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Forschung vermarkten

Valentin Betz27. Februar 2015

Ruhm, Prestige, Anerkennung - auch in der Wissenschaft sind das wichtige Waren. Doch deutschen Universitäten fällt es schwer, international Flagge zu zeigen. Neue Wege im Marketing sollen das ändern.

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Bildergalerie Universität Tübingen
Bild: imago/epd

Die USA oder Großbritannien. Harvard, Stanford, Cambridge, Oxford. An diesen Namen führt bei internationalen Rankings kein Weg vorbei. Die beste deutsche Uni? Heidelberg auf Platz 49. Der Forschungsstandort Deutschland erfährt international meist wenig Aufmerksamkeit. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) will das ändern und hat die Universitäten deshalb aufgefordert, Konzepte einzureichen. Die Gewinner sind neben der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg die Eberhard Karls Universität Tübingen und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Sichtbarkeit und Attraktivität

Unter dem Motto "Top Science Attracts Top Scientists" will sich die Universität Heidelberg dabei vor allem als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Ziel: Mehr internationale Forscher sollen in Heidelberg arbeiten. Die Universität Tübingen verfolgt eine ganz andere Strategie. Anstatt Forscher nach Deutschland zu locken, kommt Tübingen zu den Forschern. Mit dem Slogan "Research-Relevance-Responsibility" vermarktet die Universität ihr Konzept an internationalen Forschungseinrichtungen vor Ort. Die FAU Erlangen-Nürnberg geht wiederum einen anderen Weg: Selbstbewusst fordert die Uni einen Leistungsnachweis von jungen Wissenschaftlern.

Online-Wettbewerb für Studenten

Dazu ruft die FAU Studenten aus aller Welt zu einem Wettbewerb auf. Die Nachwuchswissenschaftler sollen Wissensfragen kreativ lösen. "In erster Linie wollen wir auf diese Weise Interesse an der Friedrich-Alexander-Universität wecken, aber natürlich auch am Forschungsstandort Deutschland", erklärt Rudolf Richter von der Marketingabteilung der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Problemstellung des internationalen Wettbewerbs konzentriert sich auf die drei Forschungsschwerpunkte Energie-Umwelt- Klima, Elektronik-Information- Kommunikation sowie Optik und optische Technologien. "In den insgesamt acht Forschungsschwerpunkten der FAU Erlangen-Nürnberg gleichzeitig Aufgaben zu stellen, wäre zu viel gewesen. Deshalb haben wir uns zunächst auf diese drei konzentriert", so Richter. Die eigentliche Fragestellung beziehe sich dann natürlich auf ein spezifisches Problem: "Es wird nicht ein großes Konzept zur Lösung der Weltenergieprobleme sein, das wäre ja nobelpreiswürdig", scherzt Richter.

Interview mit Volker Rieke (BMBF)

Langzeitwirkung erwünscht

Auf einer Onlineplattform melden sich die Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt zur Lösung des gestellten Problems an. Die Teams - oder auch Einzelpersonen - mit den besten Ansätzen sollen das Konzept dann in einem einwöchigen Workshop weiter ausarbeiten. In der Langen Nacht der Wissenschaften am 24. Oktober präsentieren die Teams ihre Ideen der Öffentlichkeit. Die FAU erhofft sich durch den Wettbewerb, Kontakte mit jungen Wissenschaftlern zu knüpfen und sie untereinander zu vernetzen."Wir wünschen uns, dass die Kooperationen über den Workshop hinaus bestehen", so Richter, aber "ob es letztlich dazu kommt, werden wir sehen."

Deutschland forschungsstark

Trotz teilweise schwacher Repräsentation deutscher Universitäten im internationalen Vergleich betont Richter die Bedeutung der deutschen Forschung: "Oft hinkt die Reputation der eigentlichen Forschungsarbeit ein bisschen hinterher." Es sei daher wichtig, dass sich deutsche Universitäten stärker im englischsprachigen Raum und in den Medien präsentierten. Das Preisgeld, das aus Sondermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird, investiert die FAU Erlangen-Nürnberg direkt in ihr Projekt. "Ein Großteil des Geldes geht in Reise und Aufenthalt der gewinnenden Teams. Außerdem muss die Plattform aufgebaut werden, auf der die Teilnehmer an dem Wettbewerb teilnehmen", so Richter.