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Weltbild-Verlagsgruppe insolvent

10. Januar 2014

Die Augsburger Verlagsgruppe Weltbild hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Die katholischen Eigentümer wollen Deutschlands zweitgrößten Buchhändler nicht länger stützen.

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Buchhandel Weltbild
Bild: Imago/Ralph Peters

Mehr als 6000 Mitarbeiter bangen nun um ihre Jobs. Auslöser für die Zahlungsunfähigkeit sei der Umsatzrückgang in den vergangenen sechs Monaten gewesen, teilte das Unternehmen in Augsburg mit.

Weil Weltbild auch für die nächsten drei Jahre geringere Umsätze erwartet, verdoppele sich der Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung. Der Geschäftsbetrieb werde fortgesetzt, so Weltbild.

Eigentlich hatten die an dem katholischen Medienhaus beteiligten deutschen Bistümer eine Finanzspritze von mehr als 60 Millionen Euro zugesagt. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi zogen sie diese Zusage jedoch wieder zurück.


Bistümer verweigern Unterstützung

Die Eigentümer hätten sich in einer Nachtsitzung nicht auf eine weitere Finanzierung des defizitären Verlags einigen können, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Kirchenkreise. Die zur Sanierung benötigte Summe liege mindestens im dreistelligen Millionenbereich, heißt es aus informierten Kreisen. Das sei zu viel für die Kirchen. Bislang gehört Weltbild noch zwölf katholischen Bistümern in Deutschland, der Katholischen Soldatenseelsorge in Berlin und dem Verband der Diozösen Deutschland.

Weltbild ist Deutschlands zweitgrößter Buchhändler und betreibt rund 400 Filialen. Neben Büchern und Zeitschriften vertreibt die Verlagsgruppe aber auch CDs, DVDs, Elektronik, Geschenk- und Haushaltsartikel.

Die Insolvenz betrifft nach Angaben des Unternehmens nur die Verlagsgruppe, nicht die Filialen und die Gesellschaften in Österreich und der Schweiz. Dieses Geschäft betreibt Weltbild in einer gemeinsamen Tochterfirma mit dem Buchhändler Hugendubel. Ebenfalls nicht betroffen sei der Internetbuchhändler bücher.de.


Teures Geschäftsmodell

Seit Monaten gibt es Gerüchte über die Finanzprobleme des Verlagshauses. Eine Insolvenz wurde aber stets dementiert. Im Jahr 2012 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro. Zwischenzeitlich gemachte Verluste hatte die Geschäftsführung stets als "vorübergehend" bezeichnet.

Die Gründe für die desolate Lage des Unternehmens sind vielfältig: Neben seinen Filialen erstellt Weltbild einen Katalog, der den Kunden per Post zugeht und aus dem sie dann Produkte auswählen und bestellen können. Dieser Prozess ist teuer und aufwändig. Zwar gibt es inzwischen auch einen Online-Versand, doch die Konkurrenz, beispielsweise durch den Versandhändler Amazon, ist erdrückend.

Insider gehen davon aus, dass negative Schlagzeilen über die Verwendung von Geldern aus der Kirchensteuer mit dafür verantwortlich sind, dass sich die Bistümer von Weltbild abgewendet haben. Ob das Unternehmen weitergeführt werden kann, in Teilen verkauft oder ganz geschlossen werden muss - das zu klären wird Aufgabe des Insolvenzverwalters sein.

hmf/bea (Handelsblatt, kna, dpa)