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Westen rügt algerischen Alleingang

18. Januar 2013

Beim Versuch einer Geiselbefreiung durch die Streitkräfte hat es im Osten Algeriens anscheinend viele Opfer gegeben. Die Lage ist weiter unübersichtlich. Westliche Länder üben massive Kritik am algerischen Vorgehen.

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Gasfeld in Algerien (Foto: picture alliance / dpa)
Bild: picture alliance / dpa

In einem sind sich Großbritannien, die USA, Japan, Norwegen, Frankreich und Irland und andere westliche Länder einig: Die algerische Informationspolitik zur Militäraktion zur Befreiung von Geiseln aus der Hand islamistischer Kämpfer ist - vorsichtig formuliert - unzureichend. Die sechs Regierungen hatten zuvor bestätigt, dass sich Bürger ihrer Länder unter den Geiseln befinden.

Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich unzufrieden. Großbritannien müsse sich auf weitere schlechte Nachrichten einstellen. Er sagte wegen der "äußerst schwierigen Situation" seine für diesen Freitag in Amsterdam geplante Grundsatzrede zum britischen Verhältnis zur EU ab. Nach bisherigen Informationen wurde ein Brite getötet, zwei Schotten konnten entkommen. Wie Großbritannien forderten auch die USA "Klarheit" von der Regierung in Algier.

Nicht vorab informiert

Der japanische Regierungschef Shinzo Abe sagte, der Angriff habe das Leben der Geiseln gefährdet. Unter den Toten sollen nach ersten Informationen zwei Japaner sein. Drei Japaner seien in Sicherheit.

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg sagte, seine Regierung habe Algerien offiziell um militärische Zurückhaltung zum Schutz der Geiseln gebeten. Er sei dann am Donnerstagmittag telefonisch von seinem algerischen Kollegen nur über die laufende Militäraktion informiert worden. Frankreichs Präsident François Hollande bezeichnete die Lage in Algerien als "dramatisch".

Algerien erntet Kritik für Befreiungsaktion

Produktionsanlage noch nicht befreit

Das algerische Militär konnte offenkundig nur einen Teil der Erdgasanlage bei In Amenas unter ihre Kontrolle bringen. Die staatliche Nachrichtenagentur APS meldete, zwar sei der Wohnbereich befreit, nicht aber die Produktionsstätte. Dort habe das Militär bewaffnete Terroristen umstellt. Ein britischer Beamter sagte dem US-Fernsehsender CNN, es gebe an mehreren Stellen noch "„Aktivitäten".

Algerische Hubschrauber und Bodentruppen hatten das Terrorkommando angegriffen, das sich seit Mittwoch auf dem Gasfeld verschanzt hielt. Dabei gab es Medienberichten zufolge viele Todesopfer, mehrere ausländische Arbeiter wurden befreit oder konnten entkommen. Die Islamisten erklärten, bei dem Militäreinsatz seien 34 Geiseln und 15 Kidnapper getötet worden, und drohten mit der Tötung von sieben verbliebenen Geiseln. Sie hatten am Mittwoch nach eigenen Angaben hunderte algerische Arbeiter und etwa 40 Ausländer gekidnappt. Deutsche waren nach Angaben der Bundesregierung nicht betroffen.

Informationsminister Mohamed Said Belaid bestätigte im Staatsfernsehen erstmals, dass es Opfer gegeben habe. Unglücklicherweise seien einige Tote und Verwundete zu beklagen, es sei aber auch eine große Zahl von Terroristen "neutralisiert" worden. Hinter der Geiselnahme steht nach algerischen Angaben die Organisation "Al Kaida im islamischen Maghreb". Sie fordert ein Ende des französischen Einsatzes in Mali. Die algerische Regierung lehnt Verhandlungen strikt ab.

kle/pg (dpa, afp, dapd)