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Deutschland droht Organ-Skandal

Joachim Held20. Juli 2012

Haben sich deutsche Ärzte bestechen lassen, um Patienten zu einer Organspende zu verhelfen? Diesem Verdacht geht die Braunschweiger Staatsanwaltschaft nach – und zwar an der Uni-Klinik Göttingen.

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Operationssaal
Bild: Fotolia/astoria

Im Mittelpunkt der bisherigen Ermittlungen steht ein ehemaliger Oberarzt des Universitätsklinikums. Er soll in großem Stil Krankenakten manipuliert haben, um bestimmte Patienten - gegen Bezahlung - bei der Zuteilung einer Spenderleber zu bevorzugen. Dabei wurden möglicherweise Laborwerte manipuliert und Dialyseprotokolle gefälscht, um zum Beispiel neben der Lebererkrankung auch noch Nierenprobleme vorzutäuschen. Ein schwerer wiegender Krankheitsbefund verbessert die Position auf der Warteliste, die für die Zuteilung eines Spenderorgans relevant ist.    

Mindestens 25 Verdachtsfälle

Der Vorsitzende der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer, Hans Lilie, äußerte sich schockiert. Er habe in Deutschland „niemals mit so etwas gerechnet“. Im Zuge erster Untersuchungen habe man 25 solche Verdachtsfälle entdeckt. Es sei nicht auszuschließen, dass neben dem suspendierten Oberarzt auch noch andere Mediziner in die Vorgänge verwickelt seien. 

Bahr warnt vor Rückschlag für Organspende-Bereitschaft

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr forderte eine rasche Aufklärung. Sollte sich der Vorwurf der Schieberei bei der Organzuteilung bestätigen, müsse dies „massive Konsequenzen“ nach sich ziehen. Man dürfe nicht zulassen, dass durch diesen Skandal die Bereitschaft zur Organspende erschüttert werde.

Der Bundestag hatte erst vor wenigen Wochen ein Gesetz verabschiedet, das im November in Kraft tritt und zum Ziel hat, die Bereitschaft der Deutschen zur Organspende zu steigern. So soll künftig jeder Bürger mindestens einmal im Leben gefragt werden, ob er Organe spenden will oder nicht.

jh/kle (afp,dapd,dpa)