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Der Steh-Auf-Mann

Andreas Sten-Ziemons2. September 2014

Kaum ein Spieler der deutschen Nationalelf verkörpert die Tugend des Niemals-Aufgebens so sehr wie Bastian Schweinsteiger. Die Entscheidung, ihn zum neuen Kapitän zu machen, erscheint naheliegend und gut.

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Bastian Schweinsteiger im DFB-Trikot (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Übernahme des Kapitänsamtes in der Nationalmannschaft scheint der nächste logische Schritt in der erfolgreichen Karriere von Bastian Schweinsteiger zu sein. Schon immer war der Mittelfeldspieler des FC Bayern München einer, der auf dem Platz Verantwortung übernommen hat, der sich nicht versteckte und der sich auch von Schmerzen oder Verletzungen nicht bremsen ließ. "Ich konnte mich immer auf ihn verlassen", sagt Bundestrainer Joachim Löw über seinen neuen Spielführer. "Schauen Sie sich alleine einmal an, was er während der WM in Brasilien und ganz besonders im Finale gegen Argentinien für uns geleistet hat."

Am 13. Juli, als es im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro gegen Argentinien um den WM-Titel ging, musste sich Schweinsteiger nach einem Ellenbogencheck eines Gegners an einer stark blutenden Wunde unter dem Auge behandeln lassen. Löw glaubte bereits, dass Schweinsteiger verletzt ausgewechselt werden müsste und wies Kevin Großkreutz an, sich für seine Einwechslung bereit zu machen. Doch Schweinsteiger biss auf die Zähne, ließ sich die Wunde unter Schmerzen tackern, kehrte mit großem Pflaster unter dem Auge ins Spiel zurück und führte sein Team in der Verlängerung zum vierten WM-Titel.

Schon oft während seiner erfolgreichen Karriere wurde Schweinsteiger abgeschrieben. Stets schaffte er ein Comeback und fand zu alter Stärke zurück. Meist waren es schwere Verletzungen, die das talentierte Bayern-Eigengewächs bremsten. Allein in der vergangenen Saison verpasste Schweinsteiger aufgrund einer langwierigen Knöchelverletzung zahlreiche Spiele.

Fußball WM 2014 Finale Argentinien Deutschland, Umarmung Bastian Schweinsteiger mit Joachim Löw (Foto: REUTERS/Michael Dalder)
Inniges Verhältnis: Bundestrainer Löw (r.) weiß, was er an Schweinsteiger hatBild: Reuters

Im Vorfeld der WM in Brasilien plagten ihn Beschwerden an der Patellasehne, wegen denen er zum WM-Auftakt nicht in der Startelf stand. Seiner Moral schadeten die zahlreichen gesundheitlichen Rückschläge aber nicht: "Wenn alle Dinge so funktionieren, wie sie sollen, dann kann ich auch in vier Jahren noch eine WM spielen", kündigte Schweinsteiger in Brasilien an. Nun ist aber zunächst der Titel bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich das Ziel.

Basketball und Skirennen

Die Europameisterschaft fehlt dem Basketball-Fan noch in seiner reichhaltigen Titelsammlung. Schweinsteiger ist eng mit Basketball-Nationalspieler Steffen Hamann befreundet und besucht oft die Heimspiele der Basketball-Mannschaft des FC Bayern. Schweinsteiger ist mit den Bayern bereits siebenmal Deutscher Meister und siebenmal DFB-Pokalsieger geworden. Er hat 2013 die Champions League und die FIFA-Klubweltmeisterschaft gewonnen. Im gleichen Jahr wurde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres ernannt. Die bisherige Krönung seiner Laufbahn war der WM-Titel im Sommer in Brasilien.

Statt einer Karriere als Fußball-Profi hätte Schweinsteiger auch das Zeug zum Skirennfahrer gehabt. Er trainierte in seiner Jugend gemeinsam mit dem heutigen Weltcup-Skifahrer Felix Neureuther und teilte sich auf Wettkampfreisen ein Zimmer mit ihm. Erst 2001 beendete Schweinsteiger die Ski-Karriere. "Mir hat beides Spaß gemacht. Dann kam das Angebot der Bayern und ich habe aus dem Bauch heraus entschieden", sagte Schweinsteiger im Jahr 2006 in einem Interview. "Fußball war halt angesagt – und Skifahren immer recht kalt. Außerdem hat mich das ewige Geschleppe der Ski gestört..."

Champions-League-Finale - Party Bayern München - Schweinsteiger mit Freundin Sarah Brandner und Felix Neureuther (Foto: dpa)
Bastian Schweinsteiger mit Freundin Sarah Brandner und Kumpel Felix NeureutherBild: picture-alliance/dpa

Lange Karriere im DFB-Trikot

Mit 18 Jahren lief Schweinsteiger erstmals für die Bayern-Profis auf, für die er mittlerweile über 450 Pflichtspiele bestritten hat. Hinzu kommen bislang 108 Länderspiele. Sein erstes A-Länderspiel bestritt Schweinsteiger am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern, das mit 0:2 gegen Ungarn verloren wurde.

Im Juni 2005 traf er erstmals für die DFB-Elf und erzielte bei einem Testspiel in Mönchengladbach gegen Russland beide Tore zum 2:2-Unentschieden. Schweinsteiger war bei der Europameisterschaft 2004 in Portugal, der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz, der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika, der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine und bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien dabei.

Fußballprofi Bastian Schweinsteiger im Jahr 2003 (Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
Jungsspund: Schweinsteiger kam aus der Bayern-JugendBild: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Künftig soll Schweinsteiger, der seit 2007 mit dem Model Sarah Brandner liiert ist, die DFB-Elf als Kapitän auf das Feld führen. Allerdings muss er bei den anstehenden beiden Länderspielen gegen Argentinien und Schottland auf die Spielführer-Ehre verzichten: Er ist mal wieder verletzt.