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Deutschland für Einsteiger

17. November 2010

Neu in Deutschland? Keine Ahnung von Banken, Versicherungen oder Wohnungssuche? Hier gibt es die wichtigsten Tipps.

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Ärztliche Versorgung

Wer einen Arzt für gewöhnliche Infekte sucht, wendet sich zunächst an einen "Hausarzt". Den sucht man sich am besten in der Nähe seines Wohnortes. Neben den sogenannten "Allgemeinmedizinern" gibt es auch Fachärzte. Der Hausarzt entscheidet, ob ein Patient an einen Facharzt überwiesen wird. Die Öffnungszeiten der Arztpraxen sind unterschiedlich. Fast alle Praxen sind – bis auf die Notdienste – am Wochenende und Mittwoch nachmittags geschlossen. Zur Not kann man auch in ein Krankenhaus fahren, dort gibt es immer eine Notaufnahme. Wenn es ganz schnell gehen muss kommt der Notarzt. Die Telefonnummer lautet 112.

Autofahren

In Deutschland herrscht Rechtsverkehr. Überholen darf man ein anderes Fahrzeug nur links. Deutsche Autobahnen sind beliebt, weil sie keine Geschwindigkeitsbegrenzungen haben, aber es gibt einen Richtwert, der bei 130 km/h liegt. Bei einem Unfall sollte man die Polizei verständigen, damit die Versicherung den Schaden übernimmt. Wer ein Auto erwerben möchte, findet neben Autohändlern zahlreiche Angebote in Kleinanzeigen der Tageszeitungen oder über das Internet. Anmelden muss man sein Fahrzeug bei der Zulassungsstelle des jeweiligen Straßenverkehrsamtes. Auskünfte gibt jede Stadtverwaltung. Wenn man in Deutschland wohnt, gelten ausländische Führerscheine in der Regel sechs Monate. Danach muss der Führerschein umgeschrieben werden, es sei denn, man hat schon einen EU-Führerschein.

Behördengänge

Jeder der länger als drei Monate in Deutschland leben will, muss seinen Wohnsitz innerhalb einer Woche beim Einwohnermeldeamt anmelden. Dazu muss man den Mietvertrag oder eine Bescheinigung des Vermieters mitbringen.

Eine Aufenthaltsgenehmigung stellt das Ausländeramt aus. Dafür muss man nachweisen, dass der Studienaufenthalt finanziell gesichert ist, entweder durch ein Stipendium oder durch privates Kapital. Pro Monat muss ein Student über mindestens 500 Euro verfügen. Der Aufenthalt wird genehmigt, wenn ein gültiges Studentenvisum vorliegt sowie Reisepass, Krankenversicherungsnachweis, Bescheinigung des Vermieters und drei Passfotos. Gegebenenfalls ist auch ein ärztliches Attest notwendig. Bei Fragen hilft das Akademische Auslandsamt an der Universität weiter.

Einkaufen

Die Geschäfte sind in der Regel zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Bäcker, Metzger und Apotheken öffnen schon in den frühen Morgenstunden. Größere Supermärkte öffnen früher und haben bis in die Abendstunden geöffnet. Samstags sind viele Geschäfte außerhalb der Innenstädte nur bis mittags offen. Kleinere Geschäfte machen meist zwischen 13 und 15 Uhr Mittagspause. Sonntags haben die Geschäfte bis auf Ausnahmen fast immer geschlossen. Kleine Einkäufe kann man außerhalb der Geschäftszeiten aber an sogenannten "Kiosken" oder an Tankstellen erledigen.

Etikette

Dass die Deutschen es pünktlich mögen, ist nicht nur ein Vorurteil. Nur bei Partys, da darf man ruhig etwas später kommen. Außerdem gelten die Deutschen eher als distanziert und nicht so locker. Das macht sich auch in der Sprache bemerkbar. Eine fremde oder ältere Person wird mit "Sie" angeredet. Das "Du" bietet man sich dann an, wenn man sich besser kennt. Junge Leute duzen Gleichaltrige meistens direkt. Küsschen zur Begrüßung sind nur unter Freunden üblich. Auch verbeugt man sich nicht, sondern gibt sich stattdessen die Hand.

Geld

Die deutsche Währung ist der Euro. In fast allen Geschäften werden auch Scheckkarten akzeptiert. Geld bzw. Kreditkarten bekommt man bei Banken und Sparkassen sowie bei der Post. Man kann dort ein Girokonto für alle Einnahmen und Ausgaben anlegen und hat einen schnellen Zugriff auf sein Geld zum Beispiel am Bankautomaten. Wer Geld ansparen möchte, kann ein Sparbuch einrichten. Dabei sollte man die verschiedenen Angebote der Banken und Sparkassen prüfen, um möglichst hohe Zinsen zu erhalten. Die meisten Banken bieten ein Girokonto für Studierende kostenlos an. Nachfragen lohnt sich.

Gleichberechtigung

In Deutschland sind Männer und Frauen gleichberechtigt. Das bedeutet zum Beispiel, dass Frauen ebenso wie Männer das Wahlrecht besitzten. Außerdem dürfen Frauen im Beruf nicht benachteiligt werden. In allen großen Betrieben und Universitäten gibt es sogenannte Gleichstellungsbeauftragte, die unter anderem dafür sorgen, dass Frauen bei Stellenausschreibungen nicht benachteiligt werden. Manche Betriebe richten sogar Frauenquoten ein. Auf den Stellenausschreibungen ist dann oft zu lesen: "Frauen und Behinderte mit gleicher Qualifikation werden bevorzugt." Außerdem darf auch niemand wegen seiner Religionszugehörigkeit benachteiligt werden.

Internet

Deutschland verfügt über ein gut ausgebautes Internet, das von verschiedenen Anbietern vertrieben wird. Bevor man einen Anbieter auswählt, sollte man die Kosten und Leistungen genau vergleichen, was nicht ganz einfach ist. Mit sogenannten "Flatrates" lassen sich in den meisten Fällen Kosten sparen. Wer keinen eigenen Computer hat, kann die Angebote in Internetcafés nutzen, die es überall in den Studentenvierteln der Städte gibt.

Krankenversicherung

Wer in Deutschland lebt, muss eine Krankenversicherung abschließen. Es gibt gesetzliche und private Krankenkassen. Wenn nicht anders vereinbart, werden internationale Studierende bei einer gesetztlichen Krankenkasse versichert. Dabei gibt es spezielle Studententarife. Beim Arzt wird man dann kostenlos behandelt und erhält auch verschriebene Medikamente kostenlos oder günstiger.

Lebenshaltungskosten

Laut Statistik brauchen Studierende rund 700 Euro im Monat. Die Lebenshaltungskosten sind in Deutschland recht hoch, deshalb sollte man sich nach möglichst billigen Wohnunterkünften umsehen. Am billigsten wohnt man in einer Wohngemeinschaft oder im Studentenwohnheim, das über die Studentenwerke der Universitäten betrieben wird. In Museen und anderen kulturellen Einrichtungen haben Studierende meist verbilligten Eintritt. Außerdem brauchen sie keine Rundfunk- und Fernsehgebühren zu bezahlen. Mit einem Studentenausweis kann man auch auf Reisen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln Geld sparen. Wer in finanzieller Not ist, kann sich an die Studentenwerke wenden und um Rat fragen. Auch kirchliche Hochschulgemeinden stehen Studierenden mit Rat und Tat zur Seite.

Mülltrennung

"Mülltrennung", das ist für viele ein typisch deutsches Wort, denn in Deutschland wird der Müll schon zu Hause vorsortiert. Papier, Verpackungen, Glas und Restmüll kommen jeweils in extra Behälter. In den meisten Städten gibt es Sammelcontainer für Glas, in manchen auch für Papier und Verpackungen. Andere Kommunen stellen pro Haushalt verschiedene Mülltonnen zu Verfügung. So kann die braune Tonne beispielsweise für organische Abfälle genutzt werden, die gelbe für Verpackungsmaterialien und die blaue für Papier. Die grauen Tonnen sind für den Restmüll bestimmt. Batterien und Chemikalien sind Sondermüll und müssen zu speziellen Sammelstellen gebracht werden. Bei den meisten Dosen und Flaschen zahlt man ein sogenanntes "Pfand". Wenn man die Flaschen zurückbringt, bekommt man das Pfand-Geld wieder.

Post

In Deutschland gibt es verschiedene Anbieter und Kurierdienste, die Brief- und Paketpost befördern. Am verbreitetsten ist die Deutsche Post, deren Symbol ein schwarzes Horn (Instrument) auf gelbem Hintergrund ist. An diesem Zeichen erkennt man zum Beispiel die Geschäftsstellen der Post. Bei den Postämtern gibt es auch Schalter für die Postbank, wo man wie bei anderen Banken und Sparkassen ein Girokonto eröffnen kann. Briefe wirft man in die gelben Postkästen in den Straßen oder an den Postämtern ein. Innerhalb Europas kostet die Briefmarke für einen einfachen Brief 58 Cent und für eine Postkarte ins Ausland 45 Cent.

Reisewege und Verkehr

Deutschland verfügt über ein gut ausgebautes Straßen- und Autobahnnetz, so dass alle Orte bequem mit dem Auto zu erreichen sind. Wer kein eigenes Auto hat, kann sich bei einer der zahlreichen Mitfahrzentralen melden und auf diese Weise günstig von Ort zu Ort kommen. Meist werden Mitfahrer für weite Strecken zwischen den Großstädten gesucht. Innerhalb der Städte gibt es den "öffentlichen Nahverkehr". Busse und Bahnen sind pünktlich und zuverlässig, fahren aber nicht die ganze Nacht durch. Taxis sind in Deutschland recht teuer.

Auch das Schienennetz für den Regional- und Fernverkehr ist sehr gut ausgebaut. Die Züge der Deutschen Bahn und anderer kleiner Unternehmen verkehren in ganz Deutschland und bieten je nach Strecke günstige Sondertarife. Das Fernbussnetz befindet sich gerade im Ausbau (Stand April 2013). Die Busse fahren aber vor allen Dingen Großstädte innerhalb Deutschlands und Europas an, wo es spezielle Busbahnhöfe gibt. Die Deutsche Bahn mit ihren ICE-Zügen bietet oft die schnellste Verbindung innerhalb Deutschlands. Deshalb lohnen sich innerdeutsche Flüge nur bei längeren Strecken. Deutschland hat rund 40 Verkehrs-Flughäfen, wobei der Frankfurter Flughafen der größte deutsche und der drittgrößte Flughafen Europas ist.

Religion

Die meisten Deutschen gehören dem christlichen Glauben an. Dabei sind jeweils 30 Prozent der Deutschen katholisch oder evangelisch getauft. Rund 200.000 Juden leben in Deutschland sowie 3,5 Millionen Muslime. Im Prinzip leben die unterschiedlichen Religionen friedlich miteinander. Streitereien - auch vor Gericht - gibt es immer wieder um religiöse Symbole. So gibt es in vielen Bundesländern an öffentlichen Schulen ein Kopftuchverbot. Auch Kreuze dürfen nicht überall in den Klassenräumen hängen.

Sicherheit auf den Straßen

Deutschland ist ein verhältnismäßig sicheres Land. Dennoch: Überfälle und Taschendiebstähle gibt es auch hier. In den Innenstädten kann man sich auch bei Dunkelheit sicher bewegen. Vorsichtig sollte man in abgelegenen Straßen oder an einsamen Orten sein. In Parkhäusern gibt es gesonderte Parkplätze für Frauen in Eingangsnähe. Auf seine Handtasche sollte man immer achten, besonders an Plätzen, wo Sehenswürdigkeiten die Aufmerksamkeit leicht ablenken. Im Notfall kann man von öffentlichen Telefonzellen kostenlos die Notrufnummer 110 wählen.

Strom

In Deutschland kommen 220 Volt Wechselstrom aus der Steckdose. Nicht alle Stromstecker anderer Länder sind für das deutsche System kompatibel. Euronorm-Stecker passen auf alle Dosen. Strom wird hierzulande aus Kohle, Atomkraft sowie aus alternativen Energien wie zum Beispiel Solarkraft, Windkraft und Biotreibstoffen gewonnen. Jeder Haushalt kann sich über einen der zahlreichen Stromversorger den Strom einspeisen lassen. Dabei sind die verschiedenen Stromanbieter nicht nur eine Kostenfrage. Mit dem Stromanbieter entscheidet man sich auch dafür, welche Energie im Haushalt genutzt wird. Wer etwa gegen Atomkraft ist, kann einen Stromanbieter suchen, der ausdrücklich keinen Strom verwendet, der in Atomkraftwerken erzeugt wird.

Telefon

Neben den Festnetzen der Deutschen Telekom AG und regionaler Betreiber gibt es zahlreiche Anbieter von Mobiltelefonen, die in Deutschland "Handys" genannte werden. Angeboten wird alles von der Flatrate bis hin zu aufladbaren Prepaid-Telefonen. Die Anbieter haben verschiedenste Angebote, teilweise auch für Studierende. Man sollte immer prüfen, ob man die angebotenen Leistungen auch wirklich nutzt. Wer viel ins Ausland telefoniert, sollte den Anbieter mit den günstigsten Auslandstarifen wählen.

Wichtige Telefonnummern:
Feuerwehr/Polizei 110
Notarzt 112

Die Vorwahl von Deutschland lautet 0049, dann wählt man die Vorwahl der Stadt ohne die "0" und dann die eigentliche Telefonnummer.

Visum

Wer in Deutschland studieren will und nicht aus der Europäischen Union kommt, braucht in der Regel ein Visum. Dabei gibt es verschiedene Visa. Wer als Student kommt, darf auf keinen Fall ein Touristenvisum beantragen. Wer ein Sprachkurs- oder ein Studentenvisum beantragt, braucht einen gültigen Reisepass, Passfotos, eine Hochschulzugangsberechtigung, die in Deutschland anerkannt wird, und einen Nachweis, dass die Finanzierung für ein Jahr gesichert ist. Beantragt wird das Visum bereits im Heimatland bei der Deutschen Botschaft oder bei einem deutschen Konsulat. Dort erfährt man auch, was genau zu beachten ist.

Wohnen

Wohnungen findet man über Kleinanzeigen in den Tages- und Wochenzeitungen, wobei das Angebot an Samstagen am größten ist. Außerdem haben alle Universitäten sogenannte "Schwarze Bretter", wo Wohnungen oder Zimmer in einer Wohngemeinschaft angeboten werden. In zahlreichen Städten gibt es darüber hinaus "Mitwohnzentralen", bei denen man sich melden kann. Mieten sind in Deutschland sehr teuer. An der Spitze liegt die Stadt München, wo die Kaltmiete rund 10 Euro pro Quadratmeter kostet. Am günstigsten sind die Mieten in Leipzig. (Stand 2010)


Autorin: Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld