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Yussuf Poulsen - Topstürmer ohne Talent

Cai Nebe
4. Oktober 2019

Als Jugendlicher war Yussuf Poulsen nicht gerade mit herausragendem Talent gesegnet. In die Fußball-Bundesliga schaffte er es dennoch - und ist mittlerweile die langjährige Konstante beim neuen Spitzenklub RB Leipzig.

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Yussuf Poulsen im Porträt (Foto: Reuters/K. Pfaffenbach)
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Im Jahr 2013 gab Yussuf Poulsen sein Debüt für RB Leipzig, es war in der 3. Liga gegen den Hallescher FC. Das Spiel endete 1:0 für Leipzig, Poulsen blieb ohne Tor, das Spiel war nicht außergewöhnlich. Aber es war der Start einer bemerkenswerten Geschichte, der eines Aufstiegs aus den Niederungen des deutschen Fußballs hin in die Spitze der Bundesliga.

Poulsens persönliche Entwicklung geht seit sechs Jahren einher mit dem Aufstieg des Klubs. Dabei war eine Profilaufbahn des gebürtigen Kopenhageners zunächst unwahrscheinlich. "Ich war nie das größte Talent", sagt Poulsen im Interview mit der DFL. "Ich war nie der, wo alle gesagt haben: Der wird mal Profi."

Star, schnell, aber ohne Ballkontrolle

Tatsächlich schaffte es der nun 25-Jährige doch. Seinen ersten Profivertrag unterschrieb er 2011 bei Lyngby BK in der zweiten dänischen Liga. Sein Ex-Trainer Christian Nielsen erinnert sich an die gemeinsame Zeit: "Er war stark und konnte springen, er war sehr schnell, aber seine Ballkontrolle musste er noch verbessern."

Deutlicher wird da schon sein ehemaliger Mitspieler und Jugendfreund Uffe Bech, der heute bei Panathinaikos Athen unter Vertrag steht: "In der Jugend hast du ihn angeschaut und gedacht: 'Wow, der ist schnell und stark'. Aber mit dem Ball konnte er nichts."

Yussuf Poulsen im Trikot der dänischen Nationalmannschaft im Jahr 2011 (Foto: Imago/A. Djorovic)
Yussuf Poulsen mit der dänischen U17-Nationalmannschaft, damals hatte er noch viel zu lernenBild: Imago/A. Djorovic

Die Vorzüge Poulsens lagen woanders. Sein Freund und Ex-Mitspieler Christian Norgaard, inzwischen beim FC Brentford in der englischen Championship aktiv, meint: "Physisch ist er ein Monster. Er hat einen Körper wie kein anderer und kann Sachen, die die wenigsten Spieler machen können."

Unglaubliche Mentalität

Aber noch wichtiger war Poulsens Wille zu lernen. Thomas Frank war zu Poulsens Zeiten Trainer der dänischen U17- und U19-Mannschaften und begeistert vom ihm. Im DW-Interview sagt er: "Technisch und taktisch hatte er noch zu lernen. Aber seine Mentalität und Arbeitsmoral war einfach unglaublich." Und so entwickelte sich Poulsen schon damals zum "zuverlässigen Stürmer, der für uns Tore machte".

Der Wechsel des damals 19-Jährigen im Jahre 2013 zum Drittligisten RB Leipzig kam dann überraschend. "Alle in Dänemark schüttelten den Kopf", erinnert sich sein ehemaliger Mitspieler Uffe Bech, "aber Yussuf war sicher, dass er eine gute Entscheidung getroffen hat. Ich weiß, er hat mit Ralf Rangnick gesprochen, der ihn vom Projekt RB Leipzig überzeugte. Und heute, glaube ich, ist er ziemlich froh wie alles gelaufen ist!" Seit 2016 spielen Poulsen und Leipzig in der Fußball-Bundesliga.

Schwieriger Anfang in Leipzig

Yussuf Poulsen (l.) und Joshua Kimmich (r.) im Trikot von RB Leipzig feiern ein Tor (Foto: Imago/Hübner)
Joshua Kimmich und Yussuf Poulsen (2.v.r.) spielten von 2013 bis 2015 gemeinsam für LeipzigBild: Imago/Hübner

"Der Anfang war hart. Ich habe zwei Trainings absolviert und Samstag und Sonntag Spiele gehabt. Zwei Tage hintereinander. Ich konnte danach eine ganze Woche nicht laufen", lacht Poulsen, der inzwischen mehr als 200 Spiele für Leipzig absolviert hat und damit den Klubrekord hält. "Das ist der Verein, der mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Der erste Verein, bei dem ich so richtig Erfolg hatte", erklärt er.

Die erste Zeit verbrachte Poulsen in einer Wohngemeinschaft mit dem jetzigen Bayern-Star Joshua Kimmich. "Er hat mir am Anfang sehr viel geholfen. Ich war nicht so stark in Deutsch", erklärt der Däne. Heutzutage aber gibt er auch Interviews auf Deutsch.

Den Wurzeln treu

Seine Wurzeln aber hat er nicht vergessen. Er gehört zum Stammkader der dänischen Nationalmannschaft und war bei der WM 2018 in Russland mit dabei. In seiner Heimat ist er auch unter dem Namen "Yurary" bekannt, dem Namen seines fußballverrückten Vaters, der an einer Krebserkrankung starb, als Poulsen sechs Jahre alt war.

Yussuf Poulsen (2.v.r.) im dänischen Trikot mit dem Namen "Yurary" auf dem Rücken (Foto: Imago Images/Ritzau Scanpix)
In Dänemark ist Poulsen unter den Namen "Yurary" bekanntBild: Imago Images/Ritzau Scanpix

In Kopenhagen betreibt Poulsen mit zwei Freunden ein Café. Er selbst hat dafür nicht viel Zeit, aber, so sagt Kompagnon Barista Victor Otorio: "Die Fans bringen ihm immer wieder kleine Geschenke. Man kann definitiv seine Präsenz fühlen, auch wenn er nicht hier ist".

Trotz seiner Erfolge ist Poulsen dennoch nicht abgehoben: "Er ist der gleiche fröhliche Mensch, den ich immer kannte. Er hat die Anerkennung, die er jetzt bekommt, verdient!" sagt Bech. Und über sich selbst sagt Yussuf "Yurary" Poulsen: "Ich liebe Herausforderungen und immer, wenn jemand zu mir sagte 'Das schaffst du nicht’, dann wollte ich zeigen: Das kann ich doch."