1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der FC Bayern - die (Un-)Schlagbaren

Tobias Oelmaier8. August 2013

Selten vor einer Bundesliga-Saison ist die Favoritenrolle so klar vergeben wie diesmal. Keine Frage, der FC Bayern wird mit seinem Superkader die Liga dominieren. Oder kommt vielleicht doch alles anders?

https://p.dw.com/p/19FVx
Manuel Neuer (L-R), Franck Ribery und Bastian Schweinsteiger halten DFB-Pokal, Meisterschale und Champions League-Pokal in die Höhe (Bild: REUTERS)
Bild: Reuters

Wie wäre es mit folgendem Szenario? Es ist schwül im Presseraum des Freiburger Stadions, spätabends an jenem 27. August. Pep Guardiola sitzt da, das eng geschnittene weiße Hemd komplett schweißgebadet. Der Spanier sucht nach Worten, mit denen er die erste Bundesliga-Niederlage des FC Bayern seit zehn Monaten erklären muss. "Wir haben gut gespielt", sagt er in gebrochenem Deutsch, "aber wir haben es verpasst, die vielen Chancen zu nutzen." Sicher, die Bayern lagen in fast jeder Statistik, die dieses Spiel beschreibt, unangefochten vorne. Ballbesitz, Zahl der Ballkontakte, Ecken, Chancen. Nur eben nicht nach Toren. Ein Konter, ein einziger, perfekt vorgetragender Konter reichte dem SC Freiburg zum Sieg. Da nützte es auch nichts mehr, dass Guardiola mit Götze, Pizarro und Shaquiri in der Schlussviertelstunde drei zusätzliche Offensivkräfte brachte. Bayern hatte verloren an diesem vierten Spieltag.

Kein Bonus für vergangene Erfolge

Pep - der neue FC Bayern-Trainer

Zugegeben. Eine erfundene Geschichte. Aber ganz so unwahrscheinlich ist sie nicht. Wie oft hat es das schon gegeben, dass dem FC Bayern ein Alleingang prognostiziert wurde. Und sicher, oft kam es dann auch so. Aber es gibt keine Garantien. Das schöne am Fußball ist, dass er immer erst noch gespielt werden muss. Fakt ist: Noch nie in der Bundesliga-Geschichte hatte ein Verein einen so teuren Kader. Fakt ist auch: Bayern startet als erster deutscher Triple-Gewinner in die Saison, vielleicht sogar als momentan beste Mannschaft der Welt. Doch was zählt das alles, wenn es dann doch mal so kommt wie in der fiktiven Niederlage gegen die tapferen Freiburger? Wie lange würden dann die zwölf Nationalspieler ruhig bleiben, die auf der Bank, die auf der Tribüne sitzen müssen, in Anbetracht des personellen Überangebots? Und wie lange würde die Presse stillhalten, die Hand über Pep Guardiola halten? War er es nicht, der die erfolgreiche Taktik seines Vorgängers Jupp Heynckes über den Haufen geworfen hatte?

Der Supercup als Fingerzeig?

Dass Bayern schlagbar ist, hat schon der Supercup Ende Juli gezeigt, als der Champions-League-Sieger in einer Neuauflage des Endspiels von Wembley von Borussia Dortmund mit 4:2 auseinander genommen wurde. "Jedes Fußballspiel kann, egal wie es vorher lief, ganz anders ausgehen als man es erwartet hat", analysierte Nationalspieler Thomas Müller damals und ließ damit durchklingen, wie genervt die Münchener Profis ob der Diskussion sind, dass die Liga langweilig werden könnte. Sie haben ohnehin in erster Linie den eigenen Platz in der Stammelf im Visier. Und sich den bei den Bayern zu erkämpfen, wird für viele schwieriger sein als in der Nationalmannschaft.

Beim Supercup Borussia Dortmund - Bayern München sitzten (v.l.n.r.) Luiz Gustavo. Rafinha und Claudio Pizarro auf der Ersatzbank (Bild: Revierfoto)
Wie lange geht das gut? Nur Hochkaräter auf der Bayern-BankBild: picture-alliance/dpa

Personell haben die Bayern-Verantwortlichen alles dafür getan, damit die Dominanz Fortbestand hat. Mit Guardiola hat man den - neben Jose Mourinho - mutmaßlich besten Trainer der Welt geholt, mit Mario Götze das größte deutsche und mit Thiago Alcantara das wohl größte spanische Talent verpflichtet. Wohl auch, um den Konkurrenzdruck noch zu erhöhen. Nichts fürchten sie in München mehr als den Schlendrian, als die Selbstzufriedenheit. "Wenn man ganz oben ist, kommt die Höhenluft. Von der dürfen wir nicht zu viel einatmen. Die Höhenluft ist unser größter Gegner", hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß denn auch kürzlich erst gewarnt.

Tiefstapelei bei denen, die nicht herausfordern wollen

Die Konkurrenz unternimmt wenig, um diese Höhenluft wegzuatmen. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp etwa bezeichnet die Münchener gar nicht als Konkurrenten. Das seien die anderen 16 Clubs in der Liga. Gegen Bayern wolle man allenfalls punktuell sein Können abrufen. Und auch bei Bayer Leverkusen, in der Vorsaison immerhin Dritter, stapelt man tief. "Das sind keine Top-11, keine Top-15 - das sind 22 Top-Spieler", stellt Sportvorstand Rudi Völler fest, das sei erdrückend für andere Klubs. "Dass sie auch noch einen Mann wie Thiago fürs Mittelfeld holen, zeigt, wie weit weg sie wirklich sind. Eine andere Kategorie ist das."

Wenigstens Schalkes Manager Horst Heldt wittert eine Chance. Zwar sieht auch er den FC Bayern als Topfavoriten, "aber nur, wenn Bayern nicht viel falsch macht. Sie haben den besten Kader, in der letzten Saison wurden alle Eitelkeiten hinten angestellt. Ich habe aber auch schon Zeiten erlebt, als dort ständig Theater war." Manchmal seien es die kleinen Rädchen, die nicht funktionieren und ein Beben auslösen. Wie so eine unglückliche Niederlage am vierten Spieltag beim SC Freiburg...