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Der Preis des billigen Geldes

Friederike Marx, dpa25. Dezember 2014

Weltweit liegen viele Leitzinsen bei nahe Null und machen das Geld billig. Das hat seinen Preis: Erspartes löst sich auf, Anleger wissen nicht mehr, wohin. Entsprechend herrscht an den Börsen immer wieder Kauflaune.

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Symbolbild EZB Europäische Zentralbank Frankfurt am Main
Bild: Getty Images

Die wichtigsten Notenbanken des Welt haben die Geldschleusen weit geöffnet. Die Medizin, die die Europäische Zentralbank und Co im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche verabreichen, sorgt für Kauflaune an den Börsen. Zwar verhagelten Konjunktursorgen und internationale Krisen - insbesondere der Ukraine-Konflikt - Investoren zeitweise das Interesse am Aktienmarkt. Doch Dax und Co kamen zum Jahresende zurück.

Bleibt die Frage: Geht der Kaufrausch 2015 weiter? Anlagenotstand treibt die Investoren um: Die Leitzinsen in großen Volkswirtschaften dümpeln nahe der Nulllinie vor sich hin, die Notenbanken fluten die Märkte mit Geld. Mini-Zinsen nagen nicht nur an den Ersparnissen der Kleinanleger, sie bringen auch Großinvestoren in Schwierigkeiten. Denn Unternehmens- oder Staatsanleihen werfen ebenfalls kaum noch etwas ab. Das treibt viele in die als riskanter geltende Investition in Aktien. "Was soll ein Vermögensverwalter machen?", beschreibt Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank die Krux der Anleger.

Der Dax auf 11.000?

Erstmals in seiner Geschichte knackte der deutsche Leitindex Dax im Juni die Marke von 10.000 Punkten. Später sorgten Wolken am Konjunkturhimmel und internationale Krisen für einen Stimmungsknick. Doch danach ging es wieder aufwärts an den Börsen: Das wichtigste deutsche Börsenbarometer erreichte im Dezember zeitweise den höchsten Stand in seiner Geschichte - nicht zuletzt weil EZB-Chef Mario Draghi abermals bekräftigte, notfalls noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen. "Die expansive Geldpolitik der weltweit führenden Notenbanken war das Hauptschmiermittel für die Rallye der Aktienmärkte während der vergangenen Jahre", sagt Christian Kahler, DZ Bank-Chefanlagestratege.

Und sie dürfte es vorerst auch bleiben. Monatlich insgesamt rund 100 Milliarden Dollar pumpen allein die EZB und die japanische Notenbank nach Angaben von Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Landesbank Bremen, derzeit in den Markt. Im Verlauf des kommenden Jahres traut Hellmeyer dem wichtigsten deutsche Börsenbarometer die Marke von 11.000 Punkten zu. Andere Börsen-Fachleute erwarten deutlich weniger. Hellmeyer begründet seinen Optimismus so: Die Profitabilität der Unternehmen sei stabil, hinzu komme die lockere Geldpolitik der Notenbanken als Unterstützung. "Entscheidend ist allerdings, dass die Ukrainekrise entschärft wird." Sie belaste vor allem Europas Konjunktur.

Die Luft könnte dünner werden

Mit Sorge blickt so mancher Börsianer inzwischen allerdings auch in die USA. Die Notenbank Fed stellte im Oktober ihre milliardenschweren Anleihekäufe ein. Nun steht in der größten Volkswirtschaft der Welt die erste Zinsanhebung seit der Finanzkrise an. Die meisten Analysten rechnen Mitte 2015 damit. Doch die Sorge geht um, dass die Fed die Zinszügel früher straffen könnte. Das sorgt für Nervosität der Anleger. Nach Einschätzung von Commerzbank-Experten dürfte die Luft am US-Aktienmarkt im kommenden Jahr dünner werden.