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Youtube-Sieg: Anti-NPD-Video ist wieder online

Silke Wünsch 7. Februar 2014

SPD-Mann Patrick Dahlemann hatte den Mut, auf einer NPD-Kundgebung gegen Rechts zu protestieren. Als das Video davon im Netz erschien, tat die NPD alles, um es zu entfernen. Vergeblich, wie sich jetzt zeigte.

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SPD-Politiker Patrick Dahlemann (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Sieg gegen die Neonazis!!! Jetzt haben die braunen Brüder noch 'ne peinliche Klatsche bekommen", jubelt Patrick Dahlemann auf seiner Facebookseite. Der junge SPD-Politiker lag drei Wochen im Clinch mit der NPD - die rechtsgerichtete Partei hatte versucht, ein Youtube-Video zu verbieten, in dem sie nicht so gut wegkommt, wie sie es gerne gehabt hätte: Ende Juli 2013 gibt es eine NPD-Kundgebung gegen ein geplantes Asylbewerberheim in einem kleinen Städtchen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Landesparteivorsitzende Stefan Köster skandiert ausländerfeindliche Parolen. Unter den Zuhörern ist der 25-jährige SPD-Politiker Patrick Dahlemann. Er will Köster widersprechen. Der überlässt Dahlemann sogar das Mikrofon. Und jetzt schlägt die Stunde des jungen Politikers: "Bitte fallen Sie nicht darauf rein, was Ihnen die aus dem ganzen Land eingeflogenen Neonazis zu sagen haben."

Das Ganze wird gefilmt. Dahlemann hat Auszüge aus diesem Video für einen eigenen Film benutzt. Er zeigt darin seine eigene Rede, Auszüge aus der Rede von NPD-Landeschef Köster, kommentiert dessen Aussagen und lässt auch einen Polizeibeamten zu Wort kommen. Dieser bestätigt, dass Kösters Parolen fremdenfeindlich seien. Der Film will aufklären, will die Leute sensibilisieren.

Katz- und Mausspiel

Erst im November 2013 hat Dahlemann den Film auf seinen Youtube-Kanal hochgeladen. Das Video verbreitete sich schnell, und schließlich wurde auch die NPD aufmerksam. Nach den ersten Löschungsversuchen aber startete das Video erst recht durch: 180.000 Klicks nach wenigen Tagen. Doch plötzlich war Schluss damit.

Die NPD konnte bei Youtube durchsetzen, dass das Video gelöscht wird. Ihr Argument: Die Partei habe allein die Rechte an den Bildern ihrer Veranstaltung. Und damit begann ein Katz- und Mausspiel: Viele Nutzer hatten den Clip bereits ihrerseits bei Youtube eingestellt. Die NPD kam mit ihren Löschanträgen kaum mehr nach. Wo ein Video gelöscht wurde, poppte das nächste wieder auf. Drei Wochen lang ging das so. Bis Youtube festgestellt hat, dass die Beschwerden der NPD haltlos waren. In einer E-Mail an Dahlemann hieß es nun: "Wir haben deine Gegendarstellung zu dem Video gemäß dem US-amerikanischen Urheberrechtsgesetz (Digital Millennium Copyright Act) bearbeitet. Dieser Inhalt wurde wiederhergestellt." Das Video hat mittlerweile mehr als 217.000 Klicks (Stand: Freitag, 07.02.2014).

Schriller Besuch auf dem Parteitag

Dies ist nicht das erste Video, das der NPD unangenehm aufstößt. 2007 tippelte Deutschlands berühmtester Transvestit Olivia Jones im Auftrag eines Fernsehsenders über einen NPD-Parteitag und wollte herausfinden, welche Gründe es gibt, die NPD zu wählen. Kaum einer der anwesenden Parteimitglieder konnte die Frage beantworten. Jones und ihr Kamerateam hatten genügend Zeit, die "braunen Häschen" zu entlarven.

Das TV-Satiremagazin "Extra 3" stellte das Video ins Netz. Mittlerweile ist es zum regelrechten Klassiker geworden, mit mehr als zwei Millionen Klicks. Immer noch wird es in den sozialen Netzen herumgereicht.

Rechte Proteste Berlin-Hellersdorf NPD
Gegen solche Parolen kämpft Dahlemann - mit ErfolgBild: picture-alliance/dpa

"Der müsste Bundeskanzler werden"

Bei Dahlemann geht es nicht darum, die Partei ins Lächerliche zu ziehen. Sondern darum zu zeigen, mit welchen Mitteln die NPD versucht, neue Wähler zu gewinnen.

Im Netz hat sich Dahlemann durch seine mutige Aktion zum Lieblingspolitiker gemausert. "Klasse, super, der müsste Bundeskanzler werden", schreibt ein Nutzer. Woanders heißt es: "Ich bin tief begeistert von dieser Art Engagement. Sich einfach vor den braunen Mob zu stellen, das ist beeindruckend."