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"Nicht zum Aufgeben bereit"

Daniel Pelz6. Dezember 2013

Der Südafrikaner Denis Goldberg kämpfte mit Mandela gegen die Apartheid, auch er wurde deshalb verurteilt. Im DW-Interview spricht er über Führungsstil und Prinzipien des verstorbenen Freiheitskämpfers.

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Nelson Mandela und Denis Goldberg Foto: dpa
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Wie werden Sie sich an Nelson Mandela erinnern?

Ich werde mich an Nelson Mandela als einen großartigen Führer, aber auch als Freund erinnern, an seinen Mut, seine Weitsichtigkeit und die Fähigkeit, die richtigen Antworten auf politische Probleme zu finden.

Wie hat er es geschafft, seinen Sinn für Freude und für freundliche Entschlossenheit zu bewahren?

Ich kann nur über meine eigene Erfahrung sprechen, völlig davon überzeugt zu sein, dass das, was wir getan haben, richtig war und dem richtigen Ziel diente: gleiche Rechte für alle in unserem Land, für andere Länder, für alle Menschen. Das ist der einzige Weg, um Mensch zu sein, um Mensch zu bleiben, um nicht unbedeutend zu werden. Es geht nicht um mich oder um dich. Es geht um uns alle. Und das war unser übergeordnetes Prinzip, das unsere Generation und Mandela bewegt hat.

Denis Goldberg Foto: dpa
Denis Goldberg kämpfte gemeinsam mit Nelson Mandela gegen die ApartheidBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

Als Sie gemeinsam gekämpft haben, bevor Sie ins Gefängnis kamen, gab es da Momente, in denen Sie, Mandela oder andere den Eindruck hatten: Das können wir vielleicht nicht erreichen?

Waren wir bereit aufzugeben? Nein. Im Manifest von "Umkhonto we Sizwe" [der militärische Arm des African National Congress, Anm. d. Red.], heißt es: Es gibt Momente im Leben, da gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man entscheidet sich, auf Knien zu leben oder aufzustehen und zu kämpfen. Die Entscheidung war zu kämpfen.

Hat Nelson Mandela mit Ihnen je darüber gesprochen, ob er irgendwelche politischen Entscheidungen bereute?

Nein, darüber haben wir nie gesprochen. Aber in seiner Autobiographie hat er erwähnt, dass er Fehler gemacht hat, dass er einige Dinge hätte anders machen können. Er hatte Glück, Walter Sisulu [politischer Mentor und Mitstreiter Mandelas, Anm. d. Red.] lange Zeit als Begleiter zu haben. Wir wussten, dass Sisulu zu ihm sagen konnte: ’Warte, lass’ uns darüber nachdenken! Wir könnten einen anderen Weg finden, wir sollten nicht zu ungeduldig sein, lass’ uns die Leute mitnehmen!’ Das hat ihm geholfen, keine Fehler zu machen. Das hat er mir selbst gesagt.

Nelson Mandela hatte also immer das Glück, gut beraten zu sein?

Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit entscheidend ist, weil man dadurch verschiedene Ansichten einbeziehen kann. Aber es gibt Momente, in denen der Anführer den Weg zeigen muss. Und das tat er, als er mit den Verhandlungen begann. Er war sogar sehr darauf bedacht, diesen Schritt nicht mit anderen zu diskutieren, da er fürchtete, dass seine Kollegen versuchen könnten, ihn zu stoppen. Das ist seine Führungsqualität. Er sagte, er würde nur über die Art und Weise der Verhandlungen verhandeln, nicht aber über die Inhalte.