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Uber-Fahrer jetzt Mitarbeiter

17. März 2021

Es ist eine Schlappe für den Taxidienst Uber und eine Gefahr für das Geschäftsmodell: Fahrer in Großbritannien haben nun die Rechte von Mitarbeitern. Doch der nächste Streit deutet sich bereits an.

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Uber-Firmenlogo
Bild: Josh Edelson/AFP

Mindestlohn, bezahlter Urlaub und andere Arbeitgeberleistungen sind für Uber-Fahrer nicht vorgesehen. Gerade da setzt das Geschäftsmodell der Taxi-Plattform wie Uber an - genau wie auch bei der Konkurrenz wie Lyft. Denn die Frage, welchen Status die Fahrer haben ist elementar. Uber stuft Fahrer traditionell als ungebundene Vertragspartner ein, was Geld für viele Arbeitgeber-Verpflichtungen erspart. Ein Argument, das Uber immer anführt ist, dass diese Praxis den Fahrern auch die Möglichkeit gibt, für andere Fahrdienste unterwegs zu sein. 

Die neuesten Entwicklungen in Großbritannien sind für Uber nun eine kleine Revolution. Nach jahrelangem Rechtsstreit und einer Schlappe vor dem Obersten Gericht kündigte die US-Firma an, britische Fahrer nicht mehr als eigenständige Unternehmer, sondern als Mitarbeiter zu behandeln. Das meldete der Konzern in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht.

Streit um die Arbeitszeit wahrscheinlich

Bereits im Februar hatte der Londoner Supreme Court geurteilt, dass Uber die Fahrer in Großbritannien nicht als eigenständige Unternehmer betrachten kann. Uber argumentierte zunächst, dabei gehe es um wenige Fahrer, die die App 2016 nutzten. Diese Position stieß aber von Anfang an auf Skepsis.

Symbolbild Uber
Ein Uber-Fahrer aus den USA nimmt an einer Demonstration für mehr Arbeitsrechte teilBild: Reuters/M. Blake

Auch jetzt machte das Unternehmen klar, dass die neue Einstufung als "Worker" nach britischem Recht keinen Angestelltenstatus bedeute. So haben die Fahrer zwar Anrecht auf Mindestlohn, bezahlte Urlaubstage und Pensionszuschüsse, aber keine vollen Arbeitnehmerrechte, die etwa Elternzeiten oder Abfindungszahlungen umfassen.

Zudem garantiert Uber den Mindestlohn nur für die Zeit zwischen der Annahme eines Auftrags bis zum Ausstieg des Passagiers. Das könnte für weiteren Streit sorgen. Einer der Wortführer der schließlich erfolgreichen Klage gegen Uber, James Farrar, kritisierte prompt die Lösung. Das bedeute, dass es für 40 bis 50 Prozent der Arbeitszeit immer noch kein Geld geben werde, sagte er der Nachrichtenagentur PA.

"Wenn man bei Starbucks arbeitet und keine Kunden reinkommen, sollte man in der Zeit immer noch Geld bekommen? Natürlich sollte man das", argumentierte er. "Warten gehört zur Arbeit."

Bis zu 70.000 Fahrer betroffen

Der britische Mindestlohn ist nach Altersgruppen gestaffelt und wird zum 1. April auf bis zu 8,91 Pfund (aktuell 10,43 Euro) pro Stunde angehoben. Uber betont aber, die Fahrer verdienten während der Auftragszeit im Schnitt 17 Pfund pro Stunde in London und 14 Pfund im Rest des Landes. Von der Neuregelung sind nun 70.000 Fahrer in Großbritannien betroffen.

Auch in der US-Heimat und anderen Ländern hatte Uber wegen der arbeitsrechtlichen Behandlung seiner Fahrer bereits Rechtskonflikte. In Kalifornien drohten Uber und Lyft im vergangenen Jahr sogar, den Betrieb einzustellen, nachdem ein in dem Bundesstaat verabschiedetes Gesetz den Fahrern Mitarbeiter-Status zusprach. Das Regelwerk war dann aber bei einer Volksabstimmung gekippt worden.

Selbstfahrende Uber
Die Arbeitskosten so niedrig wie möglich zu halten, ist das Uber-Geschäftsmodell. Funktioniert langfristig am besten mit selbstfahrenden Autos wie hier in den USABild: picture-alliance/AP Photo/G. J. Puskar

In Deutschland funktioniert Uber nach rechtlichen Auseinandersetzungen um den Wettbewerb mit der Taxi-Branche anders. Hierzulande stellt der Konzern die Vermittlungsplattform - und die Fahrten werden von Mietwagenunternehmen ausgeführt, bei denen die Fahrer zumeist fest angestellt sind. Uber-Chef Dara Khosrowshahi räumte in einem Gastbeitrag im "Evening Standard" ein: "Für uns ist zunehmend klar, dass Flexibilität allein nicht ausreichend ist und soziale Absicherung nicht darunter leiden sollte." Zugleich betonte er die Vorzüge des britischen Arbeitsrechts und kritisierte "veraltete Beschäftigungsgesetze» in vielen anderen Ländern. Khosrowshahi rief zu Reformen in der Europäischen Union und den USA auf, um Flexibilität und Schutz unter einen Hut zu bringen.

nm/hb (dpa)