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Deutschland für Russen kein Partner mehr

Sergej Govoruha, Ingo Mannteufel29. Dezember 2014

Unter der Abkehr der Russen vom Westen leidet auch deren Verhältnis zu Deutschland. Die Ukrainer hingegen wenden sich zunehmend westlichen Ländern und Organisationen zu. Das zeigt eine aktuelle DW-Umfrage.

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Deutsche und Russische Fahne (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T.Brakemeier

Einen herben Dämpfer haben aus Sicht der Russen die deutsch-russischen Beziehungen bekommen. Noch im November 2013 wurde das Verhältnis zu Deutschland unter allen Ländern mit am besten bewertet. 60 Prozent schätzten die Beziehungen als freundschaftlich oder partnerschaftlich ein. Inzwischen sehen dies nur noch 26 Prozent so. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) werten das deutsch-russische Verhältnis als angespannt oder gar verfeindet. Dies zeigt der aktuelle DW-Trend im Monat Dezember.

Die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut IFAK mit Sitz in Kiew im Auftrag der Deutschen Welle durchgeführt. Dafür wurden telefonisch in Russland und der Ukraine jeweils 1000 Bürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern befragt. In jenen ukrainischen Regionen, die unter Kontrolle der Separatisten stehen, sowie auf der Krim konnten keine Befragungen durchgeführt werden.

Beziehungen zum Westen auf dem Tiefstand

Das Verhältnis zur Europäischen Union wird von 59 Prozent der Befragten als angespannt oder verfeindet angesehen; in Bezug auf NATO und USA sind es rund 70 Prozent.

Das deutliche Abkühlen des Verhältnisses zu westlichen Staaten und Organisationen führt jedoch dazu, dass alte Freundschaften neu aufblühen. So schätzen inzwischen 83 Prozent Weißrussland (Belarus) als Freund oder Partner Russlands. Selbst Georgien wird rund sechs Jahre nach den kriegerischen Auseinandersetzungen von rund einem Drittel als Partner oder Freund gesehen.

Infografik DW-Trend (Grafik: DW)

Abkehr von der EU auch unter jungen Russen

Die Abkehr vom Westen hat auch Auswirkungen auf die Einstellung der Bevölkerung zu einem möglichen Beitritt ihres Landes zur Europäischen Union. Hatten im November letzten Jahres noch insgesamt 36 Prozent eine EU-Mitgliedschaft Russlands binnen der nächsten 20 Jahre gesehen, befürworten dies im Dezember 2014 gerade einmal zehn Prozent. Entsprechend ist die Anzahl derjenigen, die einen EU-Beitritt kategorisch ausschließen, von 40 Prozent binnen eines Jahres auf jetzt 67 Prozent hochgeschnellt. Bezeichnend ist, dass auch unter den 29-Jährigen, also jener Altersgruppe, die tendenziell eher für einen EU-Beitritt plädiert, 64 Prozent nun einen solchen Schritt ablehnen.

Infografik DW-Trend (Grafik: DW)

Ukrainer sehen Freundschaft zum Westen

In der Ukraine hingegen hat eine Hinwendung aller Regionen des Landes zum Westen stattgefunden. Die Beziehungen zu westlichen Ländern und Organisationen haben im Vergleich zu November 2013 einen weiteren, deutlich positiven Schub bekommen. So sehen inzwischen rund zwei Drittel (66 Prozent) der Ukrainer das deutsch-ukrainisch Verhältnis als freundschaftlich oder partnerschaftlich. Dies sind 30 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Bezeichnend ist, dass selbst die oft eher skeptisch gesehenen USA inzwischen von 67 Prozent als Freund oder Partner geschätzt werden. Somit hat genau jene Verschiebung der Beziehungen der Ukraine stattgefunden, die die russische Regierung vermeiden wollte.

Infografik DW-Trend (Grafik: DW)

Entsprechend werden die Beziehungen zur EU von 68 Prozent der Ukrainer als freundschaftlich oder positiv gesehen. Vor einem Jahr waren dies gerade mal 42 Prozent. Inzwischen streben 73 Prozent einen EU-Betritt ihres Landes an. 58 Prozent wollen, dass dies möglichst binnen der nächsten zehn Jahre stattfindet. Lediglich 19 Prozent lehnen eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine ab. Dabei liegen die Befürworter eines EU-Beitritts im Osten der Ukraine nahezu auf gleichem Niveau wie im Westen des Landes.

Infografik DW-Trend (Grafik: DW)