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Auto und MobilitätDeutschland

Volkswagen vorsichtiger, Mercedes optimistischer

27. Juli 2023

Die Autobauer Volkswagen und Mercedes-Benz präsentieren solide Geschäftszahlen für das zweite Quartal - doch beim Ausblick unterscheiden sich die beiden deutschen Vorzeige-Konzerne.

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VW-Mitarbeiter in der Produktion
VW-Mitarbeiter in der ProduktionBild: Julian Stratenschulte/dpa/picture alliance

Volkswagen  hat das operative Ergebnis im zweiten Quartal dank abnehmender Lieferengpässe kräftig gesteigert, ist wegen der unsicheren Konjunktur bei seiner Absatzprognose aber vorsichtiger geworden.

Das operative Ergebnis legte um fast ein Viertel auf 5,6 Milliarden Euro zu, wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilten. Der Umsatz kletterte um 15,2 Prozent auf gut 80 Milliarden Euro. Weltweit lieferte der Konzern im Zeitraum April bis Juni 2,3 Millionen Fahrzeuge aus, 18 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Beim Absatz geht das Management für das Gesamtjahr nun aber von einer Spanne zwischen neun und 9,5 Millionen Fahrzeugen aus statt der bisher in Aussicht gestellten 9,5 Millionen Einheiten.

Lieferkettenprobleme wirken nach

Volkswagen habe in der ersten Jahreshälfte ein solides Ergebnis erzielt und wichtige Schritte unternommen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, erklärte Finanzvorstand Arno Antlitz. "Wir konzentrieren uns in der zweiten Jahreshälfte nun auf die Verbesserung des Netto-Cashflows", fügte er hinzu.

Markenhochhaus des Volkswagenwerks in Wolfsburg mit VW-Logo
Markenhochhaus des Volkswagenwerks WolfsburgBild: Daniel Kalker/picture alliance

Wegen der anhaltenden Engpässe in den Lieferketten sei der Mittelzufluss im ersten Halbjahr gedämpft worden. Der Konzern erwarte 2023 weiterhin einen Netto-Cashflow zwischen sechs und acht Milliarden Euro und habe Schritte unternommen, "um das untere Ende der Spanne zu erreichen", hieß es. Dabei erwartet der Konzern unverändert ein Umsatzplus zwischen zehn und 15 Prozent und eine operative Rendite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent.

Zahlreiche Baustellen

Volkswagen kämpft derzeit an mehreren Fronten: Auf ihrem wichtigen Markt in China wollen die Wolfsburger nun mit Hilfe chinesischer Partner den Rückstand aufholen. Dazu schließt die Hauptmarke VW mit dem Autobauer Xpeng eine langfristig angelegte Zusammenarbeit in den Bereichen Elektromobilität, Software und autonomes Fahren. Unterlegt werde die Allianz durch eine knapp fünfprozentige Beteiligung, für die Volkswagen 700 Millionen Dollar zahlt.

Die Tochter Audi weitet ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC aus. China-Vorstand Ralf Brandstätter ordnet das Geschäft neu, damit VW von Konkurrenten wie BYD nicht vollends abgehängt wird. Ziel ist, Neuentwicklungen schneller auf den Markt zu bringen und Autos stärker am Geschmack der chinesischen Kundschaft auszurichten.

Mercedes-EQ: Blick auf Lenkrad und übergroßes Display
Mercedes-EQ Interieur - Luxus ist TrumpfBild: Daimler AG

Mercedes-Benz erhöht Gewinnziel

Der Autobauer Mercedes-Benz hält Absatz und Gewinn trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf hohem Niveau. Nach einem deutlichen Ergebnisanstieg im zweiten Quartal hob der Dax-Konzern das Gewinnziel für das laufende Jahr an. Erwartet werde nun ein bereinigtes operatives Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres von gut 20 Milliarden Euro und nicht mehr etwas weniger, bekräftigte das Unternehmen am Donnerstag. Die Eckdaten waren bereits am Vorabend per Pflichtmitteilung veröffentlicht worden. Vor allem die Van-Sparte glänzt mit kräftigem Absatzwachstum und einer Gewinnverdoppelung. "Wir erwarten, dass sich das Absatzmomentum der ersten sechs Monate auch im Rest des Jahres fortsetzen wird", erklärte Konzernchef Ola Källenius.

Von April bis Juni stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 38,2 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis legte um acht Prozent auf knapp 5,0 Milliarden Euro zu. Das Konzernergebnis wuchs noch stärker um 14 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. "Das Finanzergebnis ist in erster Linie auf nachhaltiges Wachstum durch den Absatz begehrenswerter Pkw und Premium-Vans zurückzuführen, verbunden mit einer strikten Kostenkontrolle", erklärte Mercedes. Im zweiten Quartal rollten mit 515.700 Einheiten sechs Prozent mehr zu den Kunden als vor Jahresfrist.

Mercedes-Benz Vorstandsvorsitzender Ola Källenius vor Mercedes-Modellen
Mercedes-Benz Vorstandsvorsitzender Ola KälleniusBild: Sepp Spiegl/imago images

Verhaltene Nachfrage und höhere Preise

Die Marke mit dem Stern profitierte von höheren Preisen und ihrem Fokus auf besonders profitable Spitzenmodelle wie die Edelmarke Maybach, große SUVs wie die der G-Klasse und leistungsstarker AMG-Sondermodelle. Das Kerngeschäft Pkw fuhr so eine Umsatzrendite von 13,5 Prozent ein. Die kleinere Van-Sparte schnitt noch besser ab - mit einer rekordhohen Marge von 15,7 Prozent bei einem mehr als doppelt so hohem Betriebsergebnis von 1,6 Milliarden im Halbjahr.

Hohe Inflation und Zinsen trüben die Aussichten am Automarkt in Europa allerdings ein und in China erholt sich der Markt nur schleppend vom Einbruch der Corona-Pandemie. Das trifft das Luxussegment dank kaufkräftiger Kundschaft zwar weniger als Massenhersteller, geht aber auch an Mercedes nicht spurlos vorbei. Die Nachfrage sei in wichtigen Märkten weiterhin verhalten, erklärte der Stuttgarter Autobauer. Der Auftragseingang von Pkw stabilisiere sich in diesem und dem kommenden Jahr, so dass der Konzernabsatz weiterhin auf Vorjahresniveau erwartet werde.

Der Ausblick für die Pkw-Sparte ist dennoch einen Hauch vorsichtiger als bisher: Die Rendite-Spanne von zwölf bis 14 Prozent wurde bekräftigt, allerdings nicht länger mit dem Zusatz, das obere Ende werde dabei erreicht. Den Ausblick nannten die Analysten von Bernstein Research vorsichtig.

Vans dagegen peilt mit 13 bis 15 Prozent nun zwei Prozentpunkte mehr im Gesamtjahr an als bislang und schafft das auch dank gesenkter Kosten.

ul/hb (rtr)