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KonflikteTunesien

Tunesien meldet einen Toten bei Zusammenstößen mit Migranten

4. Juli 2023

Der nordafrikanische Staat ist ein wichtiges Transitland für viele Flüchtende nach Europa. In dem wirtschaftlich angeschlagenen Land führt die Anwesenheit tausender Migranten zu Konflikten.

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Tunesien Migranten
Diese Migranten wurden am Hafen von Sfax von der Küstenwache festgesetzt (Archivbild)Bild: Hasan Mirad/Zumapress/picture alliance

Bei Zusammenstößen zwischen Migranten und Einheimischen in der Küstenstadt Sfax ist ein Tunesier getötet worden. Die Polizei habe drei Afrikaner aus der Subsahara-Region festgenommen, gab ein Gerichtssprecher bekannt. Sie stünden im Verdacht, für den Tod des Mannes verantwortlich zu sein.

In den vergangenen Nächten war es in der Stadt zu Zusammenstößen zwischen Einheimischen und Migranten gekommen. Laut Augenzeugen bewarfen sich Beteiligte beider Seiten mit Steinen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Unruhen zu beenden. Insgesamt 34 Menschen seien festgenommen worden, meldete die Staatsagentur TAP unter Berufung auf Justizkreise. Ein in sozialen Medien verbreitetes Video soll zeigen, wie eine Unterkunft in Brand gesetzt wurde, in der Migranten wohnten.

Hetze gegen Migranten aus Subsahara

Die Einwohner von Sfax hatten sich zuletzt über das Verhalten der Migranten beklagt. Diese wiederum sehen sich nach eigener Darstellung rassistischen Belästigungen durch die dort heimische Bevölkerung ausgesetzt. Im vergangenen Monat forderten die Bürger eine Abschiebung der Migranten mit der Begründung, Sfax dürfe keine Stadt der Flüchtlinge werden. Die Metropole liegt südlich der Hauptstadt Tunis am Mittelmeer.

Europa versucht, Druck auszuüben

In der mit rund 270.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Tunesiens halten sich Tausende vorwiegend afrikanische Migranten auf, die von der dortigen Mittelmeer-Küste aus nach Europa aufbrechen wollen. Weil der Hafen von Sfax streng bewacht wird, wagen viele Migranten in teils seeuntauglichen Booten von nahe gelegenen Stränden die Überfahrt.

Tunesien zählt mit Libyen zu den wichtigsten Transitländern für Migranten in Nordafrika auf dem Weg nach Europa. Tunesiens Präsident Kais Saied kündigte zuletzt ein härteres Vorgehen gegen sie an, woraufhin es zu einer Welle von Gewalt und Schikanen gegen Migranten aus Ländern südlich der Sahara kam. Dies sehen Beobachter zusammen mit der Wirtschaftskrise in Tunesien als Grund für einen zuletzt sprunghaften Anstieg der Migranten, die von dort die Überfahrt nach Europa antreten. Aber auch viele Tunesier versuchen angesichts der wirtschaftlichen Probleme in ihrer Heimat per Boot nach Europa zu gelangen.

Das Land steht unter Druck aus Europa, den Aufbruch der Migranten von seinen Küsten aus zu unterbinden. Präsident Saied hat jedoch erklärt, Tunesien werde nicht die Aufgabe eines Grenzschützers für die Europäer übernehmen.

qu/kle (rtr, dpa)