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Der Fluch des schwachen Euro

Klaus Ulrich20. März 2015

Die lockere Geldpolitik der EZB schwächt den Euro und befeuert damit den Export. Zugleich steigt durch teurere Importe die Inflationsrate. Beides gewollte Effekte - doch langfristig droht Gefahr.

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Symbolbild Euroscheine Deutschland Fahne (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Euro verliert für die deutschen Exporteure als Zahlungsmittel an Bedeutung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden 2014 nur noch knapp 62 Prozent der Geschäfte mit Ländern außerhalb der Europäischen Union in Euro abgewickelt. Seit 2010 sank der Anteil damit kontinuierlich. Damals kam die Gemeinschaftswährung noch bei fast 67 Prozent der Transaktionen zum Einsatz. Immer häufiger wird stattdessen der Dollar genutzt. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 26 Prozent der Exportgeschäfte außerhalb der EU in der US-Währung abgerechnet, 2013 nur gut 23 Prozent.

Akzeptanz-Probleme für den Euro

"Der Abwärtstrend bei den Abwicklungen von Auslandsgeschäften mit dem Euro zeigt, dass es bei einigen unserer Handelspartner Akzeptanzprobleme gibt", betont der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier gegenüber der DW. "Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung in Europa ist der zentrale Grund für die nachlassende Akzeptanz des Euro als Handelswährung."

Schließlich könne eine Währung auf Dauer nur stark sein, wenn ein starker Wirtschaftsraum dahinter stehe. Und hier befinde sich Europa noch am Scheideweg, "weil Schwergewichte wie Frankreich und Italien die Kurve zu echten Strukturreformen bisher nicht bekommen haben", so Treier. Darauf reagiere die Europäische Zentralbank (EZB) mit immer expansiverer Geldpolitik, während die Notenbank in den USA langsam aus den Niedrigstzinsen aussteigen will. "Das alles macht den US-Dollar für unsere Handelspartner derzeit attraktiver als den Euro. Hinzu kommt das Theater um Griechenland."

Infografik Anteil der Währungen am Welthandel (DW)

Bedarf an Wechselkursabsicherung steigt

Gregor Wolf vom deutschen Außenhandelsverband BGA hebt noch weitere negative Aspekte der Politik des billigen Geldes für die Exporteure hervor: "Der Bedarf an Instrumenten der Wechselkursabsicherung steigt. Aufgrund der jüngsten drastischen Euroabwertung wurden hier einige kleinere Unternehmen kalt erwischt und müssen deutliche Verluste hinnehmen." Gleichzeitig steige das Selbstbewusstsein der Schwellenländer. Als Konsequenz ließen sich Verträge auf Eurobasis bei dieser Kundschaft auch schlechter durchsetzen, sagt der Währungsexperte.

Die Entwicklung spiegele aber auch wieder, "dass wir einen deutlichen Anstieg der Ausfuhren in den Dollar-Raum haben", erläutert Wolf. "Die deutlich raschere Erholung des US-Markts bei mangelnden Impulsen aus den BRIC-Staaten hat natürlich zur Folge, dass vergleichsweise mehr Geschäfte auf US-Dollar-Basis abgewickelt werden."

Konjunktur und Exporte werden nur kurzfristig belebt

Auch Volker Treier vom DIHK möchte nicht als notorischer Pessimist verstanden werden. "Um es klar zu sagen: Die deutsche Wirtschaft schöpft großen Nutzen aus der europäischen Währungsunion. Für den Moment ist der schwache Euro-Kurs sogar eine zusätzliche Stütze unserer Exporte und Konjunktur."

Gleichzeitig warnt Treier aber die Exporteure davor, sich auf der durch die aktuelle Euroschwäche bedingt gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit auszuruhen. "Denn damit ist ja noch kein Produkt besser und kein Prozess im Unternehmen effizienter geworden. Außerdem erschweren stark schwankende Wechselkurse den Unternehmen die Planung und erhöhen die Absicherungskosten." In Umfragen des DIHK steige die Wahrnehmung des Wechselkurses als Geschäftsrisiko darum sogar. Gerade deshalb sei es ein Vorteil, Verkäufe in der eigenen Währung berechnen zu können, hebt Treier hervor. "Wenn wir immer mehr Geschäfte in US-Dollar abwickeln, dann landen die Folgen von Wechselkursschwankungen auch immer öfter direkt in den Ergebnissen unserer Exportunternehmen."

"Der Euro war auf gutem Weg, sich als Ersatzwährung für den Dollar zu etablieren", sagt BGA-Experte Wolf mit Blick auf die Zeit vor der europäischen Schuldenkrise. "Wer allerdings so wenig Entschlossenheit zeigt, das Notwendige zu tun, um aus der Krise zu kommen, wie die Europäer, und dazu auch noch so mit seiner Währung umspringt, darf sich über schwindendes Vertrauen und abnehmende Akzeptanz nicht wundern." Der Preis dafür seien steigende Transaktionskosten und ein erheblicher Belastungseffekt auf der Importseite - für die Verbraucher wie für die Unternehmen.