1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rückzieher in letzter Minute

3. Juli 2013

Deutschlands größtes privates Wohnimmobilienunternehmen hat die Notbremse gezogen. Der eigentlich für heute geplante Börsengang wurde am späten Dienstagabend abgesagt, mangels Kaufinteresse.

https://p.dw.com/p/1911u
Wohnbebauung in Frankfurt/Oder (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ZB

In einer Mitteilung begründeten der größte private Wohnungsvermieter der Bundesrepublik, die Deutsche Annington, und ihr Mehrheitseigentümer Terra Firma, den Schritt mit "anhaltend ungünstigen Marktentwicklungen". Die Nachfrage nach den Aktien zum geforderten Preis von 18 bis 21 Euro blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Selbst eine Reduzierung des Emissionsvolumens von mehr als einer Milliarde auf 650 Millionen Euro konnte den Börsengang nicht mehr retten, wie beteiligte Banker sagten. Eine Senkung des Ausgabepreises, den viele Investoren schon im Vorfeld als zu ambitioniert bezeichnet hatten, war im Umfeld von Terra Firma ausgeschlossen worden. "Zu 17 Euro hätte der Börsengang geklappt", sagte ein beteiligter Banker.

Zu ambitioniert

Wenige Stunden vor dem Ende der Zeichnungsfrist am 2. Juli um 16 Uhr MESZ, hatten erst für rund 80 Prozent der Aktien Kaufaufträge innerhalb der vorgegebenen Preisspanne vorgelegen, wie Insider sagten. Doch für einen erfolgreichen Börsengang ist eine mehrfache Überzeichnung notwendig, damit die begleitenden Banken auswählen können. Sie suchen eine ausgewogene Mischung von langfristigen, treuen Investoren und kurzfristig orientierten Käufern, die für Bewegung in der Aktie sorgen.

Ob und wann es einen neuen Anlauf für den Sprung an die Börse geben soll, ließ das Unternehmen offen. "Fürs erste ist Annington aber verbrannt", sagte ein Banker. Das Konsortium um die US-Investmentbanken JP Morgan und Morgan Stanley hatte verzweifelt versucht, die Aktien in letzter Minute noch an den Mann zu bringen - vergeblich.

Das Bochumer Unternehmen mit seinen fast 200.000 Wohnungen braucht das Geld, um die Schulden so weit abzubauen, dass sie nur noch die Hälfte des Verkehrswertes der Wohnungen erreichen. Denn das ist die Voraussetzung für die in Aussicht gestellte "BBB"-Note der Ratingagentur Standard & Poor's, mit deren Hilfe die Deutsche Annington Anleihen und Schuldscheine ausgeben will. Damit will sie sich künftig billiger refinanzieren als mit den verbrieften Hypotheken-Darlehen (CMBS), die sie 2006 aufgenommen hatte. Ohne den Börsengang muss die Refinanzierung wieder auf neue Beine gestellt werden.

Frisches Kapital braucht die Deutsche Annington insbesondere, weil sie in nächster Zeit 800 Millionen Euro in den Umbau ihrer Bestandsimmobilien in altersgerechtes und energiesparendes Wohnen stecken will.

qu/kle (dpa,rtr)