1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Exportstärke auf dem Prüfstand

13. November 2013

Deutschland steht derzeit wieder einmal wegen seines extremen Exportüberschusses in der Kritik. Auch die EU-Kommission hat so ihre Bedenken. Nun will sie den Überschuss und seine Ursachen eingehend untersuchen.

https://p.dw.com/p/1AGV8
Deutsche Autos vor einem Containerschiff im Hafen von Emden (Photo by Sean Gallup/Getty Images)
Bild: Getty Images

Zankapfel deutsche Exportüberschüsse

Als Reaktion auf die Krise sollen wirtschaftliche Ungleichgewichte in Europa vermieden werden. Demnach darf der Außenhandelsüberschuss eines Landes im Durchschnitt von drei Jahren nicht über sechs Prozent liegen. Deutschlands Exportplus übersteigt jedoch seit 2006 diesen Wert. Deswegen will die EU-Kommission Deutschlands Exportstärke und ihre Ursachen nun einer eingehenden Prüfung unterziehen. Das beschloss die Behörde am Mittwoch in Brüssel im Rahmen der wirtschaftlichen Überwachung der Mitgliedstaaten. "Wir werden untersuchen, ob der hohe (Export-)-Überschuss Auswirkung auf ganz Europa hat", sagte EU-Kommissionschef José Manuel Barroso.

Ein Verfahren wegen wirtschaftlicher Ungleichgewichte ist damit noch nicht eröffnet - das kann die Kommission nach früheren Angaben frühestens im kommenden Jahr machen. In letzter Konsequenz droht bei einem Verfahren ein Bußgeld von 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Bei einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands von über 2,6 Billionen Euro (2012) würde eine Milliardenstrafe fällig.

EU-Währungskommissar Olli Rehn will erreichen, dass Deutschland die Binnennachfrage ankurbelt und für mehr Wettbewerb auf den Dienstleistungsmärkten sorgt. Die verstärkte Wirtschaftsüberwachung wurde von den EU-Staaten nach den schweren Turbulenzen der Euroschuldenkrise eingeführt. Es soll verhindert werden, dass insbesondere im gemeinsamen Währungsgebiet Volkswirtschaften immer weiter auseinanderdriften.

Deutschlands Außenhandelsplus

Im vergangenen Jahr exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von knapp 1096 Milliarden Euro und führte Güter für fast 906 Milliarden Euro ein. Der Überschuss in der Außenhandelsbilanz betrug 2012 somit 190 Milliarden Euro. Im vergangenen September erzielte Deutschland sogar einen neuen Rekordüberschuss: Der Wert der Ausfuhren lag 20,4 Milliarden Euro über dem Wert der Einfuhren. Der überwiegende Teil der Exporte im September ging - wie üblich - mit knapp 58 Prozent in Länder der EU.

Wenn einige Staaten ein Plus in der Exportbilanz verzeichnen, müssen andere logischerweise ein Defizit aufweisen, also mehr Waren einführen als ins Ausland verkaufen. Was für eine Exportnation wie Deutschland gut ist, kann die Nachbarn verärgern - denn deren Unternehmen bekommen für ihre eigenen Produkte Konkurrenz. Kritiker warnen zudem, der Konsum deutscher Güter im Ausland werde oft durch Schulden finanziert. Der Überschuss müsse ausgeglichen werden.

rbr/uh(dpa, afpd)