1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der tiefe Fall eines Polit-Stars

Greta Hamann1. Februar 2015

Wieder steht der ehemalige IWF-Chef und französische Spitzenpolitiker Dominique Strauss-Kahn vor Gericht. Ihm wird Zuhälterei vorgeworfen. Es ist nicht die erste Verwicklung Strauss-Kahns in eine Sex-Affäre.

https://p.dw.com/p/1ETsJ
Dominique Strauss-Kahn. (Foto: ALI NGETHI/AFP/Getty Images)
Bild: Ali Ngethi/AFP/Getty Images

Fast vier Jahre leitete er eine der wichtigsten Institutionen der Welt, den Internationalen Währungsfonds (IWF). Zuvor war er französischer Superminister für Wirtschaft und Finanzen, und selbst das Amt des französischen Präsidenten schien für das Mitglied der Sozialistischen Partei 2011 zum Greifen nahe. Der mehrsprachige Wirtschaftsprofessor wurde als populärer Politiker und im Zuge der weltweiten Finanzkrise als "Arzt der Weltwirtschaft" gefeiert. Zuletzt beriet er Regierungen weltweit.

Doch immer wieder begleiteten auch Skandale seine steile Karriere. Bereits 2008, zu Beginn seiner Tätigkeit als IWF-Direktor, sorgte eine Affäre mit einer seiner Mitarbeiterinnen für Aufregung. Die Frau verlässt den IWF kurz darauf einvernehmlich und Dominique Strauss-Kahn, in Frankreich bekannt als "DSK", erarbeitet sich einen ausgezeichneten Ruf bei der Institution und gilt bald als einer der einflussreichsten Männer der Welt.

Strauss-Kahn in Handschellen

Im Mai 2011 dann der erste große Rückschlag. Die New Yorker Polizei nimmt Strauss-Kahn, der bereits im Flugzeug nach Frankreich sitzt, fest und führt ihn wenig später in Handschellen der Presse vor. Das Bild vom Angeklagten Strauss-Kahn geht um die Welt. Das Zimmermädchen Nafissatou Diallo des Luxushotels "Sofitel" wirft Strauss-Kahn vor, sie zum Oralsex gezwungen zu haben. Auch soll er versucht haben, Geschlechtsverkehr mit ihr zu erzwingen. Der damalige Direktor des IWF wird in Untersuchungshaft genommen. Wenige Tage später tritt er von der IWF-Spitze zurück, betont dabei allerdings seine Unschuld.

Dominique Strauss Kahn wird in Handschellen abgeführt. (AP Photo/Craig Ruttle)
2011: Dominique Strauss-Kahn wird festgenommenBild: AP

Die Ermittlungen gehen indes weiter, Strauss-Kahn darf die USA nicht verlassen und kann gegen Zahlung einer Kaution in ein New Yorker Appartement. Dort verbingt er sechs Wochen unter Hausarrest. Im Juli 2011 feiert er dann die Aufhebung des Arrests mit einem Besuch in einem Edelrestaurant. Der strafrechtliche Prozess wird wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Zeugin eingestellt. Das zivilrechtliche Verfahren beendet Strauss-Kahn Ende 2012 durch eine außergerichtliche Einigung mit Diallo.

Im September 2011 kehrt DSK erstmals nach Frankreich zurück. Sein Ruf scheint wieder bereinigt, manche fordern gar, Strauss-Kahn wieder beim Rennen um die Kandidatur für die anstehenden französischen Präsidentschaftswahlen antreten zu lassen. Doch gerade in Frankreich angekommen, werden erneut Vorwürfe der sexuellen Belästigung laut. Dieses Mal von einer jungen Journalistin. Sie sagt, Strauss-Kahn habe sie im Jahr 2002 während eines Interviews belästigt.

Sexpartys im Luxushotel

Kurz darauf leitet die französische Staatsanwaltschaft Ermittlungen in einem weiteren Fall ein. Sex-Orgien und die Beschaffung von Call-Girls stehen dabei im Mittelpunkt. Dem Manager und dem PR-Beauftragten des Luxushotels "Carlton" wird vorgeworfen, Prostituierte für ihre Kunden organisiert zu haben. Auch Strauss-Kahns Name fällt im Zuge der Ermittlungen. Ein Netzwerk aus organisierten Sexpartys unter anderem in Paris, Washington und dem nordfranzösischen Lille wird aufgedeckt.

Dominique Strauss-Kahn in Serbien. (Foto: REUTERS/Marko Djurica)
Als Berater weltweit gefragt: DSK 2013 in SerbienBild: Reuters

2012 muss Strauss-Kahn für zwei Tage in Polizeigewahrsam. Auch gegen ihn wird im März des Jahres ein Ermittlungsverfahrungen eingeleitet: "Organisierte Zuhälterei" lautet der Vorwurf. Die Ermittler glauben, dass Strauss-Kahn noch als Chef des IWF "Dreh- und Angelpunkt" der Veranstaltungen und "Partykönig" gewesen sein soll. Auch soll er an der Organisation der Partys beteiligt gewesen sein. Strauss-Kahn gesteht ein, an den Partys teilgenommen zu haben. Er behauptet jedoch, nicht gewusst zu haben, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte.

Im Juni 2013 fordert die Staatsanwaltschaft, das Verfahren einzustellen. Die Richter erheben jedoch Anklage, da sie an DSKs Glaubwürdigkeit zweifeln. Neben dem ehemaligen Politiker sind 13 weitere Personen angeklagt. Noch im selben Jahr lässt sich Strauss-Kahns dritte Ehefrau Anne Sinclair scheiden. Am 2. Februar 2015 beginnt der Prozess. Er ist auf drei Wochen angesetzt.