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DW gewinnt Grimme-Preis

Ralf Bosen21. Juni 2013

Zehn junge Reporter, fünf Länder, eine Frage: Was machen junge Menschen in der Euro-Krise? Antworten gibt unser Multimedia-Special "Plan B". Dafür haben DW-Volontäre den wichtigsten deutschen Onlinepreis bekommen.

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Grimme Online Award Auszeichnung für DW-Volonteure erhalten den "Grimme Online Award" (Foto: Grimme-Institut/Jens Becker)
Grimme Online Award Auszeichnung für DW-Volonteure / Projekt Plan BBild: Grimme-Institut/Jens Becker

Unter der Finanzkrise leiden besonders die südeuropäischen Länder. Dort ist angesichts rasant wegbrechender Arbeitsplätze vor allem die Zukunft der nachwachsenden Generation massiv bedroht. Jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos.

Doch wie gehen junge Menschen damit um? Welche Pläne haben sie? Das Multimedia-Special "Plan B" der Deutschen Welle zeigt "junge Wege aus der Krise": persönliche Initiativen, um mit Mut und Kreativität trotz der schwierigen ökonomischen Situation eigene Lebensentwürfe zu entwickeln.

"Vielfältig, mit Humor gewürzt und liebevoll aufbereitet"

Das Grimme Institut zeichnete "Plan B" mit dem "Grimme Online Award" in der Kategorie "Wissen und Bildung" aus. Die Jury lobte das Multimedia-Special bei der Preisvergabe am Freitag (21.06.2013) vor allem für die liebevolle Aufbereitung des Themas: "Das von Volontären realisierte Multimedia-Projekt 'Plan B' gibt der Krise in ausgewählten Ländern Europas ein persönliches und jugendliches Gesicht. Die Besucher erleben selbstbewusste junge Menschen, die sich nicht aufgeben, konstruktiv mit Arbeitslosigkeit und Geldmangel umgehen und dabei erfolgreich ihren 'Plan B' in die Tat umsetzen", heißt es in der Begründung der Jury. Und weiter: "Die vielfältige, mit Humor gewürzte und liebevolle multimediale Aufbereitung des Themas mit Interviews, Artikeln, dem 'Soundtrack der Krise' und mit 'Postkarten an die Zukunft' lässt den Betrachter emotional teilhaben und lädt zu einem tieferen Eintauchen in die Situation des Landes ein, als es die klassische Berichterstattung zu leisten vermag."

Ein typisches DW-Projekt

Der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, beglückwünschte das Team des Multimedia-Specials. "Plan B" sei "ein typisches DW-Projekt: multimedial, mehrsprachig, dialogisch. Von jungen Machern für ein junges Publikum." Chefredakteurin Ute Schaeffer sprach von einem hervorragenden Beispiel für den journalistischen Anspruch, mit dem die Deutsche Welle aktuelle Themen aufbereitet: "Das innovative Multimedia-Special blickt hinter die Schlagzeilen, gibt dem Dauerthema Finanzkrise ein Gesicht und zeigt Lösungswege auf."

Die Preisträger konnten es zunächst gar nicht fassen: "Wir haben so viel dafür gearbeitet, nun hat es sich erst recht gelohnt", freuten sich die DW-Volontäre. Jetzt wünschten sie sich nur noch, dass ihr Thema noch mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Gruppenbild der DW-Volontäre bei der Preisverleihung des Grimme Online Award (Foto: Grimme-Institut/Jens Becker)
Glückliche Preisträger - die DW-Volontäre: "Nun hat es sich erst recht gelohnt"Bild: Grimme-Institut/Jens Becker

Für das Multimedia-Special waren die zehn Volontäre der Deutschen Welle durch die fünf Euro-Krisenländer Griechenland, Spanien, Portugal, Italien und Irland gereist. Im Gepäck hatten sie auch ein Porträtfoto der Bundeskanzlerin für ihre Straßenumfrage "Angela Merkel unterwegs". Neben den multimedial angelegten Porträts über junge Menschen, die ihr Leben neu erfinden, gibt es in "Plan B" auch Bildergalerien mit Krisengraffitis und "Statistiken mit Beigeschmack" aus landestypischen Lebensmitteln.

Der Grimme Online Award wird seit 2001 jährlich vergeben und gilt als renommiertester Preis für deutschsprachige Online-Angebote. Er wird von einer fachlich breit aufgestellten Jury in vier Kategorien vergeben. Nach dem Gewinn der nationalen Endauswahl für den Europäischen Jugendkarlspreis ist der Grimme-Preis eine neuerliche Ehrung für das DW-Projekt.

Flugzeugkauf an Weihnachten

Bei ihrer Recherche für "Plan B" trafen die Volontäre auf junge Menschen, die nach neuen Wegen suchen. In Thessaloniki staunten die DW-Reporter Vera Kern und Christoph Ricking nicht schlecht, als sie Nadia Kalogeropoulou zum ersten Mal trafen: perfekt manikürte Fingernägel, die Röhrenjeans in modischen Lederstiefeln passend zur überdimensionierten Vintage-Brille. Eine alternative Lebenskünstlerin ohne Geld hatten sie sich irgendwie anders vorgestellt. Doch Nadia stellt aus altem Olivenöl selbst Seife her, managt eine Lebensmittelkooperative und verwaltet eine Website für lokalen Tauschhandel.

Wer in der Krise als Unternehmer erfolgreich sein will, kennt keinen Dienstschluss und muss etwas Glück haben. Das erlebten Philipp Barth und Antje Binder im süditalienischen Monopoli: Dort erfuhr der junge Flugzeugbauer Angelo Petrosillo erst im Auto, dass ein australischer Kunde mitsamt seinen Kindern über Weihnachten nach Italien kommt und genau dann ein Flugzeug testen will. So wurde einfach für ein paar Personen mehr gekocht – und das Flugzeug verkauft.

Die Stadt des Tauschhandels

Wenn das eigene Land tief in der Krise steckt, ist Netzwerken alles. Das wurde den DW-Reporterinnen Vera Freitag und Ruth Krause in Madrid schnell klar. Um einen Fahrradfahrer in Aktion filmen zu können, brauchten sie ein Tandem. Das konnte blitzschnell und kostenlos organisiert werden - über ein paar Ecken durch ein Netzwerk. Das Tandem vermittelte ein Bäcker. Einzige Bedingung: die beiden Journalistinnen mussten ein paar Baguette austragen.

Nicht überall springt die Krise sofort ins Auge. Das irische Städtchen Clonakilty wirkte auf den ersten Blick sogar recht idyllisch: Aus den Häusern waberte weißer Rauch, die kleinen Geschäfte und Pubs waren gut besucht. Doch abends beim Guinness erfuhren die DW-Reporter Michael Hartlep und André Leslie, wie sehr die Bilderbuchidylle trügt. Ein junger Ire erzählte, in den letzten drei Jahren seien alle seine Freunde ausgewandert. Perspektivlosigkeit und Hoffnung - in Clonakilty gibt es beides. Die Kleinstadt ist auch bekannt für ihren regen Tauschhandel, den Clonakilty Favour Exchange. Wie der funktioniert, zeigt eine Plan B-Geschichte aus Irland.

Ein Start-Up für Kinder

Keine Frage, es sind schwierige Zeiten in den Euro-Krisenländern. Wie dicht Erfolg und Misserfolg nebeneinander liegen, erlebten die DW-Reporterinnen Hilke Fischer und Greta Hamann in Lissabon. Sie saßen bei Sauerkirschlikör mit zwei ehemaligen Lehrern zusammen, die nun Kinderveranstaltungen organisieren. Plötzlich winkte einer von ihnen einen Bekannten herbei. Wie sich herausstellte, kannten sie sich aus einem Start-Up-Kurs. Der Bekannte scheiterte, die ehemaligen Lehrer sind mit ihrem Start-Up Unternehmen auf Erfolgskurs.

Das Thema wird die jungen Journalisten so schnell nicht wieder loslassen. Ein Grimme-Preis ist schließlich Ansporn genug. Zumal die Jury schon weiter denkt: "Als Wünsche für 'Plan B' bleiben die Erweiterung des Angebots auf weitere Länder und der Ausbau interaktiver Möglichkeiten, vielleicht mit Kommentarfunktionen."