aufwachsen im Ghetto
Diese Segregation betrifft auch die Wohnsituation: 45 Prozent der schwarzen Kinder leben, wenn ihre Eltern arm sind, in Gebieten konzentrierter Armut, sprich: in Ghettos. Dieser Anteil ist bei den armen weißen Kindern mit 12 Prozent deutlich geringer.
Zwei Realitäten
Schwarze und weiße Amerikaner haben nicht nur verschiedene Lebenswirklichkeiten, sie nehmen die Realität auch ganz unterschiedlich wahr. Das betrifft nicht nur den Rassismus in der Gesellschaft,…
Das Ende der Euphorie
…sondern auch den gesellschaftlichen Fortschritt: Die Weißen halten die Situation der Schwarzen für deutlich besser als diese selbst. Die Wahl Barack Obamas sorgte 2009 kurz für eine deutlich positivere Sicht der Dinge – doch der Euphorie folgte schnell Ernüchterung.