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Demonstranten kämpfen für "Revolution"

8. Februar 2014

Nach den schweren Ausschreitungen in Bosnien haben die Aktivisten einen Forderungskatalog präsentiert. Die Proteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit sowie unfähige und korrupte Politiker waren am Freitag eskaliert.

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Zusammenstöße in Sarajewo (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Bosnien: Aus Protest wurde Gewalt

Der Rauch der in Brand gesetzten Gebäude steht noch über Sarajewo und Tuzla, etliche Gebäude in beiden Städten sind verwüstet. Die Krankenhäuser veröffentlichten eine neue Bilanz, nach der bei den schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten am Freitag mehr als 150 Menschen verletzt worden sind.

Fünf-Punkte-Plan

Anführer der Proteste gegen die miserable Wirtschaftslage und Verelendung in dem Balkan-Staat haben nun einen Fünf-Punkte-Forderungskatalog vorgelegt. Ihr Ziel sei eine "politische Revolution". So verlangen sie eine neue Regionalregierung in Tuzla, die sich nur aus Experten zusammensetzt. Die Einkommen aller Politiker sollten an den äußerst niedrigen Durchschnittslöhnen im Land ausgerichtet werden. Die Privatisierung der Staatsbetriebe sollte zurückgenommen, korrupte Politiker und andere "Wirtschaftskriminelle" müssten vor Gericht gestellt werden.

Die Industriestadt Tuzla im Norden Bosnien-Herzegowinas war am Freitag Zentrum der Gewalt. Vermummte stürmten den Sitz der Regionalverwaltung und legten Feuer in dem Gebäude. Tausende Demonstranten applaudierten und behinderten die Feuerwehr bei ihren Löscharbeiten. Einer der Anführer der Proteste in Tuzla, Aldin Siranovic, beklagte: "Sie bestehlen uns seit 25 Jahren und zerstören unsere Zukunft."

Bosnien: Aus Protest wurde Gewalt

In der Hauptstadt Sarajewo steckten aufgebrachte Protestierer einen Trakt des Präsidialamtes in Brand. Wertvolle Bestände des Staatsarchivs verbrannten. Auch ein Gebäude der Regionalverwaltung ging in Flammen auf. Zehntausende Menschen waren im ganzen Land aus Protest gegen die hohe Korruption und die ihrer Meinung nach unfähigen Politiker auf die Straße gegangen.

"Schlag des Volkes gegen die Mafia"

Die Ausschreitungen seien "kein Staatsstreich", sondern "ein Schlag des Volkes gegen die staatliche Mafia", analysierte Innenminister Fahrudin Radoncic die Proteste. "Das sind die Kinder der Eltern, die kein Geld für Brot haben".

Sicherheitskräfte und Feuerwehr in Sarajewo (Foto: afp)
Ofmals konnte die Feuerwehr nur zusehen - Demonstranten hinderten sie an LöscharbeitenBild: STR/AFP/Getty Images

Teilweise gewaltsame Demonstrationen gab es auch in Zenica, Bugojno, Cazin, Bihać und in vielen weiteren Städten.

Die jüngsten Kundgebungen und Ausschreitungen sind die größten seit dem Bosnienkrieg (1992-95). Weite Teile der Bevölkerung sind bitterarm. Jeder dritte der 3,8 Millionen Bosnier hat keinen Job.

se/uh (dpa, afpe)