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Zwei "Banker Gottes" ziehen sich zurück

2. Juli 2013

Die von Korruptionsskandalen erschütterte Vatikanbank kommt nicht aus den Schlagzeilen. Der Direktor der Bank trat zurück, ebenso ein Stellvertreter.

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Zentrale der Vatikanbank (Foto: afp)
Bild: picture-alliance/dpa

Wenige Tage nach dem Bekanntwerden neuer Vorwürfe gegen das seit Jahrzehnten umstrittene und immer wieder mit Geldwäsche in Zusammenhang gebrachte Finanzinstitut sind der Generaldirektor der Vatikanbank, Paolo Cipriani, und sein Stellvertreter Massimo Tulli zurückgetreten. Der Präsident der Vatikanbank, Ernst von Freyberg, werde die Aufgaben zunächst übergangsweise mit übernehmen, teilte der Vatikan mit.

Fragwürdige Millionen

Cipriani hatte seit 2007 für die Vatikanbank gearbeitet, war aber bereits früher in die Skandale rund um das Institut verwickelt. Schon im Jahr 2010 hatte die Staatsanwaltschaft in Rom Ermittlungen gegen Cipriani und den damaligen Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, eingeleitet, wegen des Verdachts der Geldwäsche. Die Polizei stellte damals 23 Millionen Euro sicher, die auf einem Vatikan-Konto einer römischen Bank deponiert waren. Zu einer Anklage kam es allerdings nicht.

Erst am Freitag war im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um die Bank ein hochrangiger Vatikan-Geistlicher festgenommen worden. Prälat Nunzio Scarano und zwei weiteren Beschuldigten werden Korruption, Betrug und Verleumdung vorgeworfen. Scarano, der bis vor kurzem Chefbuchhalter der vatikanischen Vermögensverwaltung war, soll einem früheren Geheimdienstmitarbeiter 400.000 Euro gezahlt haben, damit er 20 Millionen Euro Bargeld mit einem Privatflugzeug aus der Schweiz nach Italien bringt. Ob der Rücktritt der beiden Direktoren im Zusammenhang mit dem Skandal steht, wurde zunächst nicht bekannt.

Papst will ausmisten

Internationale Anti-Geldwäsche-Experten hatten im Sommer 2012 die Kontrolle der Vatikanbank als nicht ausreichend bezeichnet. Das Geschäftsgebaren sei wenig transparent. Im Juli desselben Jahres forderte der Europarat das Geldhaus, das unter anderem die Spenden der römisch-katholischen Kirche verwaltet, zu mehr Einsatz im Kampf gegen Geldwäsche auf.

Papst Franziskus (Foto; AFP/Getty Images)
Fest entschlossen, bei der skandalumwitterten Bank aufzuräumen: Papst FranziskusBild: Getty Images

Nach einer Neubesetzung im Aufsichtsrat der Bank hatte Papst Franziskus zuletzt eine Kommission zur Beobachtung der Vatikanbank eingerichtet. Die neue Kontrollkommission unter Leitung mehrerer Kardinäle sowie einer Harvard-Professorin soll die Arbeit des Geldinstituts ausleuchten. Vatikanbeobachter sind überzeugt davon, dass der Papst, der eine "arme Kirche" will, entschlossen ist, dass peinliche Problem mit der Vatikanbank zu lösen, notfalls auch mit deren Auflösung.

Die Bank

Die Vatikanbank trägt den offiziellen Titel Istituto per le Opere di Religione (IOR/Institut für die religiösen Werke). Sie hat ihren Sitz im Vatikanstaat und eine ungewöhnliche Organisationsstruktur: Wichtigstes Organ ist eine Kommission aus fünf Kardinälen, die vom Papst bestimmt werden - die Commissione cardinalizia. Diese Kommission ernennt die Mitglieder des Consiglio di sovrintendenza, einer Art Verwaltungsrat. An dessen Spitze steht seit Februar der deutsche Manager Ernst von Freyberg. Er war noch von Papst Benedikt XVI. berufen worden, um die skandalbelastete Bank in neue Bahnen zu lenken.

qu/kle (dpa, rtr,AP, afp, kna)