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Der Leichenzug von Flug MH17

21. Juli 2014

Dem niederländischen Team, das den Flugzeugabsturz in der Ukraine untersucht, bot sich Agenturberichten zufolge ein grauenvolles Szenario. Der Zug, in dem die Leichen aufbewahrt wurden, hat den Ort inzwischen verlassen.

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Waggons mit den Opfern von Flug MH 17 (Foto: Getty)
Bild: Getty Images

Es waren Eisenbahn-Waggons wie dieser, die unweit der Absturzstelle aufgestellt wurden. Dort hatten die niederländischen Ermittler mit der Untersuchung der Leichen getöteter Insassen von Unglücksflug MH17 in der Ostukraine begonnen. Alle fünf Waggons des unter Kontrolle der prorussischen Separatisten stehenden Zuges wurden geöffnet und die darin liegenden Leichen von jeweils zwei Männern mit Gasmasken untersucht, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Entgegen bisherigen Darstellungen der Aufständischen war von einer Kühlung der schwarzen Säcke mit den sterblichen Überresten jedoch nichts zu merken.

Den mit Stirnlampen ausgerüsteten Ermittlern, die von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) begleitet wurden, schlug bei ihrer Untersuchung starker Verwesungsgeruch entgegen. Der Gestank in den Waggons sei so stark gewesen, dass mehrere Umstehende und auch Vertreter der Separatisten ins Taumeln gerieten. Nach Regierungs- und Rebellenangaben wurden etwa 250 Leichen in dem Zug aufbewahrt. Nach der Untersuchung begab sich die internationale Delegation zum Absturzort der Maschine. Der Zug mit den Leichen hat den Ort am Abend übereinstimmenden Berichten zufolge verlassen.

Flug MH17, das Passagierflugzeug von Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord, war am Donnerstagabend im umkämpften Osten der Ukraine abgestürzt. Die ukrainische Regierung und die prorussischen Separatisten in der Region bezichtigen sich seitdem gegenseitig, die Boeing 777 abgeschossen zu haben. Unabhängige Untersuchungserkenntnisse gibt es bislang nicht. Berichte über die Behinderung der Ermittlungsarbeiten und Missstände bei der Bergung von Leichen am Absturzort machten weltweit Schlagzeilen.

OSZE-Mitarbeiter und niederländische Experten am Umnglücksort der MH17 (Foto: Getty)
Alexander Hug (Bildmitte), der Leiter der OSZE-Delegation, war zusammen mit dem niederländischen Experten an den WaggonsBild: Getty Images

Rhetorik zwischen Kiew und Moskau

Die ukrainische Regierung unterstrich ihre Bereitschaft, die Leitung der Ermittlungen den niederländischen Experten zu überlassen. Die weitaus meisten Opfer stammten aus den Niederlanden, daher könne das Land auch die Koordinierung der Ermittlungen übernehmen, sagte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk. Kiew sei auch bereit, alle Leichen nach Amsterdam zu überstellen, um fachgerechte Autopsien zu ermöglichen.

Jazenjuk nutzte die Gelegenheit zu einem Seitenhieb Richtung Russland. Moskau müsse wissen, wann eine Grenze erreicht sei. Zuvor hatte Kremlchef Wladimir Putin die Verantwortung Russlands für den Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine zurückgewiesen und vor einem "Missbrauch" der Katastrophe gewarnt.

"Hätte man die Kampfhandlungen im Osten der Ukraine nicht am 28. Juni wiederaufgenommen, wäre diese Tragödie sicher nicht geschehen", sagte er in einer am Montag in Moskau veröffentlichten Videobotschaft. Der Kreml habe alle Konfliktseiten mehrfach aufgerufen, die Gefechte einzustellen und sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Niemand dürfe die Tragödie nun für eigennützige politische Ziele ausnutzen. "Solche Ereignisse sollten Menschen nicht trennen, sondern zusammenführen", unterstrich der russische Präsident. So unterstütze er die Initiative, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) an den Ermittlungen der Absturzursache von Flug MH17 zu beteiligen. Ein internationales Team solle die Tragödie untersuchen.

ml/pg/kle (afp,rtr,dpa)