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Deutsche könnten Vorbild sein

3. Dezember 2012

Bestnoten für Europa im Klimaschutz, wenn auch begünstigt durch die Wirtschaftsflaute: So die Bewertung der Umweltschützer von Germanwatch. Deutschland fällt dabei leicht zurück, China werden "Lichtblicke" bescheinigt.

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Windkrafträder vor einem Braunkohlekraftwerk (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Jedes Lob der Öko-Experten kommt daher mit einem Schuss Kritik und nachdrücklichen Mahnungen: Kein Land auf dem Globus tut genug, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden, aber es gibt immerhin Zeichen der Hoffnung, bilanziert die Umwelt- und Entwickungsorganisation Germanwatch gemeinsam mit dem Climate Action Network Europe (CAN-Europe). Am Rande der UN-Klimakonferenz in Doha wurde der neueste Klimaschutz-Index präsentiert.

Top-Noten verteilte Germanwatch auch in diesem Jahr nicht. Die Plätze eins bis drei bleiben traditionell frei, da nach Ansicht der Wissenschaftler keines der 58 untersuchten Industrie- und Schwellenländer den notwendigen Einsatz zeigt, um die Erderwärmung zu bremsen.

Dahinter liegt aber Europa in dem weltweiten Ranking an der Spitze. Als Gründe dafür werden auf der einen Seite die Wirtschafts- und Finanzkrise genannt, auf der anderen Seite eine vergleichsweise gute Klima- und Energiepolitik. Bestplatziertes Land ist Dänemark. Deutschland fiel in der Bewertung um zwei Plätze auf Rang acht.

Portugal überraschend erfolgreich

"Solange die EU blockiert ist und sich nicht darauf einigen kann, die Emissionen bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren, werden sich die Länder der EU nicht mehr lange auf den vorderen Plätzen halten können", warnte der Direktor von CAN-Europe, Wendel Trio. Hervorgehoben wird der Trend in Dänemark zu immer weniger CO2-Emissionen sowie die Klimagesetzgebung. Schweden auf Rang fünf wird ähnlich beurteilt. Als "Überraschung" gilt in dem Bericht jedoch der sechste Platz von Portugal. Bedingt durch die schwere ökonomische Krise seien dort - wie auch in Spanien, Italien, Irland und Griechenland - die Emissionen deutlich zurückgegangen. Anders als die übrigen Euro-Krisenländer habe Portugal aber seine positive Klimapolitik fortgeführt. Die Wirtschaftskrise sei eben nur ein "kurzfristiger Faktor", auf dem sich kein Land ausruhen dürfe.

Deutsche etwas abgerutscht

"Deutschland hat etwas an Boden verloren", stellten die Klima-Autoren fest. Dabei könne die deutsche Energiewende durchaus ein Modell für andere Länder sein, die versuchen, von fossilen Energieträgern loszukommen. Gleichzeitig aber befürchten die Experten, dass die Wende und der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland ins Stocken geraten könnten. Berlin müsse entschlossener handeln. Die schwarz-gelbe Koalition blockiere sich gegenseitig, beklagte ein Germanwatch-Sprecher. Insgesamt aber seien die Investitionen in erneuerbare Energien vielversprechend - und das nicht nur in Deutschland, so das Resumée in Doha.

Auch die Volksrepublik China (Rang 54) und die USA (Rang 43) hätten in den vergangenen Jahren massiv investiert. Das werteten die Öko-Kritiker im Falle Chinas immerhin als einen "Lichtblick", da sich das Emissionsniveau dort immer weiter verschlechterte. Die USA hätten - ausgehend von einem sehr hohen Emissionsniveau - ihren CO2-Ausstoß deutlich senken können. Grund dafür seien vor allem wirtschaftliche Einbrüche gewesen, daneben aber auch der Boom mit Erdgas aus unkonventionellen Quellen. Kanada schnitt beim Klimaschutz als schlechtester der Industriestaaten ab.

Solarkraftwerk im chinesischen Aksu (foto: REUTERS)
China profiliert sich auch auf den internationalen Märkten mit seiner SolartechnologieBild: Reuters

Öl-Staaten ohne Interesse an Umweltschutz

Schlusslichter der Gesamtbilanz sind erneut Saudi-Arabien, Iran und Kasachstan. Sie sind abhängig von ihren Öl- und Gasexporten. "Einen Funken Hoffnung verbreitet Saudi-Arabiens Ankündigung, eine Investitionsstrategie in erneuerbare Energien vorzulegen", heißt es in der Studie. Das Öl-Emirat Katar wurde nicht bewertet. Bei den Emissionen aber schneide der Gastgeber der Klimakonferenz noch schlechter als Saudi-Arabien ab.

Für den Klima-Index bewerten die Experten die Höhe der Emissionen, den Emissionstrend, den Anteil erneuerbarer Energien und die Klimapolitik. Die 58 untersuchten Länder sind für 90 Prozent der weltweiten, energiebedingten Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Berücksichtigt wurden Daten bis zum Jahr 2010. Im Bereich Politik wurden dagegen auch jüngste Entwicklungen einbezogen.

SC/uh (dpa, afp)