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Forschung: Top oder Flop?

Fabian Schmidt20. Mai 2015

Deutschland ist Spitze - zum Beispiel in vielen Forschungsbereichen und beim Export von Hochtechnologie. Aber es gibt auch Disziplinen, bei denen die Deutschen abgehängt werden. Eine Übersicht.

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Bestrahlungskammer im Bereich der Materialforschung des GSI (Foto: Fabian Schmidt/ DW).
Grundlagenforschung bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung: Hier wurde erfolgreich eine Krebstherapie entwickeltBild: DW/F. Schmidt

Forschen in Deutschland - der Blick von außen

TOP: Grundlagenphysik und Astronomie

Den Geheimnissen der Welt und des Universums auf den Grund gehen - das kann Deutschland. Nicht nur mit der physikalischen Grundlagenforschung an den Teilchenbeschleunigern in Hamburg und Darmstadt und durch seine Beteiligung am CERN spielt Deutschland in der großen Liga mit. Auch im Bereich der Weltraumerkundung, durch die Beteiligung an der Europäischen Südsternwarte in Chile, durch seinen Beitrag an Weltraumsonden - wie an der Galaxie-Kartographierungssonde GAIA oder an dem Kometenlander Philae - hilft Deutschland die großen Fragen der Menschheit zu beantworten.

FLOP: Kerntechnik

Noch vor zwei Jahrzehnten war die deutsche Kerntechnik Weltklasse. Aber wer selbst keine Kraftwerke mehr haben will - und auch keine eigenen baut- wird auch als Fachmann kaum noch gefragt: Nur noch vereinzelt schreiben sich neue Studenten für kerntechnische Fachbereiche ein. Lediglich der Bereich nukleare Entsorgungstechnik scheint in Deutschland noch eine Zukunft zu haben, weil die bestehenden Kernkraftwerke irgendwann abgerissen werden müssen.

Leichtbauteile aus dem 3-D-Drucker (Foto: DW/ Fabian Schmidt).
Erfindungen für bessere Fahrzeuge - 3D-Druck für den LeichtbauBild: DW/F. Schmidt

TOP: Materialforschung

Gerade in den Hochzeiten der Kerntechnik war sie groß geworden - weil besonders zuverlässige und belastbare Materialien gebraucht wurden. Mittlerweile spielt die Materialforschung längst in einer unüberschaubaren Vielzahl von Disziplinen eine Rolle und entwickelt sich rasant weiter - unter anderem in der Luft- und Raumfahrt, im Maschinenbau, der Bau- und Fahrzeugtechnik und im riesigen Bereich der erneuerbaren Energien.

TOP: Erneuerbare Energien

Bei supraleitenden Turbinen, Umspannungs- und Leitungstechnik ist Deutschland Spitze. Auch bei der Gleichstrom-Fernübertragung, bei Windkraftanlagen und Hochtemperatur-Solaranlagen, Sonnenöfen und Biotreibstoffen forscht Deutschland ganz vorne mit. Die Anlagentechnik wird weltweit geschätzt. Aber deutsche Erfinder müssen am Ball bleiben, um der Billigproduktion aus Fernost stets einen Schritt voraus zu sein. Bei der Produktion von Photovoltaik-Anlagen kann Deutschland preislich nur schwer mithalten. Das könnte auch einmal anderen vielversprechenden deutschen Erfindungen so ergehen, etwa energiesparender Lichttechnik, wie weißen LEDs oder OLEDs.

Fabrik der Zukunft: Produktion einer Autotür(Foto: Art-Kon-tor + Fraunhofer IWU).
Deutscher Werkzeugmaschinenbau: Die Fabrik der Zukunft entsteht am Fraunhofer-Institut in ChemnitzBild: Art-Kon-tor/Fraunhofer IWU

TOP: Maschinenbau

Die deutsche Wirtschaft ist so exportstark wie keine andere in Europa. Der Grund: Der Maschinenbau ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftsmotor. Dass er der weltweiten Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus ist, hat auch mit der ausgezeichneten universitären Ausbildung und vielen Forschungseinrichtungen zu tun, die dafür sorgen, dass es immerzu neue Erfindungen gibt. Ein typisches Beispiel dafür ist die Lasertechnik. Der Ultrakurzpulslaser, mit dem sich präziser arbeiten lässt, als mit jedem anderen Werkzeug, ist eine deutsche Erfindung. Kein anderes Land der Welt exportiert mehr Laserstrahlquellen für Werkzeugmaschinen als Deutschland. Auch beim 3D-Druck ist Deutschland führend.

TOP: Nanotechnologie

Produkte und Anwendungen mit Nanoeigenschaften finden sich fast überall: in der Batterietechnik, in der Biochemie und Medizin, bei der Entwicklung neuer Materialien und auch in der Grundlagenforschung.

Deutschlands Standortvorteil: Dort, wo sich viele verschiedene Forschungs- und Produktionsbereiche konzentrieren - etwa in den Industrie- und Chemieregionen in Nordrhein-Westfalen, Baden Württemberg, Bayern oder Sachsen-Anhalt -herrscht eine rege und erfolgreiche Gründerkultur.

Forschen in Deutschland - der Blick von außen

FLOP: Grüne Gentechnik

Im Januar kam der Paukenschlag: Der weltgrößte Chemiekonzern BASF gab bekannt, dass er seinen landwirtschaftlichen Forschungsstandort schließen und seine Forschung an Grüner Gentechnik nach North Carolina verlagern würde. Es war das letzte Unternehmen, das in relevantem Umfang noch an transgegen Pflanzen in Deutschland geforscht hatte. Widerstände in Politik und Gesellschaft waren BASF zu groß geworden. Einen Ausschlag gab die EU-Entscheidung, dass Honig, der aus Pollen transgener Pflanzen gewonnen wird, als solcher gekennzeichnet werden müsse.

TOP: Biotechnologie

Sofern es nicht um transgene Pflanzen geht, steht es um die biotechnologische Forschung in Deutschland gut: Traditionelle Pflanzenzucht mit Hightech ist an Universitäten und in Unternehmen etabliert. Startups haben die Herstellung vielfältiger chemischer Industrieprodukte in biotechnischen Reaktoren perfektioniert, und auch für die Herstellung erneuerbarer Treibstoffe oder Kunststoffe oder Medikamente kommen vielfältige biotechnologische Verfahren zum Einsatz. Dieses Wissen kann sich nicht jeder einfach abkupfern.

Stammzellenforschung in den USA (Foto: Spencer Platt/Getty Images).
Die Stammzellenforschung hat es im Ausland leichterBild: Getty Images/S. Platt

FLOP: Stammzellenforschung

Deutschland tut sich aus ethischen Gründen schwer mit der Forschung an embryonalen Stammzellen. Eigentlich ist es nach dem Embryonenschutzgesetz verboten, diese für Forschungszwecke - etwa durch Klonen - herzustellen. Aber sie dürfen importiert werden. Dafür galt ursprünglich eine Stichtagsregelung. Weil das die Forschung zu stark behinderte wurde die Frist schon einmal gelockert. In vielen anderen Staaten, etwa in Großbritannien, gibt es solche Einschränkungen nicht. Forscher gehen also lieber dorthin.

TOP: Krebsforschung

Vielversprechende Ansätze im Kampf gegen Krebs gibt es viele: Die Stärkung der Immunabwehr der Patienten zählt genauso dazu wie individualisierte Therapien, die zielgerichtet für bestimmte Patienten und deren genetische Veranlagung zugeschnitten werden. Entscheidend dabei: Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg und viele Universitätskliniken.

TOP: Infektionsbiologie

Weniger als ein halbes Jahr hat die Entwicklung und Erprobung der ersten Impfungen gegen Ebola gedauert. Dass die Seuche mittlerweile endlich unter Kontrolle gebracht werden konnte, ist auch deutschen Forschern und Mediziner zu verdanken, die konsequent geforscht haben. Infektionsforschung betreiben neben dem Robert-Koch-Institut in Berlin und dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg noch viele weitere universitäre und privatwirtschaftliche Institute und Einrichtungen.