1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Konflikte

Viel Leid und ein neues Rettungsschiff

5. August 2019

Die Hilfsorganisation "SOS Méditerrannée" hat ein neues Schiff entsandt. Ein anderes Hilfsschiff hängt weiter fest. Derzeit flüchten viele Menschen aus Libyen - was vor allem an der dramatischen Lage im Land liegt.

https://p.dw.com/p/3NLGI
Seenotrettung Flüchtlinge Schiffbrüchige Lebensrettung
Die "Ocean Viking" ist das neueste private Rettungsschiff auf dem MittelmeerBild: picture-alliance/dpa/S. Friedel

Die "Ocean Viking" hat den Hafen der südfranzösischen Stadt Marseille verlassen und Kurs auf ihr Einsatzgebiet im zentralen Mittelmeer genommen. Das Schiff mit 31 Besatzungsmitgliedern fährt unter norwegischer Flagge und hat Kapazitäten für die Rettung und Versorgung von bis zu 200 Menschen. Laut der Organisation war das 69 Meter lange Frachtschiff aus dem Baujahr 1986 früher für die Öl- und Gasindustrie im Einsatz.

Damit ist die Hilfsorganisation "SOS Méditerrannée" gemeinsam mit "Ärzte ohne Grenzen" wieder mit einem eigenen Schiff vertreten, um Flüchtlinge aus Seenot zu retten. Mit der "Aquarius" retteten sie nach eigenen Angaben zwischen 2016 und 2018 etwa 30.000 Menschen vor dem Ertrinken. Ende 2018 suspendierten sie den Einsatz, nachdem das Schiff mehrfach auf wochenlangen Irrfahrten durch das Mittelmeer gekreuzt war, weil ihm aus politischen Gründen die Einfahrt verweigert worden war. Im Juni 2018 waren bei einer solchen Odyssee 630 Menschen an Bord; nachdem Italien und Malta die kalte Schulter zeigten, musste die Aquarius ins spanische Valencia ausweichen.

Seenotrettung Flüchtlinge Schiffbrüchige Lebensrettung
Eine Schwangere wird von der Organisation "Mediterranea Saving Humans" auf See versorgtBild: picture-alliance/dpa/O. Calvo

"Open Arms" vor verschlossenen Türen

Derweil harren die Crew der "Open Arms" und 121 aus Seenot gerettete Migranten weiter auf hoher See aus. Das Schiff der spanischen Organisation "Proactiva Open Arms" hält sich östlich der italienischen Insel Lampedusa auf. Italiens rechtsextremer Innenminister Matteo Salvini verweigert dem Schiff jedoch die Einfahrt in nationale Gewässer. Am Samstag waren zwei Schwangere von der italienischen Küstenwache an Land gebracht worden.

Am Wochenende gingen 40 von der "Alan Kurdi" gerettete Menschen in Malta an Land und werden nun auf andere EU-Staaten verteilt. Der Inselstaat hatte sich dem Druck der EU-Kommission und Deutschlands gebeugt, teilte aber gleichzeitig mit, dass keiner der Migranten dauerhaft aufgenommen werden solle. Einige EU-Staaten, darunter Deutschland, ringen weiter um eine generelle Übereinkunft zur Verteilung von aus Seenot geretteten Asylsuchenden. Trotz humanitärer Verantwortung ist das innerhalb der EU bislang nicht gelungen. 

Libysche Migranten ertrunken
Das Mittelmeer erweist sich für viele Flüchtlinge als Todesfalle, hier am Strand bei Khoms in LibyenBild: picture-alliance/AP Photo/H. Ahmed

Laut "SOS Méditerrannée" wagen derzeit besonders viele Flüchtlinge die lebensgefährliche Überfahrt von Libyen über das Mittelmeer in Richtung Europa. "Das hat mit den sommerlichen Wetterbedingungen zu tun, aber auch mit der Situation in Libyen", sagte Frédéric Pénard von der Hilfsorganisation. Die Lage in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland habe sich drastisch verschlechtert.

Katastrophale Lage in Libyen

Ähnlich lesen sich auch die Einschätzungen der Bundesregierung, die die "Neue Osnabrücker Zeitung" aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei zitierte. Demnach werden etwa 5600 Menschen unter möglicherweise katastrophalen Bedingungen in Haftzentren festgehalten, 3800 von ihnen in unmittelbarer Nähe zu den Schauplätzen des Bürgerkriegs. Die Insassen erhalten nach Angaben des Auswärtigem Amts maximal eine Mahlzeit am Tag. "Die Bundesregierung hat Kenntnis von unbestätigten Berichten zu möglichen Erschießungen beziehungsweise zur Androhung von Erschießungen [...]", heißt es in dem Bericht weiter. Zudem gebe es Meldungen, dass Inhaftierte von den Bürgerkriegsparteien zwangsrekrutiert würden.

Libyen Luftangriff Tajoura Detention Center bei Tripolis
Auf das Lager bei Tripolis, in dem diese Migranten festgehalten werden, ging im Juli ein Luftangriff niederBild: Reuters/I. Zitouny

Das Auswärtige Amt schätzt dem Bericht zufolge, dass sich 700.000 bis eine Million Flüchtlinge in Libyen aufhalten. Allerdings seien lediglich 53.000 als solche registriert. 

ehl/kle (afp, kna, epd)