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Almbauer (Chiemsee)

27. April 2010

Jakob Müller ist Almbauer am Chiemsee. Zusammen mit seiner Frau führt er einen Milchbetrieb. Knapp 2000 Meter hoch ragen hier die Berge auf. Der naturverbundene Almbauer ist froh, dort zu leben, wo andere Urlaub machen.

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Jakob Müller(Foto: DW)
Jakob Müller

Es ist halb sechs am Morgen. Draußen ist es noch dunkel, aber Jakob Müller ruft die Arbeit. Der 49-jährige Almwirt holt die Kühe von der Weide und führt sie in den Stall. Seine Frau Bärbel wartet am Eingang auf ihn und die Tiere. "Meine Frau sorgt dafür, dass alle Tiere auf den richtigen Platz gehen. Jedes Tier hat seinen Platz. Dort wird es an die Melkmaschine angeschlossen."

Wenn die Kühe schließlich in ihren Boxen sind, werden sie mit Heu gefüttert. Ständig sind die Müllers damit beschäftigt, die Kühe zu füttern und streicheln: Die Tiere sollen sich wohl fühlen. Dann ist es einfacher, sie zu melken. Jakob Müller ist schon auf dem Hof aufgewachsen. Er ist gerne in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Denn er genießt den Umgang mit den Tieren und liebt das Leben in der Natur: "Man hat Erfolgs- und Glücksgefühle, wenn man sieht, wie ein Kalb auf die Weide kommt, es gesund ist und umher hüpft," erklärt der Almbauer.

Harte Arbeit

Die Arbeit ist aber nicht nur schön, sondern auch hart. Jeden Tag steht Müller um fünf Uhr morgens auf. Feierabend ist erst um 19 Uhr. Zwei Mal am Tag müssen die Kühe im Stall gemolken und dann wieder auf die Weide hinter dem Hof geführt werden. Zusätzlich geht Jakob Müller täglich hinauf auf die Alm, wo ein Teil seiner Tiere steht. Er schaut dort nach dem Rechten, will wissen, ob es den Tieren gut geht.

Füttern, streicheln, melken: Jakob Müller und seine Kühe (Foto: DW)
Füttern, streicheln, melken: Jakob Müller und seine Kühe

Wenn morgens das erste Melken ist geschafft ist gibt es eine Verschnaufpause. Jakob und Bärbel Müller gehen ins Haus: "Der erste Höhepunkt des Tages ist das gemeinsame Frühstück mit meiner Frau", sagt Jakob Müller, während seine Frau den Tisch deckt. Beide genießen diese gemeinsamen Minuten. Denn bald geht es wieder hinaus.

Auf der Alm

Nach dem Frühstück macht sich Jakob Müller auf den Weg zur Alm. Mit dem Traktor fährt er in die Berge - bis der Weg endet. Dann geht es zu Fuß weiter, über steile und enge Pfade hinauf auf die Alm.

Seine Alm liegt zwischen zwei Berggipfeln, der Kampenwand und der Gederer Wand. Der höchste Punkt liegt auf 1600 Meter Höhe. Die Kühe haben dort in der warmen Jahreszeit reichlich zu fressen: Dicht steht das frische, grüne Gras; vereinzelt stehen saftige Büsche auf der 17 Hektar großen Bergwiese - so groß wie 24 Fussballfelder.

Kurz vor Mittag macht sich Jakob Müller wieder auf den Heimweg. Was muss ein Almwirt mitbringen? Müllers Antwort kommt ohne Zögern: "Man sollte mit der Natur umgehen können und mit der Landwirtschaft verwurzelt sein." Zurück auf dem Hof ist es auch schon Zeit für die zweite Runde Melken.

Schwierige Zeiten

Früher hat die Landwirtschaft Jakob Müller nicht nur Spaß gemacht. Es ließ sich auch Geld damit verdienen. Heutzutage hat sich die wirtschaftliche Lage des Almbauern durch die sinkenden Milchpreise drastisch geändert: "Durch die schlechten Milchpreise haben wir ein Loch in der Kasse. Momentan arbeite ich für null Euro", klagt Müller. In ganz Europa leiden viele Bauern unter den schlechten Preisen für ihre Produkte. Jakob Müller kommt trotzdem über die Runden: Er vermietet drei Wohnungen und erledigt kleinere Aufgaben auf den Almen anderer Bauern. "Ich versuche, der ganzen Sache positive Seiten abzugewinnen. Das muss man so sehen." Jakob Müller gibt nicht auf.

Autorin: Carla Fernandes
Redaktion: Birgit Görtz