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Zweiter Trainereinsatz von Horst Hrubesch bei den DFB-Frauen

9. Oktober 2023

Horst Hrubesch ist der neue Interims-Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft. Der Routinier soll das Team zurück auf die Erfolgsspur führen. Dass er das kann, hat er schon mehrfach bewiesen.

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Horst Hrubesch als Besucher eines Zweitligaspiels des Hamburger SV im vergangenen Juli.
Horst Hrubesch soll mit den DFB-Frauen das Olympia-Ticket lösenBild: Marcel von Fehrn/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Die Formulierung war seitens des Deutschen Fußball Bundes (DFB) wohl bewusst schwammig gewählt. "Bis auf Weiteres" soll Horst Hrubesch Trainer der Frauen-Nationalmannschaft sein. Also keine Langzeitlösung, was angesichts des Alters des Fußballlehrers keine Überraschung ist. Hrubesch ist immerhin schon 72 Jahre alt - und eigentlich wollte der ehemalige Weltklassestürmer ja schon seit ein paar Jahren im Ruhestand sein, mit seiner Frau die Welt bereisen oder seinem großen Hobby, dem Angeln, nachgehen. 

Aber Hrubesch wird nach dem frühen Aus der DFB-Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland derzeit als (Interims-) Coach gebraucht. Mindestens so lange wie die eigentliche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg arbeitsunfähig gemeldet ist, soll Hrubesch übernehmen. Wie lange genau das sein wird, weiß bisher wohl niemand. Voss-Tecklenburg und der DFB machen dazu keine Angaben. Bleibt Hrubesch vielleicht sogar bis zum Olympia-Turnier 2024?

Die Spielerinnen hätten vermutlich nichts dagegen. Der neue DFB-Geschäftsführer Sport, Andreas Rettig, hat in den vergangenen Tagen mit den wichtigsten Spielerinnen der Nationalmannschaft gesprochen. Und die Zustimmung zu Hrubesch dürfte groß gewesen sein. 

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit enttäuschter Miene während des letzten WM-Vorrundenspiels der DFB-Frauen gegen Südkorea.
Auf unbestimmte Zeit erkrankt: Bundestrainerin Martina Voss-TecklenburgBild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

Empathie und Leistung

Hrubeschs größte Stärke: Er bringt große Empathie mit und verleiht seinen Spielerinnen Selbstbewusstsein, ohne dabei auf den Leistungsgedanken zu verzichten. Genau diese Zutaten für ein erfolgreiches Spiel fehlten den DFB-Frauen in den vergangenen Monaten sichtlich. Von dieser Mischung in Hrubeschs Repertoire schwärmten die Fußball-Frauen schon nach seiner ersten Interimstrainer-Zeit 2018.

"Er hat das richtige Fingerspitzengefühl, das macht ihn aus", sagte Svenja Huth damals im Interview mit der Süddeutschen Zeitung stellvertretend für ihre Teamkolleginnen. Und diese Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit. "Ich musste bei der Anfrage nicht lange überlegen. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit", sagte Hrubesch jetzt. 

Viel Zeit hat der neue Coach allerdings nicht. In der Nations League geht es Schlag auf Schlag: Gegen Wales (27. Oktober), in Island (31. Oktober), gegen Dänemark (1. Dezember) und in Wales (5. Dezember) muss das Team zeigen, dass es nun gewillt ist, dauerhaft seine Leistungsgrenze zu erreichen. "Wir werden zusammen versuchen, uns in den verbliebenen Spielen der Nations League eine gute Ausgangsposition für die Olympia-Qualifikation zu erarbeiten", sagte Hrubesch. Nur die beiden Finalisten der Nations League lösen das Ticket für Paris 2024. 

Erfolgreiche Karriere

Der Vertrauensvorschuss für Hrubesch ist groß. Schließlich gilt er als eine außergewöhnliche Fachkraft. Das wissen sie beim Hamburger SV, dem Klub, mit dem er einst als "Kopfball-Ungeheuer" große Erfolge feierte (Europapokalsieger und dreimaliger deutscher Meister) und für den er als Direktor des Nachwuchsleistungszentrums seine Kompetenz einbringt.

Horst Hrubesch reckt 1980 nach dem EM-Finale gegen Belgien den Pokal in die Höhe.
Horst Hrubesch reckt den EM-Pokal in die Höhe, den er 1980 in Italien gewinnen konnteBild: Herbert Rudel/Pressefoto Rudel/picture alliance

Aber das wissen sie auch beim DFB, wo er als Stürmer 1980 den EM-Titel und beim 2:1-Sieg im Finale gegen Belgien beide Treffer erzielte. Wo er 2017 übergangsweise Sportdirektor war und zudem Trainer der männlichen U21-Auswahl, mit der er 2019 die EM gewinnen konnte. Hrubesch hat auch schon das Frauen-Nationalteam betreut. 2018 gewann er als Nachfolger der glücklosen Steffi Jones nach einem 0:0 gegen Spanien zum Auftakt sieben Spiele in Folge und löste das zuvor in Gefahr geratene Ticket für die WM 2019. Nun geht es wieder um ein Turnier in Frankreich: bei den Olympischen Spielen.

"Die Vorbereitung beginnt jetzt", sagte Hrubesch. Nur keine Zeit verstreichen lassen. Der Fußball-Enthusiast Hrubesch weiß schließlich genau, wofür er sich entscheiden hat.