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Wellness

Günther Birkenstock13. Januar 2014

In Deutschland ist die Zahl der Wellness-Angebote in den letzten 20 Jahren sprunghaft angestiegen. Neben allerlei kuriosen Angeboten gibt es auch seriöse Schulen, die Wellness-Anbieter beraten und ausbilden.

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Lomi Lomi Nui Massage
Bild: Fotolia/Dron

In Deutschland sind die Wellness-Angebote in den letzten 20 Jahren sprunghaft angewachsen. Von exotischen Massagen bis zu Wellness-Lebensmitteln. Neben kuriosen und wenig seriösen Angeboten gibt es auch zahlreiche ernsthafte Anbieter, die helfen, das Wohlbefinden zu fördern.

"Der Kunde will sich wohlfühlen. Dieses Wohlfühlgefühl vermitteln können und dem Kunden den Weg zu bereiten, dass er einfach mal die Seele baumeln lassen kann, das ist Wellness", sagt Margit Kennemund von der Deutschen Wellness-Akademie in Großenkneten bei Oldenburg. Margit Kennemund berät Hotelanlagen und Thermen, die ihr Wellness-Angebot auf dem neuesten Stand halten wollen.

Marketing und Ayurveda

Ihre Kunden, so Kennemund im Gespräch mit der Deutschen Welle, wollten mehr als nur "goldene Wasserhähne". Die Einrichtungen benötigten Personal mit fachlich fundierten Kenntnissen. Hier setze die Arbeit ihrer Akademie an. "Wir haben uns Fachleute herangezogen, die teilweise aus den Ländern kommen wie Indien oder Hawaii, dort, wo Wellness vom Ursprung her praktiziert wird. Und die unterrichten das in der Akademie." Gelehrt werden in der Schule elf verschiedene Themen, die zum Bereich Wellness gehören. Die Studierenden erfahren, wie man eine hawaiianische Tempeltanzmassage ausführt (Lomi Lomi Nui), aber auch, wie ein erfolgreiches Marketing aussehen muss. "Es ist auch wichtig, dass man lernt, dass es aufs Ganze ankommt. Wir sprechen ja die Sinne an. Die Lehrgangsteilnehmer müssen auch lernen, wie eine Kabine auszusehen hat, mit welchen Farben, mit welchen Ölen und welcher Musik gearbeitet wird." Es müssten erst alle Sinne aktiviert werden, bevor der Kunde bereit sei, sich fallen zu lassen, betont die Wellness-Managerin.

Wellness-Beraterin Margit Kennemund
Margit Kennemund: Wellness gehört vollkommen in den FreizeitbereichBild: Madlens Fotozauber/Margit Kennemund

Weil die Arbeitsplätze attraktiv und oft gut bezahlt sind, ist der Andrang der Bewerber entsprechend groß. Vor 20 Jahren seien es 100 Interessenten gewesen, die sich auf die zwölf Plätze eines Seminars bewarben. Heute - wegen der gestiegenen Zahl der Wellness-Ausbilder - seien es immerhin noch 30. Meist sind es junge Leute zwischen 20 und 30 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung, die sich für die Angebote der Wellness-Akademie interessieren, Masseure, Physiotherapeuten oder auch Kosmetikerinnen. Doch nicht jeder besteht die Prüfung, denn am Ende steht eine strenge Kontrolle des Lernerfolgs. Bei den Kunden sei die größte Nachfrage im Bereich fernöstlicher Wellnesstechniken. "Ohne Ayurveda geht gar nichts", so Kennemund.

Joghurt und Apfel
Alles Wellness: Joghurt und auch Tee und SchokoladeBild: Fotolia/Africa Studio

Körper, Seele und Geist

Für Margit Kennemund gehören Wellness-Angebot eindeutig in den Freizeitbereich. Für Volker Ulrich, Geschäftsführer der Schule für freie Gesundheitsberufe "Impulse e.V." in Wuppertal, greift Wellness weiter, auch wenn der Begriff heute für vieles herhalten müsse, wie Wellness-Tee und sogar Joghurt. "Wellness ist zum Beispiel auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens, und auch das Achten auf gesunde Ernährung gehört dazu". Insgesamt, so Ulrich, gehe es darum, den Menschen in eine Situation zu bringen, in der er sich wohl fühlt. "Aber nicht nur passiv, sondern in der Gesamtheit von Körper, Seele und Geist." Im Moment sei in Deutschland "Wellness" hauptsächlich verbunden mit der Vorstellung von passiver Entspannung, einem Gang in die Sauna oder einer Massage. In seiner Schule werde dagegen ein ganzheitlicher Ansatz des Wellness-Begriffs gelehrt. "Eine Grundphilosophie unserer Ausbildung ist, dass wir die Studierenden dazu bringen wollen, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen und nicht nur auf geschickte Weise Geld zu verdienen." Zum aufgeklärten Trainer gehörten allerdings auch aufgeklärte Kunden. Denn manchmal könne auch Fahrradfahren genau das sein, was dem Einzelnen gut tue, betont Ulrich.

Volker Ulrich Schule für freie Gesundheitsberufe
Volker Ulrich: Wellness ist Wohlbefinden von Körper, Seele und GeistBild: Impulse e.V. Schule für freie Gesundheitsberufe

Am Anfang standen Politik und Gesundheit

Entstanden ist der Begriff "Wellness" aus der Verbindung mehrerer Wörter: Well-being auf der einen, Fitness und Happiness auf der anderen Seite. Ursprünglich hatte Wellness einen medizinischen und wirtschaftlichen Hintergrund. Die Amerikaner Halbert Dunn, Donald Ardell und John Travis entwickelten in den 1970er Jahren im Auftrag der US-Regierung neue ganzheitliche Gesundheitsmodelle, als die Kosten im amerikanischen Gesundheitswesen explodierten. Es ging darum, das Ernährungsbewusstsein zu stärken, die Selbstverantwortung zu erhöhen und die Kosten zu senken. Heute firmiert dieser Bereich unter "Medical Wellness". Alles andere ist Freizeitvergnügen.

Fahrradfahrer im Garden by the Bay Singapur
Auch Fahrradfahren kann Wellness seinBild: Roslan Rahman/AFP/Getty Images

Dass es heute neben zahlreichen seriösen Angeboten auch viele Trittbrettfahrer gebe, die den Namen Wellness benutzen, um ihr Produkt zu verkaufen, stört Margit Kennemund nicht. "Das ist eben ein Zeichen des Erfolgs von Wellness." Ob Joghurt, Tee oder Schokolade - letztlich würden die Firmen ja immer Produkte anbieten, die den Kunden guttun.