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ADAC manipuliert seit Jahren

20. Januar 2014

Beim ADAC-Autopreis "Goldener Engel" ist schon länger manipuliert worden. Der Automobilclub hat nun ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

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ADAC Zentrale in München (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe), der bisherige ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter habe nicht nur die aktuelle Abstimmung über das Lieblingsauto der Deutschen verfälscht, sondern auch die Teilnehmerzahlen der Jahre zuvor.

Der Betrug soll laut Obermair unentdeckt geblieben sein, weil - so zitiert die Zeitung den Geschäftsführer - Ramstetter dafür gesorgt habe, dass er allein Zugang zu allen Abstimmungsauszählungen beim Autopreis "Gelber Engel" gehabt habe. Der Geschäftsführer kündigte eine umfassende Aufklärung an. Noch vor wenigen Tagen hatte er die Manipulationsvorwürfe als "Unterstellungen" zurückgewiesen.

Michael Ramstetter (Archivbild : dpa)
Michael Ramstetter hat sein Amt niedergelegtBild: picture-alliance/dpa

ADAC-Pressechef tritt zurück

Ramstetter, der seit Jahren auch Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" war, habe - so der ADAC in einer Mitteilung am Sonntag - für die Manipulationen "die alleinige persönliche Verantwortung" übernommen und alle Funktionen bei dem Automobilclub niedergelegt. Der 60-Jährige selbst äußerte sich nicht. Der ADAC ist mit 19 Millionen Mitgliedern der größte Verein in Deutschland und der größte Automobilclub in Europa. Seine Pannenhelfer, die sogenannten Gelben Engel, wurden 2012 mehr als vier Millionen Mal von liegengebliebenen Autofahrern gerufen.

ADAC-Straßenwachtfahrer, genannt 'Gelber Engel' (Foto: dpa)
Die gelben Engel helfen vielen Autofahrern aus der NotBild: picture-alliance/dpa

Der "Allgemeine Deutsche Automobilclub" hat auch in der politischen Diskussion Gewicht, etwa wenn es um Benzin-Preise oder Tempolimits geht. Auch mit den Autokonzernen pflegt der ADAC ein gutes Verhältnis. Das zeigt die alljährliche Verleihung des Preises "Gelber Engel", bei der auch das "Lieblingsauto der Deutschen" gekürt wird, so wie am vergangenen Donnerstag der VW-Golf. Zwei Tage zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" über Manipulationsvorwürfe berichtet. Demnach stimmten deutlich weniger Leser der "Motorwelt" bei der Wahl ab, als vom ADAC offiziell angegeben. Der VW-Golf habe zehn Mal weniger Stimmen erhalten als behauptet, so die "SZ".

"Andere Statistiken überprüfen"

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen wirft der Skandal auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer der Nachrichtenagentur dpa. Wenn beim "Gelben Engel" gelogen worden sei, könne man das für andere Bereiche nicht ausschließen.

Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt forderte weitere Aufklärung: "Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden." Die Vorgänge zeigten, dass "großen Verbänden manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten gut täte", sagte der CSU-Politiker in München. Dobrindt liegt wegen der von ihm geplanten Einführung einer Pkw-Maut für Ausländer mit dem ADAC im Streit.

wl/sti (dpa)